Filmfestival

Filmfestival „DOKUARTS“: Von Nam June Paik bis Goya

Nach drei Jahren Pause findet das Festival „DOKUARTS“ wieder statt. Es widmet sich Filmen, die sich mit den Künsten befassen. Dabei werden alle Formen vom Essay über das klassische Porträt bis zum Experiment vertreten sein. Die diesjährige Ausgabe geht vom 4. bis 15. Oktober. Der tipBerlin macht vier Vorschläge aus dem Programm.


„Apolonia, Apolonia“: Eröffnung des Festivals „DOKUARTS“

„Apolonia, Apolonia“ von Lea Glob. Bild: Dokuarts

2009 begann Lea Glob, die Malerin Apolonia Sokol zu filmen. Sie lebt in einem Off-Theater in Paris, umgeben von einer Boheme, in die ihre Eltern sie einst geboren hatten. Die Bilder, die sie malt, haben häufig mit der Geschichte ihrer Familie zu tun, mit einer Geschichte von Vertreibungen und Fluchten, aus Belarus nach Sibiren, von dort nach Polen, von dort nach Dänemark, dann ohne einen Groschen in der Tasche nach Paris. Apolonia lässt die Kamera in ihrem Leben sehr intim teilhaben, man lernt Oksana von der ukrainistischen Gruppe Femen kennen, und man ist dabei, wie Apolonia sich auf dem Kunstmarkt zu etablieren versucht, in New York oder in Los Angeles. Das spannende Porträt einer hochinteressanten Figur ist auf dem Festival „DOKUARTS“ dreimal zu sehen.

  • 4.10. um 19.30 im Kino in der Kulturbrauerei (Festivaleröffnung)
  • 5.10. 20 Uhr im Klick Kino
  • 13.10. 20 Uhr im Brotfabrik-Kino

Desperate Souls, Dark City and the Legend of the Midnight Cowboy

„Desperate Souls, Dark City and the Legend of Midnight Cowboy" von
„Desperate Souls, Dark City and the Legend of Midnight Cowboy“ von Nancy Buirski. Bild: Dokuarts

1969 erregte ein Film, dessen Hauptfigur in New York als Callboy Erfolg hat, Aufmerksamkeit durch seinen offenherzigen Umgang mit Tabus. Sein Regisseur haderte mit seiner Homosexualität, sein Drehbuchautor hatte auf der Schwarzen Liste gestanden: ein game changer, ausgezeichnet mit drei Oscars. „Desperate Souls, Dark City and the Legend of the Midnight Cowboy“ verortet „Asphalt-Cowboy“ sehr genau in seiner Zeit.

  • 5.10. um 19.30 Uhr im Kino in der Kulturbrauerei
  • 14.10. um 18 Uhr Kino in der Brotfabrik
  • 14.10. um 20 Uhr im Klick Kino

Absent God

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„Absent God“ von Yoram Ron. Bild: Dokuarts

Dieses Porträt des Philosophen Emmanuel Levinas (1905–1995) stammt aus dem Jahr 2014. „DOKUARTS“ nimmt es ins Programm, weil es grundlegend ist für das diesjährige Thema „Visual Alterity“ – was machen uns Bilder über das Andere oder über Andersheit (Alterity) begreiflich? Levinas, geboren in Litauen, entwickelte sein Denken aus den Erfahrungen mit dem menschlichen Anblick. Wer in ein Gesicht blickt, sieht sich einem Anspruch gegenüber: Du darfst nicht töten. Sogar noch radikaler: Du darfst dich dem Anderen (in seiner Not) nicht verweigern. In „Absent God“ bekommt man eine kompakte Einführung in das ethische Denken eines der großen Philosophen des 20. Jahrhunderts.

  • 6.10. 21.30 Uhr im Kino in der Kulturbrauerei
  • 12.10. 18 Uhr im Kino in der Brotfabrik, siehe dazu auch das Forum „Visual Alterity“
  • 7.10 ab 13 Uhr im Haus für Poesie, Knaackstr. 97

Goya, Carrière und der Geist von Buñuel

„Goya, Carrière und der Geist von Buñuel“ von José Luis Lopéz-Linares. Bild: Dokuarts

Im sehr hohen Alter unternahm der legendäre Drehbuchautor Jean-Claude Carrière eine Reise in seine spanische Heimat, auf den Spuren des Malers Goya, der aus der gleichen Gegend kam, aus Aragonien. Die Beschäftigung mit den Gemälden und Zeichnungen ergibt Verbindungen in die unterschiedlichsten Richtungen, zu Mozart in die Musik, zu Julian Schnabel in die Gegenwartskunst, schließlich aber vor allem zu dem Filmemacher, mit dem Carrière seine wichtigste Zusammenarbeit hatte: Luis Buñuel.

  • 8.10. um 19.30 im Kino in der Kulturbrauerei
  • 9.10. 20 Uhr Klick Kino
  • 12.10. 20 Uhr Kino in der Brotfabrik

Nam June Paik – Moon is the Oldest TV

„Nam June Paik – Moon is the Oldest TV“ von Amanda Kim. Bild: Dokuarts

Ein Porträtfilm über den wohl berühmtesten Videokünstler seiner Epoche. Nam June Paik kam 1956 nach Deutschland, ein Student aus dem „unterentwickelten“ Korea. Er wollte eigentlich Komponist werden, aber ein Konzert von John Cage (bei dem eine Schreibmaschine eine wichtige Rolle spielte und ein Klavier eher malträtiert als gespielt wurde) brachte den Durchbruch zu einer neuen Kunstpraxis. Amanda Kim durchmisst die ganze Karriere, lässt Expertinnen zu Wort kommen und hat jede Menge spannendes Material.

  • 8. Oktober um 17 Uhr im Kino in der Kulturbrauerei
  • 13.10. um 20 Uhr im Klick Kino
  • 14.10. um 20 Uhr im Kino in der Brotfabrik

DOKUARTS 4. bis 15. Oktober

Im Kino in der Kulturbrauerei, Klick Kino und Kino in der Brotfabrik, Programm und weitere Infos hier


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