Restaurants

Mored: Die nächste Levante-Sensation (in einem Wilmersdorfer Bordell)

Yotam Alon kombiniert mutig und mit einer durchaus ausdrucksstarken Handschrift. Sein Restaurant Mored ist, wenn man die Schublade öffnen will, ein weiteres Berliner Levante-Restaurant – und zwar ein ziemlich gutes. Wir waren dort, an einem Ort, der früher ein Bordell gewesen ist. Die Foodkritik.

Das Mored habe Handschrift und Haltung statt einer um keine Geschmacksnuance verlegenen Beliebigkeit, schreibt unsere Foodkritikerin. Foto: Mored
Das Mored habe Handschrift und Haltung statt einer um keine Geschmacksnuance verlegenen Beliebigkeit, schreibt unsere Foodkritikerin. Foto: Mored

Mored: Die alte Villa war einst Nachtclub und Bordell

Eine Villa in einer ruhigen Wilmersdorfer Seitenstraße, die einst ein Bordell und Nachtclub war. Man muss sich durch den Garten zur Hinterseite der ehemaligen „Villa Rasputin“ pirschen, um Einlass zu finden. Und stellt so schon mal fest, hier will man im Sommer unbedingt draußen sitzen.

Eigentlich wollte Yotam Alon sein erstes eigenes Restaurant direkt am Ku’damm eröffnen. Kurzfristig kam etwas dazwischen. Und so wurde die frivole Vergangenheit der Stadtvilla binnen zwei Wochen gegen ein großbürgerliches Ambiente mit Holzdielen, Stuck und Kronleuchtern getauscht. Dazu Kerzenleuchter und ein gold gerahmter Ölschinken mit Berglandschaft – nichts davon gibt Aufschluss, was Alon, den man aus der Bellboy Bar am Gendarmenmarkt kennen könnte, hier auf die Teller bringt.

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Yotam Alon und sein rebellisches Casual-Dining-Restaurant

Um eine Schublade zu öffnen: Mored by Yotke ist ein weiteres Berliner Levante-Restaurant. Mored, ausgesprochen: Mo-red, bedeutet Rebell, es ist Yotam Alons Spitzname.  Und so nimmt er sich die Freiheit, auf seine Art zu rebellieren. Laute Musik in einem Casual-Dining-Restaurant? Warum nicht.

„Wie rote Inseln in einem lindgrünen Teich“: Blauflossen-Thunfisch im Mored. Foto: Mored Berlin
„Wie rote Inseln in einem lindgrünen Teich“: Blauflossen-Thunfisch im Mored. Foto: Mored Berlin

Den Essig für die Pickles stellt er selbst her. Die gibt es zum Brioche Challah, sie erinnern ganz wunderbar an Großmutters eingelegtes Gemüse. Zum Brot noch der levantinische Tomaten-Paprika-Salat Matbucha, so könnte man auch frühstücken. Wie rote Inseln in einem lindgrünen Teich schwimmt dann der Blauflossen-Thunfisch in einer Gazpacho mit Koriander und Minze als Farbgebern. Dazu geräuchertes Olivenöl, fermentierter Chili und gebratener Bulgur. Es ist pikant, hier und da gar scharf, mild, säurebetont, Yotam Alon kombiniert mutig und mit einer durchaus ausdrucksstarken Handschrift. Das Jaffa Tatar, gewürfeltes Lamm, kuschelt sich mit Auberginen und Lauchzwiebeln unter gepickelte Radieschen und getrocknete Datteln. So ein Teller zeigt, dass die Levante-Küche auch in Berlin längst noch nicht zu Ende gedacht ist.

Mored: Hier hat ein Küchenchef eine Vision

Yotam Alon hat die Bellboy Bar am Gendarmenmarkt eröffnet. Im Mored ist er nun sein eigener Chef. Foto: Mored Berlin

Eigensinnig auch die Weine, ausschließlich aus dem Libanon, aus Israel und Syrien, von denen jedoch immer nur ein Weißer und ein Roter am Abend offen ausgeschenkt werden. 

Handschrift und Haltung statt einer um keine Geschmacksnuance verlegenen Beliebigkeit – auch so verhindert das Mored, sich nur  als ein weiteres  Levante-Lokal einzureihen. Im Gegenteil: Hier hat ein Küchenchef eine Vision, und versteht, diese vollmundig umzusetzen. Weshalb wir uns auch darauf freuen: Im Keller der Villa wird, noch im Bordell-Ambiente, bald eine Speak-Easy-Bar eröffnen.

  • Mored Münstersche Str. 11, Wilmersdorf, Di+Mi 18–23 Uhr, Do–Sa 18–0 Uhr, Tel. 0176/36 58 29 65, online

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