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Interview

Pornoproduzentin Paulita Pappel: „Für mich ist ein Gangbang der Himmel“

Paulita Pappel produziert Pornofilme in Berlin. Wir sprachen mit ihr über falsche Stigmata ihrer Branche, Gruppensex als Einzelkind, die Tabuisierung komplexer sexueller Fantasien, lustige Sexfilm-Dialoge, ihren ersten, mit Jan Böhmermann produzierten öffentlich-rechtlichen Pornofilm – und ihr Buch „Pornopositiv“.

Paulita Pappel: „Pornopositivity ist der logische Schritt nach Sexpositivity. Foto: Kasia Zacharko

Paulita Pappel: Porno ist ein Beruf wie jeder andere

tipBerlin Paulita Pappel, Ihr erstes Buch heißt „Pornopositiv“. Was ist damit gemeint?

Paulita Pappel Das ist angelehnt an das Konzept „Sexpositivity“. Es heißt ja nicht, dass man viel Sex hat oder findet, dass alle viel Sex haben sollten. Sondern dass man erstmal Sex positiv gegenübersteht. „Pornopositivity“ ist für mich der logische konsequente Schritt nach Sexpositivity.

tipBerlin Sie sind Pornofilmproduzentin, kuratieren das Berliner Pornfilmfestival, arbeiten aber auch als Intimitätskoordinatorin bei Filmproduktionen etwa für Netflix. Sollte der Satz „Ich gehe zum Pornodreh“ so normal sein wie „Ich gehe ins Büro“?

Paulita Pappel Ja! Auf jeden Fall. Porno ist ein Beruf wie jeder andere. Ein Beispiel: Weil ich in beiden Filmindustrien arbeite, bringe ich viele Leute aus der Filmindustrie in Pornodrehs. Egal, ob für Szenenbild oder Kamera. Am Ende des Tages sagen mir alle: Das war genau das Gleiche, ich habe einfach meinen Job gemacht. Mit dem einzigen Unterschied, dass Menschen nackt waren und Sex hatten.

Paulita Pappel: Ich wusste sofort, in Berlin bin ich richtig

tipBerlin Sie kamen mit 17 Jahren aus Ihrer Geburtsstadt Madrid nach Berlin. Warum Berlin?

Paulita Pappel Weil Berlin der Ort ist, wo alle Menschen sind, die sich irgendwie mit Sexualität austoben und anders leben wollen, als es ihnen vorgeschrieben wird. Ich habe sofort gewusst: Hier bin ich richtig.

tipBerlin Sie sind dann in das autonome Hausprojekt Liebig 34 in Friedrichshain gezogen (weitere linke Hausprojekte findet ihr übrigens hier).

Paulita Pappel Nach sechs oder sieben Monaten. Dort war ich auch nicht super lange. Dann bin ich weiter nach Kreuzberg gegangen.

Paulita Pappel kam mit 17 Jahren aus ihrer Geburtsstadt Madrid nach Berlin. Foto: Natalia Portnoy

tipBerlin Ist das nicht ein bisschen doof, wenn man auch auf Cis-Männer steht, aber in einem queerfeministischen Hausprojekt wohnt, in dem Cis-Männer keinen Zutritt haben?

Paulita Pappel Das war tatsächlich für mich ein Konflikt. Ich habe trotzdem Cis-Männer gedatet, konnte sie nur nicht mit nach Hause nehmen.

tipBerlin Das durften die Frauen dort aber nicht wissen?

Paulita Pappel Doch. In meiner Zeit waren die meisten dort eher lesbisch. Später gab es dort aber auch viele Heten. Aber deswegen war es eine gute Übung. Diese Selbstverständlichkeit, mit der Männer überall auf der Welt auftreten, und hier war ein Ort, wo das eben nicht so ist.

Porno-Coming-out: Meine Sexualität, wer ich bin, was ich will

tipBerlin Wussten Sie, als Sie 2005 nach Berlin zogen, schon: Porno ist genau mein Ding?

Paulita Pappel Nein, da dachte ich noch, Porno wäre schlimm! Es hat echt lange gedauert. Ich hatte meine ganzen anderen Coming-outs – lesbisch, pan, queer, whatever –, das war alles überhaupt kein Thema für meine Eltern. Für mich auch nicht. Aber mein Coming-out als Porno war wirklich schwierig. Ich dachte, irgendwas stimmt nicht mit mir. Es waren zwei Dozentinnen bei meinem Studium an der Freien Universität, die mir den Horizont öffneten.

tipBerlin In einem Genderstudies-Seminar fiel das Wort „Sexarbeit“, heißt es in Ihrem Buch. „Ich lernte, dass Pornografie ein Medium ist, das für eine feministische Praxis in Anspruch genommen werden kann.“

Paulita Pappel Das war das Teil des Puzzles, das mir gefehlt hat. Und auf einmal machte alles Sinn! Meine Sexualität, wer ich bin, was ich will.

Die Hierarchie der Sexarbeit:erinnen

tipBerlin Warum benutzen Sie die Begriffe Sexarbeit und Pornografie synonym?

Paulita Pappel Ich denke da alle Arten von Arbeit mit, die mit Sex zu tun haben, weil ich finde, dass wir uns mit allen Arten der Sexarbeit solidarisieren sollten. Es gibt den Begriff des „Whorearchy“. Also die Verbindung aus Whore”, zu deutsch „Nutte“, und „Hierarchy“ – als Hierarchie der Menschen, die mit Sex zu tun haben, in dem Sinne, welchen Status sie gesellschaftlich haben.

tipBerlin Wer steht oben, wer steht unten?

Paulita Pappel Oben stehen „Cam-Girls”, Leute, die keinen körperlichen Kontakt zu anderen Menschen haben. Dann, ganz grob, kommt Porno. Und am Ende, ganz unten, steht Full-Service-Sexarbeit. Und natürlich der Straßenstrich. Ich habe auch aufgehört zu sagen, dass ich feministische Pornos mache.

tipBerlin Warum?

Paulita Pappel Der Begriff „feministische Pornos“ reproduziert dieses Stigma gegenüber der Mainstream-Pornoindustrie. Das verändert nichts. Nein, wir müssen den Grundsatz der Denke verändern, Pornos seien schlimm.

tipBerlin Wie nennen Sie jetzt Ihre eigenen Filme?

Paulita Pappel Cineastisch. Zum Teil. Ich betreibe ja zwei Plattformen. Einmal für Amateur-Porno, ich nenne das „dokumentarischer Porno“. Die andere Seite ist eben cineastisch.

Woher kommt Ihr Gangbang-Kick, Paulita Pappel?

tipBerlin Ihr cinestisches Sujet sind Gangbang-Filme. Meist eine Frau, viele Männer. Für viele eine bedrohlich anmutende Konstellation.

Paulita Pappel Weil uns gesellschaftlich immer noch das Bild vermittelt wird, dass Männer triebbesessene Menschen wären, die immer Sex haben wollen. Und Frauen die sind, die den Sex geben. Das ist eine ultra-sexistische Vorstellung. Ich wünsche mir sehr, dass wir Frauen, Männer, Menschen egal welchen Geschlechts als sexuelle Subjekte sehen, die selbst begehren, die Grenzen haben, sich aber auch auf Augenhöhe begegnen können. Ohne Machtgefälle. 

tipBerlin Woher kommt Ihr Gangbang-Kick?

Paulita Pappel Ich bin ja ein Einzelkind. Eine Gang-Bang-Situation ist der Traum eines Einzelkindes. Du bist das Zentrum der Aufmerksamkeit. Alle sind mit dir beschäftigt. Für deinen Genuss da. Um dich zu befriedigen. Für mich ist ein Gangbang der Himmel. Himmlisch.

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tipBerlin Hätten Sie sechs Geschwister, ständen Sie jetzt womöglich eher auf Blümchensex?

Paulita Pappel Ich weiß es nicht. Viele Frauen haben aber diese Fantasie. Und Männer! Viele denken, wenn Männer sich Gangbangs anschauen, identifizieren sie sich mit den Männern. Ich glaube aber, dass sich viele Männer mit der Frau in der Mitte identifizieren.

tipBerlin Ist das so? Das müssen Sie mir erklären.

Paulita Pappel Jetzt pauschalisiere ich mal ein bisschen.

tipBerlin Bitte, sehr gern.

Dreharbeiten bei Paulita Pappels Produktionsfirma Hard Werk: „Die Energie im Raum kann inspirierend und aufregend sein“. Foto: Michelle Gutierrez

Paulita Pappel Männlich sozialisierte Menschen haben ein ziemliches Ding mit Sperma und Schwänzen. Ich habe mit Männern gesprochen, deren Turn-on eigentlich die Figur der Frau ist. Klingt ziemlich kompliziert, oder?

tipBerlin Ich versuche Ihnen zu folgen.

Paulita Pappel Und sie stellen sich dann vor, wie sie selbst von vielen anderen Männern gefickt werden.

tipBerlin Was mich als Mann an der Situation ja eher nerven würde, wäre das Anstehen.

Paulita Pappel Ja, manche Männer mögen das gar nicht. Sind Sie ein Einzelkind?

tipBerlin Nein, aber ich komme aus der DDR, bin in Ost-Berlin aufgewachsen. Da hat man sehr viel Schlange gestanden.

Paulita Pappel Manche empfinden das beim Gangbang ja auch so: Man steht blöd rum, bis man rankommt. Meine eigene, zentrale Position ist natürlich viel spannender (lacht). Aber schon alleine die Energie im Raum kann inspirierend und aufregend sein.

Wie finanziert man Sexfilme, wenn Porno überall frei verfügbar ist?

tipBerlin Wie finanziert man heutzutage Sexfilme, wenn alles im Netz frei verfügbar ist?

Paulita Pappel Das ist sehr schwierig. Wir haben keine anderen Vertriebswege als das Internet, DVDs sind vorbei. Das Problem ist, dass die Möglichkeiten, unser Produkt zu bewerben, so begrenzt sind, dass wir Traffic bekommen müssen. Und das geht nur über die freien Tubes, wo Porn umsonst ist. Wir müssen also mit Firmen kooperieren, die eigentlich unserem Geschäftsmodell schaden.

tipBerlin Und die Kunden zahlen dann freiwillig?

Paulita Pappel Ja, viele. Es gibt mehrere Gründe, für Pornos zu zahlen. Erstmal: Qualität. Sie finden natürlich auch alles umsonst im Netz, aber dabei sind Sie vielleicht auf einer Plattform, auf der es auch illegalen Content gibt. Das kann sehr gefährlich sein, wenn Sie aus Versehen etwas runterladen, was dann vielleicht keine Pornografie ist, sondern Kindesmissbrauch. Dann kriegen Sie ein richtiges Problem. Auf Plattformen wie Lustery und Hardwerk dagegen…

tipBerlin Das sind die beiden Plattformen, die Sie mitbetreiben…

Paulita Pappel … wissen Sie, woran Sie sind. Da kriegt man keine komischen Pop-ups, keine Viren auf dem Computer. Und: Wenn man ein Produkt mag und will, dass es weiterproduziert wird, dann muss man einfach dafür zahlen.

Paulita Pappel: Die Darstellung explizierter Sexualität ist nicht frauenfeindlich

tipBerlin Auch wenn Sie nicht mehr von feministischen Pornos reden, drehen Sie ja dennoch als Feministin Pornos. Was andere Feministinnen als Ausbeutung von Frauen verurteilen. Ist da denn gar nichts dran?

Paulita Pappel Natürlich gibt es in der Pornoindustrie, wie in jeder anderen Industrie, auch Machtgefälle, und Männer, die diese Machtgefälle ausnutzen, auch Arschlöcher. Wäre ja auch ein Wunder. Und natürlich muss man das kritisieren. Aber dass die Darstellung von expliziter Sexualität an sich irgendetwas Frauenfeindliches hätte, das ist ja komplett absurd. Warum denn?

tipBerlin Ist der obligatorische finale Samenerguss ins Gesicht der Frau hinein nicht auch etwas Erniedrigendes? Ganz zu schweigen von Pornos, die mit Vergewaltigungsfantasien arbeiten?

Paulita Pappel Ich meine, nein.

tipBerlin Ja gut, das müssen Sie natürlich auch meinen, so rein beruflich.

Paulita Pappel Nee, muss ich nicht. Ich könnte ja auch sagen: Ich mache diese Pornos nicht, ich bin dagegen, das finde ich doof. Aber ich bin mir sehr sicher, dass Sexualität und sexuelle Fantasien gesund sind. Viele Frauen haben Vergewaltigungsfantasien. Das ist okay, niemand sollte sich dafür schämen. Das heißt natürlich nicht, dass jemand im realen Leben vergewaltigt werden möchte. Ich glaube nicht, dass Pornos in der Realität sowas fördern. Im Gegenteil. Die Tabuisierung sexueller Fantasien führt zu Mangel an Kommunikation, Mangel an Informationen, Frust, und im schlimmsten Fall zu realer Gewalt. Deswegen müssen wir offen und schamfrei über sexuelle Fantasien und ihre Komplexität sprechen.

tipBerlin Und bizarr, mitunter. Was ist toll an dieser Porno-Spielart, als Frau mit dem Oberkörper in einer Waschmaschine steckenzubleiben, und dann kommt so ein Horst daher und macht seine Hose auf?

Paulita Pappel Ja, es ist so dumm! Das ist doch das Ding. Pornografie hat eine Leichtigkeit! Niemand bleibt natürlich in einer Waschmaschine stecken. Aber es spielt mit Klischees, auch mit sexistischen: Frau und Waschmaschine! Und ich finde, Humor ist eine gute Strategie, um bestimmte Sachen aufzulockern.

Paulita Pappels Top-Drei der lustigsten Porno-Zitate: Die Sache mit dem Stroh

tipBerlin Ihre Top-Drei der lustigsten Porno-Zitate?

Paulita Pappel Platz eins, der Klassiker: „Warum liegt hier Stroh?“ Ein Meisterwerk der deutschen Filmgeschichte (lacht). Zwei: Es gibt einen Film, wo zwei Menschen in einem Garten stehen und sagen: „Unsere schönen Zitronenbäume! Nicht, dass die Zitronen-Hure uns die Zitronen klaut!“ Und dann sehen sie eine Frau, die sich die Zitronen in ihr T-Shirt steckt. Und sie sagen: „Oh nein, die Zitronen-Hure klaut uns die Zitronen.“ Finde ich sehr lustig.

tipBerlin Liebe Leserinnen und Leser, wer zufällig den Filmtitel kennt, bitte eine Zuschrift an den tip.

Paulita Pappel Mein Platz drei wäre aus einem Film von mir, wenn das okay ist.

tipBerlin Kennzeichen wir hiermit als Werbung.

Paulita Pappel Ich habe eine Parodie von dem Strohporno gemacht. Eine Bar, eine Frau im Hochzeitskleid kommt rein. Sie setzt sich hin und fragt: „Warum liegt hier kein Stroh?“ Sagt der Kellner: „Warum haben Sie ein Hochzeitskleid an?“ Und sie: „Leck mich doch.“ Sie fangen an, Sex zu haben. Dann kommt der Bräutigam rein: „Hey, wo warst du?“ Und sie sagt: „Sorry, ich habe Stroh gerochen.“  Und er sagt: „Ach so!“ Dann macht er halt mit. Dieses „Ach so!“ ist auch so unglaublich komisch!

Wie Paulita Pappel den ersten öffentlich-rechtlichen Pornofilm produzierte – gemeinsam mit Jan Böhmermann

tipBerlin Was bedeutet es für Sie, gemeinsam mit Jan Böhmermann Anfang vergangenen Jahres den ersten gebührenfinanzierten Porno produziert zu haben?

Paulita Pappel Sehr, sehr viel. Es ist ein bisschen, wie ein Buch zu schreiben. Dadurch, dass ich in der Pornoindustrie arbeite, werde ich oft nicht ernst genommen oder sogar verachtet. Jetzt habe ich eine andere Credibility, weil ich ein Buch geschrieben habe. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin froh über das Buch. Aber ob ich nun ein Buch geschrieben habe oder nicht: Ich bin der gleiche Mensch.

tipBerlin Erst mit einem Buch wirken Sie seriös?

Paulita Pappel Ja. Und so ähnlich war es auch mit dem „ZDF Magazin Royale“ und Jan Böhmermann. Man ist auf einmal heraus aus der Schmuddelecke. Daran sehen Sie, wie Stigma und Diskriminierung funktionieren. Und was es braucht, da rauszukommen. Etwas Respekt zu bekommen.

tipBerlin Ist dieser Film für Sie ein Referenzprodukt?

Paulita Pappel Ja. Wir haben gemeinsam mit der Redaktion entschieden, den Fokus auch auf Safer-Sex-Praktiken zu legen. Wir wollten das aber nicht pädagogisch machen. Es ist ein Porno, die sollen Spaß, sollen Sex haben und nicht erklären, wie man ein Lecktuch über die Vulva spannt. Aber für mich zeigt der Film, wie man lustvoll diese Safer-Sex-Methoden einsetzen kann.

tipBerlin Der Film heißt „FFMM straight / queer doggy BJ ORAL orgasm squirting ROYALE“. Warum klingt der Titel wie der Quellcode eines bösartigen Internet-Virus?

Paulita Pappel Das war einfach eine Referenz zu diesen Plattformen, wo Pornos frei verfügbar sind. Da werden die Sexpraktiken aufgelistet. Der Vertrieb im Internet funktioniert eben so.

Paulita Pappel: Porno-Schauen ist für Frauen eine Befreiung

tipBerlin Weshalb sind die Deutschen international Spitzenreiter im Porno-Konsum? Am guten Internet kann es ja wohl kaum liegen.

Paulita Pappel Meine Erklärung wäre, dass die Deutschen sexuell aufgeklärt und nicht so prüde sind wie die Leute im angelsächsischen Raum. Deshalb gibt es dort ja auch viel stärker als bei uns diese Pornosucht-Debatte.

tipBerlin Angeblich sollen Männer, die viele Pornos konsumieren, weniger Bock auf Sex haben, während Frauen, die Pornos schauen, dadurch erst Recht Lust auf Sex kriegen. Müsste man dann nicht konsequenterweise den Männern die Pornos verbieten?

Paulita Pappel Unterschiedliche Studien kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Viele Männer gucken Pornos UND haben Sex. Aber das Interessante an dieser Studie ist, wie sonst Frauen in ihrer Sexualität eingegrenzt werden – und dass Porno-Schauen eine Befreiung für sie ist. Das finde ich spannend, vor allem für Frauen!

tipBerlin Ziehen Sie sich zuhause manchmal noch zur Entspannung einen Porno rein?

Paulita Pappel Ich habe mindestens zehn Jahre lang Pornos gemacht, es ist zu meinem Hauptberuf geworden, als Produzentin, als Regisseurin, als Plattformbetreiberin. Als Kuratorin des Pornfilmfestivals habe ich natürlich sehr viele Pornos geguckt. Privat habe ich super-lange überhaupt keine Pornos mehr geschaut. Aber ich habe auch nicht masturbiert. Als ich anfing, mehr zu masturbieren, habe ich auch angefangen, privat Pornos zu schauen. Ich tue das jetzt viel mehr als früher, witzigerweise.

Paulita Pappel, wann läuft der erste Pornofilm auf der Berlinale?

tipBerlin Welche sexuelle Phantasie von Ihnen ist eigentlich noch nicht verfilmt?

Paulita Pappel Uuuhhh, spannend! Wie viele darf ich nennen?

tipBerlin Bleiben wir bei der Top-Drei.

Paulita Pappel Erstens: Wo ich einen Gangbang mache und eine Domina das ganze Geschehen kontrolliert. Zweitens: Ich würde gern auch mal die dominantere Seite sein. Das ist etwas, das ich weder privat noch in Pornos viel ausgelebt habe. Es ist interessant: Je älter ich werde, desto mehr interessiert mich das. Und das Dritte wäre: ein richtiger Spielfilm.

tipBerlin Wie müsste die Situation beim Porno sein, damit Sie sagen: Ich bin zufrieden?

Paulita Pappel Wenn Pornos auf Netflix laufen, im Kino laufen, auf der Berlinale laufen.

tipBerlin Wann läuft denn der erste echte Porno auf der Berlinale?

Paulita Pappel Meine Prognose ist, dass wir dort binnen der nächsten fünf Jahre einen komplett pornografischen Spielfilm sehen werden.

tipBerlin Wie könnte wohl die Regisseurin heißen?

Paulita Pappel Paulita Pappel! (lacht).

  • Zur Person Unter dem Pseudonym Paulita Pappel dreht und produziert die gebürtige Spanierin, 35, Pornofilme. Sie hatte während ihres FU-Studiums der Literaturwissenschaften als Darstellerin begonnen. Seit 2013 ist sie eine der Kuratorinnen des Pornofilmfestivals. Pappel betreibt mit ihrem Partner zwei Porno-Portale. Unter ihrem bürgerlichen Namen arbeitet sie u.a. als Initimitätskoordinatorin für Filmproduktionen.
  • Pornopositiv   von Paulita Pappel, Ullstein Paperback, 208 S., 16,99 €
  • Buchpremiere   Heimathafen Neukölln, Karl-Marx-Str. 141, Neukölln, Do 28.9., 20 Uhr, 16/ 12 €

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