Irland ist ein Sehnsuchtsort. Man denkt an die wilden Küsten, die gemütlichen Pubs und die unverwechselbare Art der Menschen, ihre Offenheit und Lust, Geschichten zu erzählen und in Mythen einzutauchen. Wenn Irland auch vergleichsweise nah ist, ist es doch weit genug weg, um es zu vermissen – selbst, wenn man noch nicht da war. Aber zum Glück gibt es einige Läden, Pubs und Landschaften, die ein Stück Irland nach Berlin bringen. Hier sind sie.
Fast irische Idylle: das Tegeler Fließ
Wiesen so grün wie St. Patricks Hut, so saftig wie die Weiden in den Alpen, so weitläufig wie die Highlands in Schottland: So sieht ein Großteil der Landschaft Irlands aus. Natur, die dem gar nicht mal so unähnlich ist, findet man Berliner Norden, gut erreichbar mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die 126 Quadratkilometer große Bachauenlandschaft ist Heimat von Bibern und Ottern, Braunkehlchen und Beutelmeisen. Manchmal grasen neben den vielen Pferden auch Schafe im Tegeler Fließ und machen das Bild einer fast irischen Idylle perfekt.
Shoppen bei Irish Berlin
Beate Lemcke bringt mehr Irland nach Berlin als die zahlreichen mittelmäßigen Irish Pubs zusammen. Die Inhaberin des Irish Berlin, die ihre Liebe für die grüne Insel nach dem Fall der Mauer entdeckte, handelt mit mehr als 40 irischen Firmen, um einzigartige Produkte nach Berlin zu bringen. So finden Whiskey-Marmelade, Tweedmützen und Silberschmuck den Weg in den kleinen, gemütlichen Laden in Mitte. Und Kilts, denn die trägt man nicht nur in Schottland. Ein Schwerpunkt in Lemckes Laden liegt – passend zu den vielen Schafen, die die grünen Wiesen in Irland prägen – auf irischen Strickwaren, deren Fasern aufgrund schonender Behandlung den natürlichen Wollfettfilm behalten und so besonders angenehm zu tragen sind. Immer wieder lässt Beate Lemcke auch irische Künstler:innen ihre Werke bei sich ausstellen.
- Irish Berlin Große Hamburger Str. 36A, Mitte, Di-Fr 12-18 Uhr, Sa 12-16 Uhr, online
Irische Produkte bei Dalriata
Den schwarzen Tee, den es in Deutschland zu kaufen gibt, würden Menschen in Irland wahrscheinlich nur mit angeekelt verzogenem Gesicht trinken. Und auch das nur, weil sie aus Höflichkeit nicht ablehnen wollen. Kein Wunder, denn der irische Tee ist im Vergleich zur deutschen Plörre ein Gedicht. Das mag auch daran liegen, dass die Menschen in Irland sogar noch 10 Prozent mehr Tee trinken als die Leute in Großbritannien, Tee bekommen alle Gäste angeboten, Tee gehört zu jedem Frühstück, zu jeder Pause. Aber auch für Berliner:innen ist echter Teegenuss nicht hunderte von Kilometern entfernt, denn bei Dalriata in Prenzlauer Berg bekommt man irische Teemischungen. Außerdem gibt’s noch einige andere irische Produkte wie irischen Whiskey, irische Schweinswürste oder irischen Cheddar.
- Dalriata Store Berlin Winsstraße 32, Prenzlauer Berg, Di-Fr 12-19 Uhr, Sa 12-18 Uhr, online
Berlin in Grün am St. Patrick’s Day
Am 17. März feiern die Menschen in Irland und Nordirland den ersten christlichen Missionar, der die Menschen auf der Insel zum Christentum brachte. In Irland ist der Tag im Frühling daher ein gesetzlicher Feiertag. Doch nicht nur dort färben sich die Städte an diesem Tag grün. Die Irinnen und Iren sind ein Volk der Auswanderer, das sich über die Jahrhunderte hinweg auf dem Planeten verteilt hat. Und so leuchtet der Chicago River zum St. Patricks Day genau so grün wie das Münchner Hofbräuhaus. Natürlich feiern die Ir:innen auch in Berlin – in Bars, in Pubs, auf den Straßen. Traditionell wird am 17. März der Berliner Funkturm grün angestrahlt, und für eine Weile gab es auch eine St. Patrick’s-Parade, die aber mittlerweile nicht mehr stattfindet.
U2 in Berlin
Kaum eine international erfolgreiche Rockband spaltet die Geister so sehr wie U2, sei es, weil die Menschen ihre Hymnen als kitschig brandmarken oder weil die irische Band 2014 einen Deal mit Apple einging, der die Kommerzialisierung ihrer Musik auf die Spitze trieb. Der ging so: Der elitärste Konzern des Silicon Valley kaufte sich quasi zahllose iTunes-Abonnent:innen, indem er U2 dafür bezahlte, ihr Album „Songs of Innocence“ auf der Plattform zur Verfügung zu stellen. Mit einem neuen iPhone bekam man also auch Bono dazu. Davon und von der Band kann man halten, was man will, aber nicht zu leugnen ist, dass die Beziehung von Berlin und U2 eine besondere ist und Bono und Co. der Stadt besondere Ehren erwiesen haben. Das fängt damit an, dass U2 ihr Album „Achtung Baby“ Anfang der 1990er-Jahre in den Hansa Tonstudios aufgenommen haben und geht mit dem Überraschungskonzert auf der U-Bahnlinie – na klar, U2 – weiter. 2001 spielten U2 ein legendäres Konzert in der Waldbühne und kamen danach noch oft wieder.
Kneipenquiz im Celtic Cottage
Wöchentliches Rätseln beim Kneipenquiz gehört zu irischer Pubkultur, wie das Guinness an der Bar. Seit mehr als 50 Jahren ist das Celtic Cottage Anlaufpunkt für irische Gemütlichkeit in Steglitz. Eine große Bierauswahl, über 80 Sorten Whiskey und regelmäßige Live-Musik-Events lassen Irish-Pub-Feeling aufkommen. Besonderes Highlight ist das Kneipenquiz am Montag. Seit 2004 treffen sich wöchentlich Teams von maximal fünf Personen und messen ihr Wissen in den verschiedensten Themenbereichen. Dem Gewinnerteam winkt eine Flasche Whiskey und in der anschließenden Jackpotrunde auch Geldpreise. Die Verlierer:innen dürfen sich mit einem Gurkenglas trösten. Lust auf Quizzen und Trinken bekommen? Hier sind noch mehr Orte für Quizabende in Berliner Kneipen.
- Celtic Cottage Markelstraße 13, Steglitz, online
Busking like in Dublin: Sonntags im Mauerpark
In Irland gibt es ein Wort dafür, wenn sich Musiker:innen auf die Straße stellen, ihre Musik präsentieren und etwas Geld einsammeln: Busking. Die Praxis gehört in Irland zur Kultur wie das Bier zum Pub. Ganz besonders berühmt für ihre Straßenmusik ist die Grafton Street in Dublin. Dort haben schon Stars wie Bono, Hozier und Glen Hansard musiziert. Ein bisschen wie in Dublin fühlen kann man sich in Berlin im Sommer im Mauerpark, wenn alle paar Meter ein anderer Musiker oder eine andere Musikerin loslegt. Sogar das Kopfsteinpflaster erinnern ein wenig an die Straßen der irischen Hauptstadt.
Murphy’s Irish Pub
Irish Stew, Shepherd’s Pie, Fish & Chips: Im Murphy’s in Mitte kommen typisch irische Spezialitäten auf den Tisch, und das in einem Pub in der gemütlich-irischen Atmosphäre mit dunklen Holzmöbeln und viel Bier. Außerdem liegt der Pub direkt an der Spree, sodass man sich mit genug alkoholischen Getränken intus und mit etwas Fantasie vorstellen kann, man sei nicht in Berlin, sondern in Dublin an der Liffey. Zwar ist das Murphy’s auch einer dieser Irish Pubs, die sich nicht unbedingt durch ein distinguiertes Publikum auszeichnen – aber darüber kann man ja auch ab und zu getrost hinwegsehen. Mehr Tipps für Irish Pubs in Berlin haben wir hier für euch.
- Murphy’s Irish Pub Schiffbauerdamm 1, Mitte, Mo–Fr 12–24 Uhr, Sa+So 10-24 Uhr, online
Die Bleibtreustraße in „Ulysses“ von James Joyce
Mehr Fun Fact als wirklich irische Kultur in Berlin: Die Bleibtreustraße in Charlottenburg findet Erwähnung in dem größten Roman von Irlands berühmtesten Schriftsteller, nämlich in James Joyces „Ulysses“. Dabei war Joyce nie in Berlin. Im Buch will der Protagonist Leopold Bloom gerade in Dublin eine Schweineniere kaufen, als er eine Zeitungsannonce sieht, mit der Menschen gesucht werden, die Land in Palästina kaufen wollen. Interessierte – wie zum Beispiel der jüdisch-irische Bloom – sollen sich in der Bleibtreustraße 34 in Berlin melden. Warum die Bleibtreustraße? Das ist nicht vollauf geklärt. Wahrscheinlich ist, dass Joyce sein Treffen mit Karl Bleibtreu in Zürich dazu bewog: dem Mann, nach dessen Vater die Straße benannt ist und der mit Theorien über Shakespeare um sich schmiss, die Joyce wohl imponierten.
The Cranberries in Berlin
Eine der bekanntesten Bands, die die grüne Insel hervorgebracht hat, sind die Cranberries. Die Band feierte in den 1990er-Jahren ihren großen Durchbruch, als Massen von Teenagern sich bei „Zombie“ heiser brüllten. Viele von ihnen blieben den Cranberries über die folgenden Jahrzehnte treu. Leider verstarb Frontfrau Dolores O’Riordan 2018 betrunken in der Badewanne eines Londoner Hotels: wahrscheinlich ein tragischer Unfall, denn noch Tage vorher schickte sie ihren Bandkollegen neue Songs. Auch in Berlin absolvierten die Cranberries einige legendäre Auftritte.
Irische Botschaft
Als offizielle Vertretungen ihrer Länder im Ausland sind Botschaften die offensichtlichste Verbindung zu den jeweiligen Staaten. Die irische Botschaft befindet sich in Berlin am Gendarmenmarkt in Mitte. Dort kümmern sich nicht nur Irinnen und Iren, die in Deutschland leben, um nervige Bürokratie, sondern finden auch Zugang zu ihrer Heimat. Denn in der irischen Botschaft finden auch regelmäßig Kulturabende statt: Ob Lesungen oder Podiumsdiskussionen mit irischen Autor:innen wie Roddy und Rob Doyle, Screenings irischer Filme oder die Verleihung des St. Patrick’s Day Award. Übrigens: Diplomatische Vertretungen sind architektonisch oder wegen ihrer Geschichte oft besonders interessant. Hier sind 12 Botschaftsgebäude in Berlin, von Ägypten bis Vatikan.
- Irische Botschaft Jägerstraße 51, Mitte
Irish Stout im BRLO Charlottenburg
Irish Pubs gibt es in jeder mittelgroßen deutschen Stadt, und in Berlin gab es mal einen, der aus der Masse herausstach: Der Irish Harp Pub war anders als die Orte für betrunkene Touri-Massen. Am Wochenende gab es immer wieder Live-Musik und zwar nicht irgendwelche, sondern irischen Folk und irische Partysongs. Der schöne Ort ist mittlerweile zwar Geschichte, aber ein Stück Irland in Berlin hat sich auch der Nachfolger in den Räumlichkeiten bewahrt. Im BRLO Charlottenburg ist die Küche fett- und aromenreich, wir lieben diese Brauhausküche im Hier und Jetzt. Und zu den Bieren, die ausgeschenkt werden, gehört ein Irish Stout namens „The Harp“. Nett!
- BRLO Charlottenburg Giesebrechtstraße 15, Charlottenburg, Di–Do ab 17 Uhr, Fr–So ab 12 Uhr, online
Mehr Ausland in Berlin
Pizza, Pasta, la dolce Vita: Diese Restaurants, Gärten und Gebäude bringen etwas Italien nach Berlin. Von Berlin aus am schnellsten zu erreichen ist Polen, und doch kennen viele unser Nachbarland kaum. Hier findet ihr ein Stück Polen in Berlin, von Pierogi über Gotzkowsky zu den polnischen Versagern. Frankreich hat Berlin geprägt, allein, weil die Franzosen die Stadt zusammen mit den Amerikanern, Briten und Sowjets jahrelang verwaltete. Wir sagen auch, wo die Spuren Frankreichs in Berlin zu finden sind. Und auch wenn wir denkbar weit von der Atlantikküste entfernt sind: Spuren von Portugal in Berlin findet man dennoch.