Kunst

Kunstjahr 2024 in Berlin: Die wichtigsten Ausstellungen des Jahres

Das Kunstjahr 2024 in Berlin wird spannend! Nachdem vergangenes Jahr große Ausstellungen und Festivals viele Besucher:innen lockten und politische Diskussionen die Gemüter erhitzen, wird es dieses Jahr nicht weniger lebhaft und kontrovers zugehen. Wir geben einen Überblick über die großen Ausstellungen und Veranstaltungen, auf die wir uns jetzt schon freuen und die ihr auf keinen Fall verpassen solltet. Wir sehen uns!


Valie Export

Valie Export, „Tapp- und Tastkino“, 1968. Foto: VALIE EXPORT, VG Bild-Kunst, Bonn 2023; Foto: Werner Schulz

Valie Export hielt der Gesellschaft ihre Brüste und ihre Vulva vor. Die österreichische Künstlerin aus dem Umkreis der Wiener Aktionisten mischte die Bürgerlichkeit ab Ende der 1960er-Jahre mit radikalen, heute ikonischen, Perfomances auf: Sie führte Künstlerkollege Peter Weibel an der Leine durch die Wiener Innenstadt, lud fremde Menschen auf der Straße mit einem Pappkarton vor dem Oberkörper zum Anfassen im „Tapp-und Tastkino“ und verursachte in einem Kinosaal eine „Genitalpanik“. Feministisch, radikal, witzig und komplex ist das Werk aus Medien-, Performance- und Filmkunst. Mit der Retrospektive würdigt die C/O Berlin Export als eine der wichtigsten Künstler:innen des 20. Jahrhunderts, die bis heute nichts an ihrer Relevanz verloren hat. Gezeigt werden Werke, die zwischen 1966 und 2009 entstanden sind.

  • C/O Berlin Hardenbergstr. 22-24, Charlottenburg, Mo-So 11-20 Uhr, 12/6 €, bis 18 J. frei, 27.1.–22.5.

Halt die Ohren steif! Gundula Schulze Eldowy und Robert Frank

Gundula Schulze Eldowy, „Papst“, New York, 1990 aus der Serie In einem Wind aus Sternenstaub. Foto: Gundula Schulze Eldowy

Gundula Schulze Eldowy und Robert Frank begegneten sich 1985 in Ost-Berlin und entdeckten ihre künstlerische Verbundenheit durch ihren gemeinsamen Blick für Außenseiter und ihre Unabhängigkeit entdeckten. Schulze Eldowy provozierte mit Bildern, die die Kriegsspuren Ost-Berlins einfangen, und Aktporträts von sensibler, schonungsloser Würde. Der schweizerisch-amerikanische Fotograf Robert Frank, bekannt für sein Gegenbild zum American Dream in „The Americans“ (1958), begann mit Schulze Eldowy einen intensiven Briefwechsel. Nach dem Mauerfall folgte sie seiner Einladung nach New York, wandelte ihre Bildästhetik weg von der direkten Realität hin zu fluiden Formen durch den Einsatz neuer Techniken. Die Ausstellung rekonstruiert Schulze Eldowys Weg von Ost-Berlin nach New York und ihre Entwicklung von Straight Photography zu einer poetischen Bildsprache. Gezeigt werden rund 230 Werke sowie Filme, Briefe und Tagebücher als Dialog der beiden Kunstschaffenden.

  • Akademie der Künste Pariser Platz, Mitte, Di–Fr 14 – 19, Sa+So 11 – 19 Uhr, € 9/6, bis 18 J. frei sowie dienstags und jeden ersten Sonntag im Monat, 25.1.–1.4.24

Josephine Baker. Icon in Motion

Die Ikone Josephine Baker am 14. Januar 1926 in Berlin. Foto: Imago/ Zuma/Keystone

Nackte Brust, Bananenrock, Charleston: Mit diesen Charakteristika ist Josephine Baker (1906–1945) in die internationale Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts eingegangen. In den 1920er Jahren sorgte die US-Amerikanerin mit ihren schambefreiten, expressiven und witzigen Tanz-Performances für Aufsehen – von New York über Paris bis nach Berlin. Geschenkt, dass sie damals als schwarze Frau exotisiert und, obwohl ein Kind des vermeintlich zivilisierten Westens, als „wilde Fremde“ auf der Bühne erotisiert wurde. Die von Klaus Biesenbach kuratierte Ausstellung „Josephine Baker. Icon in Motion“ beleuchtet die künstlerische Entwicklung und Erfolgsstrategien von Baker und ihren Einfluss auf zeitgenössische Künstler:innen.

  • Neue Nationalgalerie Potsdamer Str. 50, Tiergarten, Di/ Mi, Fr–So 10–18, Do 10–20 Uhr, 14/ 7 €, bis 18 J. + 1.  So/ Monat frei, 26.1.–28.4.

Nancy Holt. Circles of Light 

Nancy Holt, „Sun Tunnels“ (1973-76), Great Basin Desert, Utah. Foto:© Holt/Smithson Foundation / VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Foto: Nancy Holt

Sie gehörte zu den ersten, die Dinge in die amerikanischen Wüstenlandschaften brachten und es Kunst wurde. Nancy Holt ist für ihre Pionierarbeit im Bereich der Land Art bekannt. Ihre künstlerischen Werke, insbesondere ihre monumentalen Installationen wie beispielsweise „Sun Tunnels“, verbanden Natur, Landschaft und Licht auf innovative Weise, um eine neue Wahrnehmung von Raum und Umgebung zu schaffen. Damit ist sie auch heute, besonders heute, relevant. Mit „Nancy Holt. Circles of Light“ zeigt der Gropius Bau die bislang umfassendste Überblicksausstellung der Künstlerin in Deutschland. Die Ausstellung umfasst unter anderem Film, Video, Fotografie, Soundarbeiten, konkrete Poesie, Skulpturen und raumgreifende Installationen sowie Zeichnungen und Dokumentationen aus über 25 Jahren.

  • Martin Gropius Bau Niederkirchnerstr. 7, Kreuzberg, Mo, Mi, Do, Fr 11–19/ Sa+So 10–19 Uhr, 9/ 8 €, 22.3.–21.7.

Caspar David Friedrich – Unendliche Landschaften

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Caspar David Friedrich, „Das Eismeer“, 1823/24, Hamburger Kunsthalle / bpk. Foto: Elke Walford

Seinen 250. Geburtstag wird er nicht erleben, dafür feiert Deutschland den Über-Maler Caspar David Friedrich 2024 umso mehr. In seinem Geburtsort Greifswald mit einem ganzjährigen Veranstaltungsprogramm und in Berlin mit der großen Ausstellung „Caspar David Friedrich
Unendliche Landschaften“. Die Alte Nationalgalerie und das Kupferstichkabinett kooperieren für eine umfassende Ausstellung über den bedeutendsten Maler der deutschen Romantik. Gezeigt werden rund 60 Gemälde und 50 Zeichnungen, darunter ikonische Werke wie das „Eismeer“ (s.Abb.), die Ausstellung beleuchtet die zentrale Rolle der Nationalgalerie bei der Wiederentdeckung Friedrichs zu Beginn des 20. Jahrhunderts, seine einzigartigen Bildpaare sowie die neuesten Forschungsergebnisse zur Maltechnik des Künstlers. Die Schau ist Teil einer Reihe eigenständiger Ausstellungen im Caspar-David-Friedrich-Jubiläumsjahr, die 2024 in verschiedenen deutschen Museen stattfinden.

  • Alte Nationalgalerie Bodestraße, Mitte, Di-So 10-18 Uhr, 12/ 6 €, bis 18 J. und Beziehende von Transferleistungen frei, 19.4.–4.8.

Kader Attia

Kader Attia, „J’accuse“, 2016, Ausstellungsansicht Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main, 2016. Foto: Courtesy the artist and Galerie Nagel Draxler Berlin/ Köln/ München, Foto: Toni Hafkenscheid

Kader Attia ist bekannt für seine kritischen und einfühlsamen Arbeiten zu Themen wie Postkolonialismus, kultureller Identität, Migration und kollektivem Gedächtnis. Seine multidisziplinäre Herangehensweise, die Installationen, Skulpturen, Videos und Performances umfasst, erforscht die Brüche und Narben in der sozialen, politischen und kulturellen Landschaft. Zu sehen war das unter anderem auf der Documenta 13 und der 12. Berlin Biennale. In der Berlinischen Galerie zeigt er zwei Werkkomplexe: „J’accuse“, welches einen Auszug aus Abel Gances Antikriegsfilm von 1938 und 18 Büsten von Soldaten des Ersten Weltkriegs mit schweren Gesichtsverletzungen umfasst, während „The Object’s Interlacing“ (2020) eine Diskussion über die Rückgabe geraubter Kolonialgüter aus verschiedenen zeitgenössischen Perspektiven anstößt. Dazu werden thematisch passende Werke von Collagen-Dada-Ikone Hannah Höch gezeigt.

  • Berlinische Galerie Alte Jakobstr. 124–128, Kreuzberg, Mi–Mo 10–18 Uhr, 15/ 9 €, bis 18 J. + 1. So/ Monat frei, 27.4.–19.8.

Modigliani. Moderne Blicke

Amedeo Modigliani, „Auf der Seite liegender Frauenakt“, 1917. Foto: © Nahmad Collection

Amedeo Modigliani gehörte zu den Künstlerpersönlichkeiten, die im Paris zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Kunst revolutionierten und in die Moderne vorpreschten. Seine einzigartige künstlerischen Interpretation menschlicher Formen und Gesichter, die von langgestreckten Figuren und markanten Porträts geprägt ist, faszinierte damals wie heute. Das Museum Barberini in Potsdam zeigt mit „Modigliani. Moderne Blicke“ die erste Retrospektive in Deutschland seit 2009 und blickt mit rund 100 Werken über sein Pariser Umfeld hinaus. Im Dialog dazu stehen Arbeiten von u. a. Gustav Klimt, Pablo Picasso, Natalja Gontscharowa und Paula Modersohn-Becker.

  • Museum Barberini Humboldtstr. 5–6, Potsdam, Mi–Mo  10–19 Uhr, 16–18/ 8–10 €, 27.4.–18.8.

Gallery Weekend Berlin 2024

Beim vergangenen Gallery Weekend außerplanmäßig während der Art Week gab es sogar ein GW Festival. Installationsansicht von Studio Mondial. Foto: Silke Briel

Ein fester Termin im Berliner Kulturkalender: Das Gallery Weekend geht in die 20. Runde und dieses Jahr unter der neuen Leitung von Antonia Ruder. Rund 50 Berliner Galerien eröffnen während dem Wochenende Ausstellungen von aufstrebenden und etablierten Künstler:innen. Vernissagenhopping, Artsy Glam und jede Menge Kunst umsonst!

Diverse Galerien in Berlin 26.–28.4., Teilnehmende Galerien


Ausblick aufs Musikjahr 2024: Das sind die wichtigsten Konzerte in Berlin


Berlin, Berlin!

Helmut Newton, Grunewaldsee, Berlin 1996. Foto: Helmut Newton Foundation

Er gehört zweifellos zu den bekanntesten Berlinern weltweit: Helmut Newton. Sein Archiv und Werk sind seit 2021 im Archiv der Helmut-Newton-Stiftung untergebracht, welches gemeinsam mit der Kunstbibliothek das historische Gebäude als „Museum für Fotografie“ bespielt. Das 20-jähriges Jubiläum wird mit der Gruppenausstellung „Berlin, Berlin!“ gefeiert – eine Hommage an Newtons Heimatstadt. Präsentiert werden Newtons Werke aus den 1930er- bis zu den 2000er-Jahren. Dabei spannt sie einen inhaltlichen Bogen von den „goldenen Zwanzigern“ bis zur aktuellen Bildproduktion in Berlin und zeigt Newtons Blick auf die Stadt, begleitet von Kolleg:innen, die seine Arbeit kommentieren und ergänzen.

  • Helmut-Newton-Stiftung im Museum für Fotografie Jebensstr. 2, Charlottenburg, Di–So 11–19, Do bis 20 Uhr, 12/6 €, bis 18. J. + 1. So im Monat frei, 7.6.–24.11.

Pia Arke Arctic Hysteria

Pia Arke, „Untitled (Toying with national costume)“, 1994. Foto: Pia Arke Estate. Sammlung Malmö Konstmuseum.

Es ist die erste Ausstellung von Pia Arke (1958–2007) außerhalb Grönland und der nordischen Länder. Die grönländisch-dänische Künstlerin gilt als Pionierin des dekolonialistischen Diskurses in den nordischen Ländern, erforschte in ihrer künstlerischen Praxis von den späten 1980ern bis Anfang der 2000er-Jahre die Beziehungen zwischen Zeit, Erinnerung, Raum, Identität und Mythos in Grönland. Die Ausstellung „Arctic Hysteria“ beleuchtet und vereint fotografische, skulpturale, performative und schriftstellerische Werke, in denen Arke die kolonialen Beziehungen zwischen Grönland und Dänemark thematisiert.

  • KW Institute for Contemporary Art Auguststr. 69, Mitte, Mi–Mo 11–19/Do 11–21 Uhr, 10/ 6€, 6.7. – 20.10.

Frans Hals

Frans Hals, „Malle Babbe“, um 1640, Berlin. Foto: © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie / Christoph Schmidt

Die Gemäldegalerie in Berlin feiert 2024 Frans Hals, einen der herausragendsten niederländischen Maler des 17. Jahrhunderts, bekannt neben Rembrandt und Vermeer. Die umfassende Ausstellung in Kooperation mit der National Gallery, London, und dem Rijksmuseum, Amsterdam, präsentiert etwa 70 Werke, darunter die „Malle Babbe“ und das „Porträt der Catharina Hooft mit ihrer Amme“. Hals‘ lockerer Pinselstrich und die lebendige Darstellung lässt ihn durchaus als einen Vorreiter der Moderne gelten, galt er doch Ende des 19. Jahrhunderts Realisten und Impressionisten wie Max Liebermann und Wilhelm Leibl als Inspiration.

  • Gemäldegalerie Matthäikirchplatz, Tiergarten, Di–So 10–18 Uhr, 12/ 6€, bis 18 J., ALG II + 1.So im Monat frei, 12.7.–3.11.

13. Berlin Art Week

Berlin Art Week 2023 im Kindl in Neukölln. Foto: © Anna Tiessen for Berlin Art Week

„Everything everywhere all at once“ lautet das inoffizielle Motto der Berlin Art Week: Innerhalb von fünf Tagen eröffnen unzählige Ausstellungen, finden unzählige Veranstaltungen statt und – natürlich – unzählige Partys. Spätestens hier merkt man, wie extrem hoch die Künstler:innendichte in der Stadt ist und wie sehr sie auch von internationalen Sammler:innen zunehmend geliebt wird. Ein Kunst-Zirkus, der gleichermaßen zugänglich ist für Normalos wie für Kunst-Hipster, Interessierte und Expert:innen.

  • Berlin Art Week 11.–15.9., Mehr Infos (wird noch aktualisiert)

Mark Bradford

Ausstellungsansicht von Mark Bradford „You Don’t Have to Tell Me Twice”, 2023. Foto: © Mark Bradford Courtesy the artist and Hauser & Wirth

Am 6. September 2024 öffnen die Rieckhallen (H6) wieder ihre Türen. Die Industriehallen sind dann in zwei Bereiche aufgeteilt: Der erste Teil beherbergt die erweiterte Sammlungspräsentation „Nationalgalerie: Eine Sammlung für das 21. Jahrhundert“, die mit großformatigen Installationen die Berliner Kunstszene von der Öffnung der Mauer bis zur Gegenwart umspannt. Der zweite Bereich ist temporären Sonderausstellungen gewidmet und präsentiert zum Auftakt die erste Einzelausstellung in Deutschland des US-amerikanischen Künstlers Mark Bradford. Der in Los Angeles lebende Künstler ist bekannt für seinen Einsatz von unkonventionellen Materialien wie etwa Abfall und die Auseinandersetzung mit sozialkritischen Themen. 2017 vertrat er die USA auf der Biennale von Venedig. In Berlin wird Bradford bestehende und eigens für die Ausstellung geschaffene Werke zeigen, die sich mit der Geschichte des Museums als Bahnhof auseinandersetzen.

  • Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart  Invalidenstr. 50–51, Tiergarten, Di–Fr 10–18, Do bis 20 Uhr, Sa+So 11–18 Uhr, 14/ 7 €, bis 18 J. + 1. So im Monat frei, 6.9.–10.03.25

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