Brandenburg

Brandenburg in den 1990er-Jahren: Kasernen, Schlösser und Verfall

Brandenburg, das ist dieser behagliche Berliner Mantel, in den sich gestresste Hauptstädter:innen gern zurückziehen, wenn ihnen das Überangebot der Stadt wieder einmal zu Kopfe steigt. Berliner:innen nutzen das Wochenende gern, um in den idyllischen Wäldern Ruhe zu finden und an den Seen die Seele baumeln zu lassen. In den 1990er-Jahren weckte das Bundesland jedoch noch gänzlich andere Assoziationen: Nach dem Mauerfall waren vor allem die Spuren des Kalten Krieges präsent: verfallene Gutshäuser, gespenstische Kasernen und unheimliche Grenzanlagen. Hier zeigen wir Fotos aus den Jahren 1989 bis 1991, die das Brandenburg der Wendezeit sichtbar machen.


Brandenburg in den 1990er-Jahren: Sicherheitsanlagen bei Prenden

Brandenburg in den 1990er-Jahren: Wachturm im Wald bei Prenden, 1991. Foto: Imago/Rex Schober
Wachturm im Wald bei Prenden, 1991. Foto: Imago/Rex Schober

In Prenden, unweit der Bonzensiedlung Wandlitz, wo die obersten SED-Genossen ihre für DDR-Standards schicken Sommerhäuser hatten, befindet sich der sogenannte „Honecker-Bunker“. Eigentlich handelt es sich dabei um den „Bunker 17/5001“, oder auch: das „technisch aufwendigste Schutzbauwerk im Warschauer Pakt (außerhalb der Sowjetunion)“. Wegen Vandalismus und unbefugtem Betreten ist die Anlage seit Jahren fest verschlossen und nicht zugänglich. Eine Initiative engagiert sich jedoch für eine Wiedereröffnung als Museum.


Autoverwertung in Rühstädt

Trabant als Schild einer Autoverwertung in Rühstädt. Foto: Imago/Heiko Feddersen
Trabant als Schild einer Autoverwertung in Rühstädt. Foto: Imago/Heiko Feddersen

Bereits wenige Jahre nach dem Mauerfall waren kaum noch DDR-Autos in Brandenburg unterwegs. Die Leute stiegen auf VW, Ford und Toyota um, der Trabi verschwand. In den frühen 1990er-Jahren sorgten dann die beiden „Go Trabi Go“-Filme für etwas Ostalgie in den Kinos. Dieser rote Trabant diente einer Autoverwertung in Rühstädt als schicke Dekoration. Hier erfahrt Ihr mehr über den Trabi auf dem Schrottplatz der Geschichte.


Brandenburg in den 1990er-Jahren: Verlassene Kaserne in Kramptnitz

Apokalyptische Stimmung auf dem gelände einer alten kaserne, 1991. Foto: Imago/Christian Thiel
Apokalyptische Stimmung auf dem Gelände einer alten Kaserne, 1991. Foto: Imago/Christian Thiel

Berlin und Russland verbindet eine ganze Menge. Klar, nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die DDR – und mit ihr Ostberlin – von den Sowjets besetzt. In Brandenburg existierten zahlreiche Stützpunkte, Kasernen und Truppenübungsplätze der Besatzungsmacht. Nach der Wende wurden diese mit einem Mal verlassen, was zu teilweise gespenstischen Situationen führte. Dies zeigt auch das Foto einer 1991 bereits verlassenen Kaserne.


Landwirt mit Pferdegespann in Krewitz

Brandenburg in den 1990er-Jahren: Bauer mit einem Pferdegespann vor seinem Hof in Krewitz, 1991. Foto: Imago/Werner Schulze
Bauer mit einem Pferdegespann vor seinem Hof in Krewitz, 1991. Foto: Imago/Werner Schulze

Selbst Berlin hat noch das Dorf im Herzen. Davon zeugen bis heute die alten Dorfkerne, die sich von Marzahn bis Lübars noch überall in der Stadt finden lassen. Brandenburg ist hingegen bis heute ländlich geprägt. 1991 wirkten aber einige Bauernhöfe noch wie aus längst vergangenen Zeiten.


Altbaufassaden in Brandenburg an der Havel

Unsanierte Altbaufassaden in der Steinstraße in Brandenburg an der Havel, 1989. Foto: Imago/Günter Schneider
Unsanierte Altbaufassaden in der Steinstraße in Brandenburg an der Havel, 1989. Foto: Imago/Günter Schneider

Wer aus Berlin nach Brandenburg fährt, will meist ins Grüne. So kennen viele Hauptstädter zwar die Naturschutzgebiete, die brandenburgischen Badeseen und Wanderrouten. Die Städte im Bundesland bleiben aber eher unbekanntes Terrain. Jenseits von Potsdam natürlich, wo es in den 1990er-Jahren auch noch sehr anders aussah als heute. In Brandenburg an der Havel weht mittlerweile natürlich ein anderer Wind, doch im Jahr des Mauerfalls sah die westlich von Berlin gelegene Stadt noch recht heruntergekommen aus.


Brandenburg in den 1990er-Jahren: Verfallenes Herrenhaus in Mellenau

Brandenburg in den 1990er-Jahren: Verfallenes Herrenhaus - Buchenhain - in Mellenau, 1991. Foto: Imago/Werner Schulze
Das verfallene Herrenhaus Buchenhain in Mellenau, 1991. Foto: Imago/Werner Schulze

Leerstehende Häuser in Berlin sind mal Ergebnis von Gier und Spekulation, mal von verworrenen Erbstreitigkeiten und politischen Querelen, und wieder andere fristen ihr Dasein als Ruinen, weil sie schlicht vergessen wurden. In manchen verlassenen Villen spuken Geister und in anderen Investoren. Solche verlassenen Herrenhäuser, wie hier in Mellenau, gehörten Anfang der 1990er-Jahre in Brandenburg noch zum Alltag.


Mauerstreifen bei Groß Glienicke

Mauerstreifen bei Groß Glienicke in Brandenburg, 1990. Foto: Imago/Herb Hardt
Mauerstreifen bei Groß Glienicke in Brandenburg, 1990. Foto: Imago/Herb Hardt

Der Mauerbau begann am 13. August 1961, bis zum 9. November 1989 war Berlin eine geteilte Stadt. Die spektakulärsten Abschnitte verliefen natürlich in der Innenstadt, direkt zwischen den Bezirken, wo die Mauer einst direkt durch Häuser, Straßen, Plätze und Friedhöfe schnitt. Doch weite Teile der Mauer trennten West-Berlin von Brandenburg, diese Grenzanlagen waren 1990 noch allgegenwärtig. Heute stehen auf dem Todesstreifen wieder Bäume oder neue Wohnhäuser.


Freiwillige Feuerwehr in Falkenrehde

Verlasses Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr Falkenrehd, 1990. Foto: Imago/Dieter Matthes
Brandenburg in den 1990er-Jahren: Verlasses Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr Falkenrehde, 1990. Foto: Imago/Dieter Matthes

In Berlin ist die Feuerwehr eine relativ neue Erfindung. Zumindest die hauptamtliche. Am 1. Februar 1851 wurde die Berliner Berufsfeuerwehr gegründet, davor löschte die Freiwillige Feuerwehr die Brände. Hier sind 12 Feuerwachen in Berlin, die man kennen sollte. In Falkenrehde, im Nordwesten von Potsdam, war für dieses Gebäude der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr bereits 1990 Schluss.


Abzug der Russen

Apellplatz in einer verlassenen Russenkaserne in Krampnitz, 1991. Foto: Imago/Christian Thiel
Appellplatz in einer verlassenen Russenkaserne in Krampnitz, 1991. Foto: Imago/Christian Thiel

1994 verließen die letzten russischen Soldaten die BRD. Da existierte die Sowjetunion nicht mehr. 40 Jahre waren die Soldaten in der DDR stationiert, nach der Wiedervereinigung war klar, dass sowohl die Sowjets wie auch die West-Alliierten ihre Stützpunkte aufgeben müssen. Diese Aufnahme entstand 1991 in Krampitz auf dem Appellplatz einer verlassenen Russenkaserne.


Brandenburg in den 1990er-Jahren: Schloss Boitzenburg

Verrostetes Einfahrtstor zum Schlosspark, 1991. Foto: Imago/Werner Schulze
Verrostetes Einfahrtstor zum Schlosspark, 1991. Foto: Imago/Werner Schulze

Mehr als 500 Herrenhäuser und Schlösser gibt es in Brandenburg. Heute sind viele saniert und in Privatbesitz. Nach der Wende war der Besitzstatus vieler geschichtsträchtiger Objekte zunächst ungeklärt und die einst prunkvollen Bauten verfielen langsam vor sich hin.


ORB-Baracke in Potsdam

Baracke des Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg (ORB) in Potsdam, 1991. Foto: Imago/Gueffroy
Baracke des Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg (ORB) in Potsdam, 1991. Foto: Imago/Gueffroy

Spätestens nach dem Arbeiteraufstand am 17. Juni 1953 wurde klar, dass West-Berlin neben dem im amerikanischen Sektor angesiedelten RIAS eine eigene öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt braucht. Am 1. Juni 1954 nahm der SFB das Programm auf und existierte bis zur Fusion mit dem Ostdeutschen Rundfunk (ORB) im Jahre 2003, woraus der rbb hervorgegangen ging. Dieses Foto aus dem Jahr 1991 zeigt eine Baracke des ORB.


Brandenburg in den 1990er-Jahren: Rüdersdorf bei Berlin

Heruntergekommene Häuser in Rüdersdorf bei Berlin, 1991. Foto: Imago/Rex Schober
Brandenburg in den 1990er-Jahren: Heruntergekommene Häuser in Rüdersdorf bei Berlin, 1991. Foto: Imago/Rex Schober

Rüdersdorf liegt direkt bei Berlin, man kommt sogar mit Bus und Bahn problemlos hin. Das Bild zeigt den klassischen DDR-Wohnungsbau in der Provinz. Statt gewaltiger Plattenbauten wie in Marzahn baute man in der gleichen Bauweise dreistöckige Wohnblocks. 1991 waren diese Häuser in einem relativ schlechten Zustand.


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30 Jahre Wiedervereinigung: Diese Fotos zeigen Berlin 1990 und wie es heute aussieht. Diese Fotogalerie mit Bildern vom Kriegsende zeigt Berlin 1945 und heute. Brandenburg ist heute ein beliebtes Ausflugsziel. Hier sind die schönsten Seen in Brandenburg. Und wenn ihr länger auf Seen gucken wollt, hätten wir hier tolle Hotels am Wasser in Brandenburg für euch. Immer neue Tipps findet ihr in unserer Brandenburg-Rubrik.

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