Harrison Ford versucht, auch mit 80 noch eine gute Figur zu machen: Aber „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ macht insgesamt leider eine schlechtere Figur, findet tip-Kritiker Michael Meyns. Woran der Blockbuster scheitert, lest ihr hier.
„Indiana Jones und das Rad des Schicksals“: Eine gut geölte Maschine
Wenn selbst Steven Spielberg keine Lust mehr hat, einen Indiana Jones-Film zu drehen, sollte man sich vielleicht fragen, ob es langsam genug ist. Zumal der nicht zu ersetzende Darsteller des Indiana Jones, Harrison Ford, für sein Alter zwar sehr fit ist, aber wenn das Alter bei den Dreharbeiten in den hohen 70ern liegt, bedeutet das eben auch: Mehr als drei, vier Meter rennen, ohne aus der Puste zu geraten, ist nicht mehr drin, ausgiebige Actionszenen oder andere, physisch anstrengende Szenen sind mit diesem Hollywood-Rentier also nicht zu realisieren.
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All das hinderte den Disney-Konzern selbstverständlich nicht daran, eine seiner wichtigsten und erfolgreichsten Marken noch einmal zu melken. Das Ergebnis heißt „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“, hat Abenteuer, wechselnde exotische Schauplätze, die Peitsche, den Hut, mystische archäologische Artefakte und natürlich Nazis. Angesichts eines Budgets von rund 300 Millionen Dollar und des soliden Handwerkers James Mangold auf dem Regiestuhl sieht das alles prima aus, schnurrt wie eine gut geölte Maschine. Und ist fast vollständig seelenlos.
Mal wieder Nazis
Ende des Zweiten Weltkriegs beginnt die Geschichte, die Nazis in Gestalt des Wissenschaftlers Jürgen Voller (Mads Mikkelsen) suchen ebenso wie Indiana Jones nach dem Antikythera, einen vom griechischen Mathematiker Archimedes entworfenen Mechanismus, der Zeitreisen ermöglichen soll. 1969 geht die Jagd weiter, Jones wird jetzt unterstützt von seiner Patentochter Helena (Phoebe Waller-Bridge), die einen Sidekick mitbringt, der nicht Short Round, sondern Teddy heißt, und nicht asiatischer, sondern arabischer Herkunft ist. Nicht der einzige Verweis auf die legendäre Trilogie aus den 1980er- Jahren, doch die Magie jener modernen B-Pictures, voller haarsträubender Abenteuer in exotischen Locations und einem Hauch von religiösem Mystizismus lässt sich nicht am Reißbrett herstellen.
Allein in den letzten 20 Minuten wagt dieser Film eine kurze, wahnsinnige Wendung, die fast für das zuvor Gesehene entschädigt. Aber nur fast, denn meist bestätigt auch „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ die These, dass Nostalgie zwar Geld einbringt, aber Originalität abtötet.
- Indiana Jones and the Dial of Destiny USA 2023; 142 Min.; R: James Mangold; D: Harrison Ford, Phoebe Waller-Bridge, Antonio Banderas, Kinostart: 29.6.
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