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„Jeanne du Barry“ von Maïwenn: Aufstieg und Fall einer Mätresse

„Jeanne du Barry“ mit Maïwenn, die auch Buch und Regie übernommen hat, ist ein Kostümfilm über eine Mätresse am Hof des französischen Königs Ludwig XV. Der groteske Zirkus des Zeremoniells wird hier zum Ziel des Spotts im Film, der wohl aus anderen Gründen viel Aufmerksamkeit erhält: Es ist Johnny Depps erste Kinorolle nach dem Prozess zwischen ihm und Amber Heard. tipBerlin-Filmkritikerin Alexandra Seitz hat „Jeanne du Barry“ gesehen.

„Jeanne du Barry“ mit Maïwenn und Johnny Depp, für den das Historiendrama die Rückkehr auf die Leinwand bedeutet. Foto: Ste'phanie Branchu - Why Not Productions
„Jeanne du Barry“ mit Maïwenn und Johnny Depp, für den das Historiendrama die Rückkehr auf die Leinwand bedeutet. Foto: Ste’phanie Branchu – Why Not Productions

Als Cannes-Auftakt erregte „Jeanne du Barry“ einiges Aufsehen

Geboren wurde Marie Jeanne Bécu 1743 in ärmlichen Verhältnissen als uneheliche Tochter einer Näherin und (mutmaßlich) eines Mönchs. Nachdem sie jedoch als Kurtisane in Paris von sich Reden gemacht hatte, wurde sie König Ludwig XV. vorgestellt und stieg schließlich als Madame du Barry zu dessen letzter von vielen Mätressen in der Nachfolge der glanzvollen Madame de Pompadour (1721-1764) auf. Der König starb 1774 an den Pocken, die du Barry wurde am 8. Dezember 1793 im Nachgang der französischen Revolution durch die Guillotine hingerichtet.

Johnny Depp als phlegmatischer Lüstling macht seine Sache gar prächtig

Die Schauspielerin, Drehbuchautorin, Regisseurin und Produzentin Maïwenn hat dieses Frauenschicksal nun mit sich selbst in der Titelrolle verfilmt. Als Cannes-Auftakt erregte „Jeanne du Barry“ – an Originalschauplätzen gedreht und ein im besten Sinne opulenter Kostümschinken – einiges Aufsehen; allerdings weniger aufgrund seiner künstlerischen Verdienste als vielmehr, weil sowohl Maïwenn wie auch der in der Rolle des Königs besetzte Johnny Depp sich zuletzt mit mangelnder Impulskontrolle und daraus resultierenden Skandalen in der Öffentlichkeit unmöglich gemacht hatten.

Von Depps „bemühtem Comeback“ war die hämische Rede, dabei macht der als alternder, phlegmatischer Lüstling seine Sache gar prächtig. Und Maïwenns lebhaftes Temperament steht ihrer unbekümmerten Aufsteigerin recht gut zu Gesicht.

„Jeanne du Barry“: Grotesker Zirkus des französischen Hofzeremoniells

Dass zwischen den beiden dennoch eher wenige Funken fliegen, mag den Zwängen geschuldet sein, denen die Figuren gesellschaftlich unterliegen. Die neuere Geschichtsforschung interpretiert die Rolle der Mätresse des Königs als „eine Art Hofamt“; wer es geschickt anstellte, konnte es zu Macht und Einfluss und die Schäfchen ins Trockene bringen. Dass dies der du Barry nicht gelang, lag an ihrer als „zu niedrig“ geltenden Herkunft. Die permanente Gefahr ihres Absturzes zieht sich denn auch wie eine roter Faden durch das mit pointiertem Witz gestaltete Geschehen.

Insbesondere der groteske Zirkus des französischen Hofzeremoniells wird hier zum Ziel von Maïwenns Spott, und in Depp findet sie einen verschmitzten Mitverschwörer. Der Spaß, den die beiden dann miteinander an der Demontage von Herrschaftsritualen haben, täuscht jedoch an keiner Stelle darüber hinweg, dass unter dem Begriff der „Mätresse“ die Männer mit dem Körper der Frau Politik machen und sich die du Barry in dieser Hinsicht von ihrem ihr zum Geschenk gebrachten schwarzen Sklavenjungen kaum unterscheidet.

  • Jeanne du Barry F 2023; 116 Min.; R: Maïwenn; D: Maïwenn, Johnny Depp, Benjamin Lavernhe; Kinostart: 24.8.

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