Filmkritik

„The Nun 2“: So dämonisch können Klosterfrauen sein

„The Nun 2“ erweitert James Wans „Conjuring“-Universum und schickt die dämonische Nonne Valak von Rumänien nach Frankreich. Hierbei überzeugt vor allem die düstere Atmosphäre – und auch die Szenerie erweist sich als äußerst eindrucksvoll. tipBerlin-Filmkritiker Bert Rebhandl hat den Horrorfilm gesehen. Ob sich der Hype lohnt, erfahrt ihr hier.

„The Nun 2“ zeigt, wie dämonisch Klosterfrauen sein können. Foto: Imago/Picturelux/Warner Bros. Pictures/The Hollywood Archive

„The Nun 2“: Grusel und Christentum

Valak ist ein guter Name für eine böse Nonne. Ein Wort, das nichts bedeutet, aber irgendwie unheilschwanger klingt. Wer möchte schon in einem finsteren Verlies auf eine bedrohliche Figur stoßen, die Valak heißt? James Wan, eine der einflussreichsten Figuren im derzeitigen Horrorkino, erfand Valak seinerzeit als eine Nebenfigur in „The Conjuring 2“, und bald gab es eine Auskopplung: „The Nun“ (2018) sorgte für ordentlich Grusel vor dem Hintergrund christlicher Vorstellungswelten. Nun gibt es eine Fortsetzung, die international schon ein wenig früher gestartet ist, als in Deutschland, und sich schnell als großer Erfolg erwiesen hat. Woran mag es liegen?

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Die Horrornonne reist von Rumänien nach Frankreich

Im ersten Teil ging es darum, dass Schwester Irene (Taissa Farmiga) der dämonischen Kollegin in Rumänien das Handwerk legen musste. Das gelang wie üblich nicht so endgültig, dass sich nicht doch noch ein Sequel rauspressen lassen würde. Das Böse wandert nun Richtung Westen, eine Spur von seltsamen Todesfällen im klerikalen Milieu weist eindeutig nach Frankreich. Und dort kommt es nun auch zu einem neuerlichen Showdown mit der Nonne. Eine rote Flüssigkeit, die auch in der Eucharistie eine Rolle spielt, sonst aber meistens zum Zweck der Berauschung und des Wohlergehens getrunken wird, spielt dabei eine wichtige Rolle – französische Nationalkultur in ihrer besten Form.

„The Nun 2“ überzeugt vor allem in den atmosphärischen Momenten. Foto: Imago/Picturelux/Warner Bros. Pictures/The Hollywood Archive

Das heutige Horrorkino zeigt sich mehr denn je als eine Gratwanderung: Einerseits ist das Publikum ja doch ziemlich abgebrüht, es hat quasi schon alles gesehen, und wo soll die Angstlust sich also heute noch erregen können? Andererseits ist das Fürchten im Kino heute bis in die kleinsten Nuancen ausbuchstabiert, und es geht oft schon eher darum, diese Zwischentöne des Schauderns virtuos bis zu einem Extrem zu treiben, das dann doch oft wieder durch konventionelle Stories zerstört wird.

„The Nun 2“ hat seine besten Momente im Atmosphärischen

„The Nun II“ hat seine besten Momente auch eher im Atmosphärischen. Das alte Frankenreich, in dem nun einmal viele alte Steine herumstehen (unheimliche Gemäuer und zweideutige Statuen), ist per se schon ein perfekter Ort für den metaphysischen Schrecken. Und dann kommen noch schöne Regie-Ideen dazu: die beste Szene des Films ist vielleicht die, in der Irene vor einem Zeitschriften-Kiosk steht, der Wind fährt durch die Blätter, und wie durch säuselnden Zufall entsteht ein größeres Bild, auf dem ein unheimliches Leitmotiv zu erkennen ist. Es ist zugleich ein typisches Kippbild: man sieht etwas darauf, oder auch nicht.

Der Moment bleibt aber eher unverbunden mit der richtigen Geschichte. „The Nun II“ ist vor allem damit beschäftigt, die schon aus dem ersten Teil vorbereiteten Motive irgendwie alle wieder unterzukriegen, so taucht auch der fesche Maurice wieder auf, den sicher niemand in den Fesseln der Hölle sehen will, jedenfalls nicht auf Dauer. Im Dunkeln ist gut munkeln, aber eine böse Nonne lässt dann doch lieber aus ihren tiefen Augenhöhlen Blitze zucken. Und als Sprengmeisterin hat sie auch eine Menge drauf, allerdings kann man davon ausgehen: die gute Schwester Irene hat mehr drauf.

  • The Nun II; USA 2023; 110 Min.; R: Tristan Nyby; D: Taissa Farmiga, Bonnie Aarons, Jonas Bloquet; Kinostart: 21.9.

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