Kunstwoche

Berlin Art Week 2021: Alle Infos, alle Highlights der Kunstwoche

Sie gehört zu den wichtigsten Ereignissen im Kunstjahr der Hauptstadt: Die Berlin Art Week findet 2021 wieder in gewohnter Art und Weise statt. Es ist bereits die zehnte Ausgabe des Events, bei dem sich die zeitgenössische Kunstszene umfassend präsentiert. Das Besondere ist, dass sich Museen genauso beteiligen wie Galerien, private Sammler genauso ihre Schätze zeigen wie Projekträume neue Werke. Die Berlin Art Week 2021 findet vom 15. bis 19. September statt.

Positions Berlin Art Fair 2020. Foto: Clara Wenzel-Theiler/Positions Berlin GmbH 2020

Berlin Art Week 2021: Umfassendes Programm mit Touren, täglich Events im BAW-Garten

Neu bei der zehnten Auflage ist das Vermittlungsprogramm „Explore Art Week“. Die Besucher:innen sollen sich bewusst neuen Erfahrungen aussetzen und neue Blickwinkel einnehmen. Dafür werden einerseits wie immer zahlreiche Tour und Führungen angeboten, die tiefere Einblicke erlauben, als das vielen bei der Erkundung auf eigene Faust möglich wäre. Zum anderen öffnet der „BAW-Garten“ auf dem Gelände vor dem Kindl-Zentrum für zeitgenössische Kunst in Neukölln.

Der BAW-Garten soll die Begegungsstätte der Kunstwoche sein, hier sollen sich die Menschen aus Berlin, Kunstinteressierte und alle anderen über das Erlebte austauschen können – an allen fünf Tagen, täglich von 9 bis 22 Uhr, wird hier ein Programm aus Workshops, Gesprächen, Kunst und Musik umgesetzt. Der Eintritt ist frei. Jeden Morgen zum Start gibt es ein Aufwachprogramm in Kooperation mit dem Verein Stadtbewegung. Anschließend wird sich jeden Tag ein anderes Kunstinstitut vorstellen, es gibt gemeinsame Mittagessen, Mitmach-Aktionen und vieles mehr.

Die zahlreichen Touren werden zu Fuß, mit dem Rad, teils auch mit dem Bus durchgeführt. Damit können alle das finden, was für sie am sinnvollsten ist. Mehrstündige Fahrradtouren zu Projekträumen im ganzen Stadtgebiet bis hin zu kleinen Kiez-Spaziergängen zu Galerien inklusive Gastro-Tipps.

Ein paar der wichtigsten Ausstellungen und Destinationen stellen wir hier vor.


Positions Berlin Art Fair (9.9. – 12.9.)

An der Positions nehmen rund 110 meist europäische Galerien teil und bieten Arbeiten aller Genres zum Verkauf an, 2021 bereits eine Woche vor Beginn der Berlin Art Week, weil der Takt der internationalen Messen in der Pandemie durcheinander geraten ist. Das ändert nichts daran, dass die Positions besonders publikumsfreundlich bleibt: mit einer Abteilung von preiswerten Arbeiten für Menschen, die mit dem Kunstkaufen beginnen möchten, eine Online-Plattform mit digitalen Einblicken in die Galerien, Arbeiten von Hochschul-Absolvent:innen sowie der Vergabe von Preisen für junge Berliner Galerien und für Künstler:innen aus Osteuropa.

  • Flughafen Tempelhof Hangar 5 + 6, Tempelhofer Damm 45, Tempelhof, 9.9. nur für geladene Gäste; Fr 10.9. + Sa 11.9. 14–20 Uhr, So 12.9. 13–18 Uhr, Eintritt 16/8 €, bis 16 J. frei, Zeitfenstertickets: positions.de

Nothingtoseeness – Leere/Weiß/Stille (15.9. – 12.12.)

Karin Sander Wandstück, 1992 Wandfarbe, poliert 150 x 100 cm Städtisches Museum Abteiberg, Mönchengladbach, permanente Installation Foto: Werner J. Hannappel / © Karin Sander/VG Bild-Kunst, Bonn, 2021

Wie laut Stille und wie voll das Nichts sein kann, erfahren Besucher:innen in dieser interdisziplinären Superschau. Ausgehenden von den radikalen Gesten der 60er-Jahre wie tonloser Musikstücke, monochromer Malerei oder experimenteller Texte verhandeln 50 Künstler:innen die Farbe Weiß und deren Assoziationen von Leere und Fülle. Gezeigt werden Arbeiten vieler bekannter Namen von gestern und heute, darunter Yoko Ono, Ólafur Elíasson oder Ceal Floyer.

  • Akademie der Künste Hanseatenweg 10, Hansaviertel, Eröffnung 15.9. 11–24 Uhr, Di–So 11–19 Uhr, 9/6 €, bis 18 J. Eintritt frei, Zeitfenstertickets: adk.de; nothingtoseeness.de

Ferdinand Hodler und die Berliner Moderne (10.9.21 – 17.1.22), Alicja Kwade: In Abwesenheit (18.9.21 – 4.4.22)

Der Schweizer Maler Ferdinand Hodler (1853–1918) zeigte seine Werke oft in Berlin, um seine Karriere voranzutreiben. Nun zeichnet die Berlinische Galerie in Kooperation mit dem Kunstmuseum Bern diese Berlin-Schweiz-Connection in 50 Hodler-Gemälden nach, dazu kommen Arbeiten von Corinth, Leistikow und Wolfthorn. Hodler ist ein bedeutender Vertreter des Symbolismus, dessen idealistische Überhöhungen lang als anstrengend empfunden wurden, der aber gerade neues Interesse erfährt. Als Kontrastprogramm zeigt das Museum eine Soloschau der von naturwissenschaftlich-philosophischen Fragen getriebenen Alicja Kwade.

  • Berlinische Galerie Alte Jakobstr. 124–128, Kreuzberg, Mi–Mo 10–18 Uhr, 10/7 €, bis 18. J. frei, Zeitfenstertickets: berlinischegalerie.de

The Cool and the Cold. Malerei aus den USA und der UdSSR 1960–1990 (24.9.21 – 9.1.22)

Eric Fischl Cargo Cults, 1984 Öl auf Leinwand, 233,6 x 335,2 cm Foto: Carl Brunn / Eric Fischl/VG Bild-Kunst, Bonn 2020 / Courtesy Ludwig Forum für Internationale Kunst Aachen / Leihgabe der Peter und Irene Ludwig Stiftung

Während uns mit Jackson Pollock und Andy Warhol Werke des abstrakten Expressionismus und der Pop Art in hiesigen Museen öfter begegnen, geschieht das bei deren Kunst-Zeitgenoss:innen aus der Sowjetunion selten. Die umfangreiche Schau im Gropius Bau bringt beide Seiten zusammen und zeigt mit Leihgaben aus der Sammlung Ludwig auch zahlreiche Vertreter:innen des Moskauer Konzeptualismus oder der Soz Art wie Ilja Kabakov und Erik Bulatow.

  • Gropius Bau Niederkirchnerstr. 7, Kreuzberg, Mi–Mo 10–19 Uhr, 15/10 €, bis 16 J. frei, Zeitfenstertickets: berlinerfestspiele.de

Basir Mahmood: Good Ended Happily (29.8.21 – 27.2.22)

Basir Mahmood. Foto: Ahsan Isamil Photography

Lollywood, das war einmal Lahores Antwort auf das indische Bollywood. In diesem Umfeld hat Basir Mahmood, Teilnehmer der Berlin Biennale 2018, seine Videoarbeit „Good Ended Happily“ entwickelt. Neben dem Inhalt (Tod des Al-Quaida-Führers Osama bin Laden) interessiert den Künstler die Produktion beim Film: Das Team in Pakistan samt Regisseur hat allein gedreht, Mahmood hat aus der Ferne nur erste Anweisungen gegeben. Ein ästhetisch wie politisch interessantes Experiment. Zudem zeigt das Kindl im Maschinenhaus die Gruppenausstellung „Ende Neu“, im Haus M2 Tatjana Doll und im Kesselhaus Alexandra Bircken (beide ab 19.9.21).

  • Kindl Am Sudhaus 3, Neukölln, Mi 12–20, Do–So 12–18 Uhr, 5/3 €, bis 18 J. frei, Tickets: kindl-berlin.de

Untie to Tie: Pallay / Pampa: andine Kreuzungen (15.9. – 31.12.)

Daniela Zambrano Almidón, Zeichnung für Suma Qamaña en la ciudad (Gutes Leben in der Stadt), 2020, © Künstlerin

Völkern ihre Fortschrittslehren auf. Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, von indigenen Kulturen zu lernen. Die Schau versammelt Künstler:innen und Forscher:innen aus Peru, die sich mit kulturellen und ökonomischen Praktiken indigener Gruppen aus den Anden auseinandersetzen. Daraus entstandene Arbeiten, in Textil genauso wie in Video, behandeln Ideen eines Gleichgewichts von Wirtschaft, Natur und Gemeinschaft. Mit Carolina Estrada, Juan Osorio, Kenyi Quispe, Emilio Santisteban und Daniela Zambrano.

  • Ifa-Galerie Linienstr. 139–140, Mitte, Berlin Art Week Zeiten: 15.9. 14–22 Uhr, 16.–19.9. 14–21 Uhr, regulär Di–So 14–18 Uhr, Eintritt frei, ifa.de

Tony Cragg: Drawing as Continuum (17.9.21 – 9.1.22)

Von dem Bildhauer Tony Cragg kennt man in Berlin vor allem seine gewundenen, amorphen Skulpturen aus Holz und Bronze, etwa aus der Kreuzberger Buchmann Galerie oder weithin sichtbar seit 2020 vor dem Marie-Elisabeth-Lüders-Haus in Mitte (Foto). Cragg, Mitglied der Akademie der Künste und lang Kunstprofessor in Berlin, verließ die Stadt gen Nordrhein-Westfalen. In Wuppertal gründete er den Skulpturenpark „Waldfrieden“, in Düsseldorf wurde er Rektor der Kunstakademie. Nun gibt es ein Wiedersehen mit Tony Cragg: Das Zehlendorfer Haus am Waldsee, das eine Skulptur von ihm im Garten aufgestellt hat, zeigt einen weniger bekannten Teil seines Werks: Arbeiten mit Bleistift und Wasserfarben auf Papier und energiegeladene Skulpturen im Innenraum.

  • Haus am Waldsee Argentinisches Allee 30, Zehlendorf, Eröffnung 16.9. 19:30 Uhr, Di–So 11–18 Uhr, 7/5 €, bis 18 J. + 1. So/ Monat Eintritt frei, Zeitfenstertickets: hausamwaldsee.de

Illiberal Arts + Kosmokopien (11.9. – 21.11. + 27.8. – 19.9.)

Videostill aus Pep. Foto: Courtesy of Jordan Strafer

Verlässlich widmet sich das Haus der Kulturen der Welt (HKW) den Themenfeldern Politik und Gesellschaft: Aktuell mit Fokus auf die Komposition des Musikers Nicholas Bussmann, der in „Kosmokopien“ Besucher:innen dazu einlädt, an seinen Arbeiten zu Identität und Stereotypen teilzunehmen. Und in der Ausstellung „Illiberal Arts“, in der gleich die gesamte heutige „veranstaltende Kunst“ hinterfragt wird – mittels einer großen Gruppenschau, unter anderem mit Jordan Strafer (Abb.), Jenny Nachtigall und Natascha Sadr Haghighian, kuratiert von Anselm Franke und Kerstin Stakemeier.

  • Haus der Kulturen der Welt John-Foster-Dulles-Allee 10, Tiergarten, Mi–Mo 12–20 Uhr, Kosmokopien: Eintritt frei, Illiberal Arts: 7/3 €, Zeitfenstertickets: hkw.de

Tomas Schmit Retrospektive (15.9.21 – 23.1.22 + 15.9.21 – 9.1.22)

Tomas Schmit, aktion ohne publikum, 1965, aufgeführt bei 24 stunden, Galerie Parnass, Wuppertal, Staatsgalerie Stuttgart, Archiv Sohm Foto: © Hanns Sohm / Galerie Parnass, Wuppertal / Staatsgalerie Stuttgart / Archiv Sohm

Gleich zwei Ausstellungen laden zur Wiederentdeckung des Aktions- und Konzeptkünstlers ein: Tomas Schmit (1943–2006) zählt zu den Pionieren der Fluxus-Bewegung. Seinen radikalen Werkabschnitt zeigt der Neue Berliner Kunstverein (NBK) unter dem Titel „Stücke, Aktionen, Dokumente 1962–1970“. Das zeichnerische Werks Schmits stellt das Museum Kupferstichkabinett mit 170 Arbeiten aus dem eigenen Bestand vor, ergänzt um Leihgaben. Schmits Hinwendung zum Zeichenpapier ist keine Abkehr von den Fluxus-Ideen, sondern die Übersetzung dieser Praxis in ein neues Medium – zum Beispiel mittels Blindzeichnungen.

  • Neuer Berliner Kunstverein Chausseestr. 128/129, Mitte, Eröffnung 15.9. 12–22 Uhr, Di–So 12–18, Do 12–20 Uhr, Eintritt frei, nbk.org
  • Kupferstichkabinett Matthäikirchplatz Tiergarten, Di–Fr 10–18, Sa+So 11–18 Uhr, bis 18 J. frei, Preise & Zeittickets: smb.museum

Time without end (15.9. – 11.12.)

Die aktuelle Ausstellung des Fluentum-Teams um Sammler Markus Hannebauer widmet sich dem Faktor Zeit in der aktuellen Medienkunst. In Arbeiten unter anderem von Evan Calder, Florian Wüst, Klaus vom Bruch (Abb.) und Loretta Fahrenholz wird aber nicht nur die Zeit an sich thematisiert. Die Kurator:innen wollen vor allem zeigen, wie länger zurückliegende Ereignisse oder Erzählungen sich heute Bahn brechen – oder zumindest immer noch spürbar sind.

  • Fluentum Clayallee 174, Zehlendorf, Berlin Art Week Zeiten: 15.–19.9. 11–18 Uhr, regulär: Fr 11–17, Sa 11–16 Uhr, keine Anmeldung, Eintritt frei, fluentum.org

Ways of Seeing Abstraction (bis 7.2.22.)

Rana Begum Titel I Title: WP 412, 2020 Beschreibung I Description: Zeichnung mit Pauspapier Je 45 x 70 cm Drawing with transfer paper Each 45 x 70 cm

Mit rund 170 Arbeiten aus der Sammlung der Deutschen Bank konzentriert sich das Palais Populaire auf Abstraktionen: Die Schau vergleicht viele zeitgenössische mit einigen historischen Positionen, darunter Cabrita, Blinky Palermo, Charlotte Posenenske sowie Jorge Pardo, Karin Sander und Kapwani Kiwanga. Interessant wird es dabei, über die heutige Rolle abstrakter Kunst nachzudenken – gerade im Vergleich mit der Ausstellung über die Geschichte der „Documenta“ auf der anderen Straßenseite im Deutschen Historischen Museum, die an abstrakte Kunst als Aushängeschild der westlichen Nachkriegswelt erinnert.

  • Palais Populaire Unter den Linden 5, Mitte, Mi–Mo 11–18 Uhr, Do 11–21 Uhr, Eintritt frei, Zeittickets: palaispopulaire.db.com

Das vollständige Programm der Berlin Art Week findet ihr hier, zudem könnt ihr euch hier über Touren und BAW-Garten informieren. Das Journal der BAW lest ihr hier. Und wer das ganze lieber zum Anfassen hat: Im aktuellen tipBerlin findet ihr nicht nur umfassende Hintergrundstücke, sondern auch ein Booklet, das euch bei der Orientierung hilft.


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Immer aktuelle Neuigkeiten zu Ausstellungen in Berlin findet ihr hier. Kurz nach der Berlin Art Week wird auch das populäre Lost Art Festival stattfinden. Und endlich wieder offen seit wenigen Wochen – die Neue Nationalgalerie: So gut ist die neue Ausstellung.

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