Das Château Royal hätte rauschhafte, proppenvolle Abende verdient, findet Food-Redakteur Clemens Niedenthal. Denn das Restaurant hat sich neu erfunden und steht nun für handwerklich kluge, italienisch grundierte Wohlfühlküche.
Château Royal hat die Kehrtwende gemacht
Dass die kulinarische Aufbruchsstimmung Berlins in diesen seltsamen Zeiten schon mal einer Einbruchsstimmung weichen kann, vor dieser Erkenntnis sind selbst Stefan Landwehr und sein aus berechtigten Gründen erfolgsverwöhntes Grill Royal nicht gefeit. 2023 erst hatte Landwehr das kunstsinnige Château Royal in der Mittelstraße eröffnet, das erste Hotel der Grill-Gruppe.
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Doch die vorwiegend vegane Küche von Victoria Eliasdottir und ihrer Küchenchefin Elena Müller verfing nicht in den Gaumen der Stadt und eines internationalen Hotelpublikums. Im Herbst erfolgte deshalb die Kehrtwende. Volker Hobl und Oliver Pfahler, seines Zeichens Küchenchef der Hamburger Grill-Royal-Dependance, kombinieren nun wohltemperierte Statusgerichte – Trüffelpasta, wobei die schlonzigen, aber bissfesten Spaghetti spektakulärer sind als der mindestens an diesem Abend blasse Herbsttrüffel (36 Euro) – mit einer italienisch grundierten Wohlfühlküche.
So herzhaft wie herzlich etwa die perfekt mürbe Kalbshaxe mit Kartoffelpüree und wildem Brokkoli (70 Euro für zwei Personen), davor einen Römersalat mit Radicchio und Buttermilch (9 Euro) oder eine geradezu aufreizend klassische (und aufreizend gute) Crème-Brûlée.
Château Royal ist klug, einnehmend, zeitgenössisch
Dann wäre da noch Fermentationsexperte Ševko Topcic. Der hält nicht nur drei Bienenvölker auf dem Dach des Châteaus in der Mittelstraße und macht daraus unglaublich aromatischen Honig. Auch die Koji-Bratwurst und der Büffelmozzarella im Teigmantel sind von ihm, die Milch kommt von einem Bauern in Rudow. Solche handwerklichen wie klugen Eingriffe machen aus einer ungemein einnehmenden Küche eine zudem sehr zeitgenössische.
Limitierender Faktor bleibt die Tatsache, dass die mediale Aufregung um das Château Royal nun eben ein knappes Jahr her ist. Die gern gemeinschaftlich gedachten Teller (angerichtet wird plötzlich wieder samt Servierwagen am Tisch!), eine begeisternde Weinkarte (viel Frankreich, ausgesuchte Naturweine) und eine der schönsten Gasträume der Stadt hätten rauschhafte, proppenvolle Abende verdient.
- Château Royal Mittelstr. 41–44, Mitte, Lunch Di–Sa ab 12 Uhr, Dinner Mi–Sa ab 18 Uhr, online
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