Fine Dining

Sarah Hallmann ist Gastronomin des Jahres: Genau die richtige Wahl!

Die wunderbare Sarah Hallmann wird vom Gault Millau 2023 als Gastronomin des Jahres geehrt. Es hätte kein besseres Restaurant treffen können als das Hallmann & Klee am Böhmischen Platz in Neukölln. 

Sarah Hallmann beim Covershooting für die tipBerlin-Speisekarte. Der Gault Millau würdigt sie – zurecht! Foto: Saskia Uppenkamp

Gault Millau stellt Frauen in den Fokus – und zeichnet Sarah Hallmann aus

Nach dem Restaurantführer ist vor dem Restaurantführer. Und hatten wir den Gault Millau spätestens nach einem seltsam unengagierten Umgang mit der Corana-Pandemie und den daraus resultierenden Krisen seines Untersuchungsgegenstands, der guten und sehr guten Gastronomie, schon abgeschrieben, ist Deutschlands historisch (immer nur) zweitrelevantestes Genussguide plötzlich zurück. Ja mehr noch: Wirkten die diesjährigen Entscheidungen des Guide Michelin hier beliebig und da aus der Zeit gefallen, behauptet ausgerechnet der Gault Millau, früher gern Freund des Wohlltemperierten, plötzlich entschlossene Zeitgenossenschaft. Frauen, als Köchinnen wie Unternehmerinnen, sollen künftig im Fokus stehen. Und der am 19. Juni erschienene Gault Millau für 2023/24 hat diesbezüglich Wort gehalten.

Das perfekte Schmorgericht, das perfekte Radieschen

Damit genug der Vorrede. Gastronomin, also Gatsronom:in, des Jahres wurde Sarah Hallmann aus dem wunderbaren Hallmann & Klee am Böhmischen Platz in Rixdorf, also Neukölln. Sarah Hallmann war bereits das Gesicht unserer tip-Speisekarte 2020. Vor allem aber hatten auch wir uns in der Vergangenheit immer wieder verwundert, oder verstört, die Augen gerieben, wie verlässlich das Hallmann & Klee von den überregionalen Kritiker:innen übergangen worden war. Was wohl nur damit begründet werden konnte, dass für die Tester:innen eine feine Küche immer zwangsläufig eine verfeinerte Küche blieb. Und nicht das perfekte Schmorgericht, das perfekte Radieschen und die perfekte Atmosphäre. Perfekt sind unsere Abende am Böhmischen Platz bisher noch immer gewesen. 

Rind, Rote Bete, Radicchio im Hallmann & Klee. Foto: Hallmann & Klee

Zudem ist das Hallmann & Klee vielleicht das Restaurant Berlins, das sich am konsequentesten und frühesten gegen den Mythos des genialen Kochkünstlers, der genialen Kochkünstlerin gestellt hat. Weshalb es fast schade ist, aber so sind nunmal die Statuten, dass der Gault Millau eben EINE Gastronomin auszeichnet. Und nicht auch Küchenchefin Rosa Beutelspacher oder Sommelière Janine Woltaire. Egal, im Hallmann & Klee wird man die Auszeichnung als Teamleistung begreifen und gemeinsam feiern. Und doch auch wissen, auch das ist eine unbedingte Qualität dieses Lokals, dass Auszeichnungen das eine sind, die allabendliche Arbeit im Gastraum aber die Hauptsache.

Sarah Hallmann bei unserem Weinmahleins im Hallmann & Klee 2019: hungrig auf Veränderung. Foto: Janina Steinmetz

Dass zudem die junge Alina Jakobsmeier aus dem Restaurant Pars am Savignyplatz als „Vorreiterin einer Next Generation“ (an diesem Wording sollte der Gault Millau noch arbeiten) ausgezeichnet worden ist, unterstreicht unseren Eindruck eines entdeckungshungrigen Restaurantführers und einer tatsächlichen Aufbruchsstimmung. Wohl auch, weil der Gault Millau zuletzt an Boden verloren hatte, traut man sich plötzlich, Neues zu kosten – und zu feiern. Wir hatten Alina Jakobsmeier als eine weibliche Variante eines Jonas Merold oder Vadim Otto Ursus beschrieben – weniger deftig in den Aromen und der Attitüde. Und damit durchaus gemeint, dass das Kulinarische nicht nur noch immer mehr weibliche Stimmen braucht – sondern auch einen diverseren Geschmack. 

Dass der Gault Millau sich nun traut, die ehedem so uniforme Welt des hiesigen Fine Dining in seiner Komplexität (der Aromen, Atmosphären und ganz generell der Konzepte) abzubilden, ist eine Entwicklung, auf die wir wirklich Hunger haben. 

  • Hallmann & Klee Böhmische Straße 13, Neukölln, Mi–Sa 18–23 Uhr, mehr Infos hier

Seit Erscheinen dieses Textes hat Sarah Hallmanns Restaurant einen Michelin-Stern erhalten – wir gratulieren!


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