Berlin 2012, das klingt gar nicht mal so lange her, und doch war es damals eine andere Stadt. Die Zukunft des Tempelhofer Feldes war noch ungewiss, der BER, das Humboldt Forum und das neue Stadion an der Alten Försterei nicht eröffnet, und langsam aber sicher begann sich die ehrwürdige City West zu erneuern. Bei der Berlinale holte Italien den Goldenen Bären. Und während in Friedrichshain die Autos brannten, tauchten in Mitte Pop-up-Shops auf. Wir blicken in 12 Fotos auf diese nicht weit zurückliegende Vergangenheit. Viel Spaß bei der Zeitreise ins Berlin des Jahres 2012!
Das Tempelhofer Feld soll bleiben, wie es ist!
Heute ist das Tempelhofer Feld der größte innerstädtische Park Europas. Das war natürlich nicht immer so. Spätestens mit der Wiedervereinigung war der Flughafen Tempelhof angezählt. Im Flächennutzungsplan des Senats war schon 1994 eine Umwidmung des Geländes angestrebt. Es gab die Pläne für eine weitreichende Bebauung der Freifläche. Doch die Bürgerinitiative „100% Tempelhofer Feld“, gegründet 2011, bekam 2012 Aufwind und erwirkte einen Volksentscheid, bei dem 2014 eine Mehrheit der Berliner und Berlinerinnen gegen eine Bebauung stimmte.
Der Goldene Bär geht nach Italien
Der Vorhang fällt, Applaus brandet auf. Die Inszenierung von Shakespeares „Julius Caesar“ war ein Erfolg. Die Schauspieler sind allesamt Schwerverbrecher, sie sitzen ein im römischen Gefängnis Rebibbia. Seit 2002 werden dort unter der Leitung des Regisseurs Fabio Cavalli Stücke erarbeitet. Der Film „Cäsar muss sterben“, den die Brüder Paolo und Vittorio Taviani über die Proben zu „Julius Caesar“ gedreht haben, ist keine Dokumentation, sondern eine mit großem Geschick vorgenommene Neuinterpretation des Stückes selbst. Zellen und Gefängnisgänge werden zu Orten eines Dramas, das von Tyrannei, Freiheit, Loyalität und der Macht des Wortes handelt – Themen also, mit denen sich Gefängnisinsassen in ihrer eingeschränkten Welt zwangsläufig auseinandersetzen müssen. 2012 gab es für „Cäsar muss sterben“ der Gebrüder Taviani den Goldenen Bären. 2022 war Paolo Taviani mit seinem Film „Leonora addio“ wieder im Berlinale-Wettbewerb vertreten.
Der BER eröffnet nicht, Zoo Palast wird saniert
Auch 2012 sollte der Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) eröffnen, dass es dazu nicht kam, ist Geschichte. Nach mehr als 14 Jahren Bauarbeiten und immensen Mehrkosten ging es im Herbst 2020 endlich los. Der lange und steinige Weg dahin wurde vielfach kommentiert, von Poltikern wie auch von den zumeist schnell wieder gefeuerten Chefs. Manchmal fand die allgemeine Irritation auch auf riesigen Plakaten im Stadtzentrum formuliert. Hier haben wir die 12 beklopptesten Zitate zum BER-Debakel gesammelt.
Himmel über Berlin
Ein mächtiger Blitz schlägt im Sommer 2012 über dem Hauptbahnhof ein ein. Immer wieder verwandeln Verdunstung, Temperatur und Wind die Stadt. Mal leuchtet sie in dunklem Orange oder wird von Blitzen erleuchtet und mal scheint sie unter einem bleiernen Deckel zu liegen. Diese Fotos zeigen den Himmel über Berlin: irre Wolkenformationen, Blitzschläge und prächtige Regenbögen.
Pop-up-Stores poppen auf
Um 2012 begannen die so genannten Pop-up-Stores, in den geschäftigen Vierteln der Stadt aufzutauchen. Für eine kurze Zeit bespielten dann Unternemen, Marken oder temporäre Projekte einen Raum, sorgten für mediale Aufmerksamkeit und verschwanden wieder. Auch Pop-up-Restaurants und Pop-up-Radwege sollten in Berlin noch hinzukommen. Schöne neue Pop-up-Welt.
Ein Schloss wird gebaut
Ab 2008 begann der Abriss des Palasts der Republik, eine der größten Baustellen der Stadt entstand in der historische Mitte, unweit vom Berliner Dom und der Museumsinsel. Von 2011 bis 2018 wurde in der temporär eingerichteten „Humboldt-Box“ am Rande der Baustelle thematische Ausstellungen zur Geschichte, Bau und Zukunft des Stadtschlosses gezeigt. So sah die Situation auf dem Schlossplatz im Oktober 2012 aus.
Skandal im Schlosspark Theater
Das Jahr 2012 begann in Berlin mit einem Skandal. Auslöser war der allseits beliebte Schauspieler, Komiker und Theaterleiter Dieter Hallervorden. Ihm wurde Rassismus vorgeworfen. Es ging um das „Blackfacing“, also den umstrittenen Kunstgriff, wenn sich hellhäutige Schauspieler schminken, um eine dunkelhäutige Figur zu spielen. Dies geschah in dem Stück „Ich bin nicht Rappaport“ am Schlosspark Theater und der Aufruhr war groß. Hallervorden nahm Stellung und beteuerte, dass in seiner „Gedankenwelt absolut kein Platz für Rassismus“ sei, doch die Diskussion schwelte weiter.
Joachim Gauck wird Bundespräsident
Wer erinnert sich noch an den CDU-Politiker Christian Wulff, also den wegen unlauteren Kreditvergaben zurückgetretenen Bundespräsidenten? Joachim Gauck ganz bestimmt, der ehemalige Leiter des Stasi-Unterlagen-Archivs wurde nämlich dessen Nachfolger und im März 2012 ins höchste Amt im Staat gewählt.
Baustelle beim 1. FC Union Berlin
Der 1. FC Union Berlin spielte 2012 noch zweitklassig. Die Bundesligasaison beendeten die Eisernen auf dem siebten Rang, doch der Köpenicker Verein hatte in der Zukunft noch viel vor. So begannen 2012 massive Modernisierungen am Stadion an der Alten Försterei. Die Haupttribüne wurde neu errichtet, an den Arbeiten beteiligten sich auch viele Fans, die gemeinhin als die „besten der Welt“ gelten. Ob das die Herthaner so stehen lassen würden? Hier kann man mehr über die fußballerische Freundschaft und Rivalität der beiden Hauptstadtclubs erfahren, die längst beide in der höchsten Spielklasse kicken und immer wieder für heiß diskutierte Derbys sorgen.
100 Jahre Deutsche Oper
Das heutige Gebäude der Deutschen Oper an der Bismarckstraße ist natürlich nicht 100 Jahre alt. Es entstand Anfang der 1960er nach Plänen des Architekten Fritz Bornemann als Neubau, der schon bald zu einem Symbol der modernen Architektur West-Berlins wurde. Mit knapp 2000 Sitzplätzen ist die Deutsche Oper das größte Opernhaus der Stadt sowie eines der größten Opernhäuser des Landes. Die Geschichte des Hauses reicht aber tatsächlich bis 1912, damals wurde in Charlottenburg das ursprüngliche Gebäude errichtet und 1943 im Krieg zerstört. 2012 feierte die Deutsche Oper so den runden Geburtstag.
Brennende Autos in Friedrichshain
Zwar ist 2012 gegenüber dem Vorjahr die Anzahl der Anschläge auf parkende PKW in Berlin stark zurückgegangen, doch in Friedrichshain und Kreuzberg hatten Feuerwehr und Polizei regelmäßig zu tun. Knapp 250 Autos brannten in jenem Jahr, wie dieses Fahrzeug, das der Deutschen Bahn gehörte.
Die City West verändert sich und das Waldorf Astoria eröffnet
Nach der Wende wurde vor allem in Mitte investiert, doch in den 2000er-Jahren haben Investoren die City West neu entdeckt und luxuriöse Projekte verwirklicht, wie zum Beispiel das Zoofenster und das elegante Hotel Waldorf Astoria, das Ende 2012 die Türen öffnete. In den folgenden Jahren wurde ebenso das benachbarte Bikinihaus modernisiert und „Bausünden“ wie das alte Ku’damm-Eck abgerissen.
Mehr Berlin verstehen
Wir blicken zurück: 12 Fotos aus Berlin im Jahr 1962. Bunter und moderner war die Stadt, auch die Ost-West-Beziehungen normalisierten sich. Unser Rückblick auf Berlin 1972. Mauerblümchen, Hinterhöfe und Besuch aus den USA: So war das Jahr 1982 in Berlin. Stasi-Akten, Golfen in Steglitz und prominente Todesfälle: Unser Rückblick auf Berlin 1992 und hier auf Berlin im Jahr 2002: Blub, Pinguine, RBB – und eine Miss Germany aus Köpenick. Immer neue spannende Geschichten aus der Geschichte Berlins findet ihr hier.