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Die peinlichsten Berliner des Jahres 2020: Wer uns so richtig nervte

Leute, was war das für ein Gurkenjahr 2020! Wir haben ja schon im Sommer ein Corona-Special mit 25 Peinlichen Berliner*innen rausgehauen (Atilla Hildmann wird sich vielleicht erinnern). Es tut uns selbst leid, dass Hildmann auch bei der Jahresendwahl des Peinlichsten Berliners unschlagbar war. So kann das doch nicht weitergehen.

Hier ist unsere traditionelle, gefürchte und geliebte Liste: Die Peinlichsten Berliner des Jahres 2020. Weil in diesem Jahr alles ein bisschen anders war, haben wir unseren augenzwinkernden Jahresrückblick diesmal halbiert, von 100 auf 50 Nervensägen. Wir konnten einfach nicht mehr. Viel Spaß trotzdem. Hier ist die Top 25 des Grauens.


1. GröFurz

Attila Hildmann, Vegankoch, Schwurbler

Spitze der Peinlichsten Berliner des Jahres – schon wieder der. Geben Sie endlich auf, Herr Hildmann. Andere Peinliche wollen auch mal wieder ganz nach vorn. Foto: Imago/Carsten Thesing

Herr Hildmann, Sie sind eine Schande für diese Liste! Dreimal hier ganz oben auf Platz eins zu stehen (erst 2017, dann bei unserem Corona-Peinlichen-Spezial im vergangenen Sommer und nun auch in der Jahresliste 2020) – hat nicht einmal Mario Barth geschafft. Aber Sie, Herr Avocadolf (ja, so nennt Sie das Internet!), sind das Bayern München der Peinlichen Berliner. Auf Jahre unschlagbar. Es ist so öde.

Verschwurbelungs-Wirrwarr, QAnon-Quatsch, „Landesverräterin Merkel“-Popanz. Nein, wir von der Systempresse können nicht mehr. Wir verlangen von Ihnen, Herr Reiskanzler (so auch im Netz!), dass Sie Ihre Führerrolle freiwillig abgeben, die müffelt sowieso ganz unangenehm furzfeuchtbraun. Zur Not akzeptieren wir dafür ein ärztliches Attest. Bitte, das kann doch nun wirklich nicht so schwer zu besorgen sein. Lassen Sie endlich wieder einen würdigen Peinlichen ran. Einen, für den wir uns nicht in Gates und Boden schämen müssen.

Geben Sie auf, Herr Hirse­hitler (ja, selbst so nennt Sie das Netz!)! Das hat doch alles keinen Sinn mehr, Attila.

Prognose 2021 Hildmanns lückenlos geführter Impfpass taucht im Internet auf. Telegram implodiert.


2. Geisterwahn

Anselm Lenz, „Demokratischer Widerstand“

Mailbox, wie sie weint und lacht: Anselm Lenz hat wieder geliefert. Foto: Imago/ZUMA Wire

Einige Alt-Nazis müssten jetzt sehr neidisch sein auf diese Merkel-Diktatur: Wie sie nur das Tausendjährige Reich derart verkacken konnten, während diese Ostdeutsche diktaturtechnisch alles richtig macht? Dann sind diese Alt-Nazis womöglich in den wochenirren „Rundbrief“-Mailverteiler von Anselm Lenz geraten, dem Mitherausgeber des Zentralorgans der Corona-Leugner, „Demokratischer Widerstand“. In Lenz’ Schnappatmungspamphleten steht nämlich, wie krass derzeit das „neofaschistische Merkel-Regime“ vermeintlich abliefert: „Errichtung einer totalitären Kontrolldiktatur einer fanatischen New-Age-Sekte“.

Lenz war Bühnendramaturg, Karriereverweigerer und „junge Welt“-Redakteur. Seit er im Frühjahr gemeinsam mit Leuten wie Hendrik Soden­kamp den Protest gegen die staatlichen Anti-Corona-Maßnahmen als seine Bühne ausgemacht hat, eskaliert seine durchgeknallte Parallelwelten-Rhetorik derart, dass dagegen Donald Trump wie Sokrates wirkt. Ein Geisterbahn-Fahrer, bei dem man sich beständig fragt, wo bloß der Idiotentest ist, wenn man ihn mal braucht.

Prognose 2021 Gründet einen Think-Tank für Diktaturdesign Studies.


3. Presselügner

Nikolai Nerling, „Volkslehrer“, YouTuber

Kein Bad in der Menge: Nikolai Nerling. Foto: Imago/Stefan Zeitz

Der ehemalige Grundschullehrer und jetzige hauptberufliche Rassist, Antisemit, Verschwörungsideologe und passionierte Fake-Presseausweis-Bastler hatte ein gutes Jahr: Er ließ keine Corona-Demo aus, nutzte seinen selbstgemalten „Presseausweis”, um Interviews mit Polizeisprechern zu bekommen, und gehörte zu den teils mit Flaggen des Deutschen Reichs ausstaffierten Angreifern auf den Reichstag, dem traurigen Höhepunkt einer Großdemonstration gegen Maßnahmen der Bundesregierung zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. Als er aber sein Gift auch im Strandbad Plötzensee versprühen wollte, war Schluss: Hausverbot! Seine Fans revanchierten sich mit Morddrohungen gegen Badmitarbeiterinnen, Berlinerinnen freuten sich dagegen über nazifreies Planschen.

Prognose 2021 Googelt „versteckte Badestellen“ und „Brandenburg“.


4. Dicke Hose

The Pearl, Charlottenburger Edelclub/-bar

Ein „Highclass“-Club, den Gäste schon mal mit einer 33.000-Euro-Rechnung verlassen. Default-Status „Dicke Hose“: So feierte die Edeldisse auch das Halloween-Wochenende vor dem Lockdown – ohne Sinn und Verstand bzw. Abstand. Bis die Polizei den Spuk zweimal in Folge nach Mitternacht beendete. Die Betreiber hatten nicht nur die Sperrstunden-Verschiebung bis null Uhr eingeklagt, sondern auch eine halbe Million an Corona-Hilfen kassiert. Keine große Klasse.

Prognose 2021 Gästelisten-Abo für die Polizei.


5. Berufsempörter

Bodo Pfalzgraf, Polizeigewerkschafter

Wer macht denn da wieder Krawall? Foto: Imago/Future Image

Der Ordnungshüter mit Vergangenheit, der 1990 für die Republikaner kandidierte, ist Landeschef der Polizeigewerkschaft DPolG – und verantwortete damit einen Social-Media-Auswurf, degoutant wie AfD-Gestammel. „Die Aggressivität der Berufsempörer & gewaltbereiten Krawallmacher der Polizei gegenüber hat einen neuen Höhepunkt erreicht“, wahnwichtelte es in einem Tweet der Berliner Sektion der DPolG vor der Black-­Lives-Matter-Demo im Juni auf dem Alex. Markiert wurde die Verbal-Diarrhö mit dem Hashtag #JedesLebenzählt – der Übersetzung eines Slogans der Trump-Bewegung, der die Bürgerrechtsbewegung dämonisiert.

Prognose 2021  Schreibt gemeinsam mit Rainer Wendt ein Buch über die „Multikulti-Lüge“.


6. Diebeskind

Wissam R., Wiederholungstatverdächtiger

Sieht da jemand gerade eine glänzende Zukunft vor sich? Foto: Imago/Olaf Wagner

Diese diebische Elster hat ihre Griffel überall im Spiel. „Herr R. ist ein notorischer Klauer“, urteilte ein Erlanger Amtsrichter, nachdem der Nachwuchs-Gangster dort in den Showroom eines Herstellers für hydraulische Werkzeuge eingebrochen war. Die zweieinhalbjährige Haft musste der Kleptomane nicht antreten, weil er schon in Berlin zu viereinhalb Jahren Gefängnisstrafe wegen des Raubs der Maple-Leaf-Münze im Bode-Museum verurteilt worden war. Im Zeitraum des Prozesses soll er gar beim Raub der Juwelen im Dresdner Grünen Gewölbe mitgemischt haben. Ein Tatwerkzeug dabei: zufälligerweise ein Hydraulik-Spreizer.

Prognose 2021 Klaut Löffel aus der JVA-Kantine.


7. Schrottwichtel

Thilo Peter, CDU-Politiker

Ziemlich unchristlich: Der Charlottenburger CDU-Funktionär scheffelte offensichtlich jahrelang Geld mit Schrottimmobilien, in denen er vor allem Einwanderer unter schlimmen Bedingungen hausen ließ. Nach einem „Tagesspiegel“-Bericht zog sich Peter aus der Bezirkspolitik zurück, behauptete aber bis zum Schluss starrhalsig: „Dass sich meine Häuser in einem schlechten Zustand befinden, kann ich nicht nachvollziehen.

Prognose 2021 Vermietet Hundehütten zu Mondpreisen.


8. Coronapartyschreck

Frank Künster, Türsteher

In einem Youtube-Interview mit Martin Lejeune, Träger des Goldenen Aluhuts, salbaderte das Türsteher-Schwergewicht: „Ich liebe alle Menschen.“ Zuvor hatte er da noch wie ein narzisstischer Ichling über die Corona-Maßnahmen gejammert. Er habe das Gefühl, „die Polizei benimmt sich wie in einer Diktatur“. Es gebe zudem „keinen Nachweis, dass in Bars große Ansteckungsherde sind“. Dabei hatte sich Künster eigenen Angaben zufolge selbst im Frühjahr in der Neuen Odessa Bar in Mitte mit dem Virus infiziert. Die Hybris der Unsterblichkeit hat ihm anscheinend Hirn und Herz vernebelt.

Prognose 2021 Leibwächter der „Querdenker“.


9. Gendersternschnuppe

Gunnar Lindemann, AfD-Abgeordneter

Macht sich ein Bild von allem: AfD-Mann Gunnar Lindemann. Foto: Imago/ITAR-TASS

„Frau übersieht Fahrspurende und fährt in Baustelle – zwei Verletzte.“ Eine Schlagzeile des linksgrünversifften Mainstream-Boulevard-Blattes „B.Z.“, die den*die Abgeordnete*n der Alternative*in für Deutschland auf Twitter*in aber mal so richtig eskalieren ließ. „Der tägliche Genderwahnsinn: Jetzt werden sogar Fahrspuren gegendert“, kofferte Lindemann*frau drauflos. Was kommt als nächstes? Muss die Fahrspur jetzt zwangsweise auf ein Kreuzberger Unisexklo gehen? Gender*in-Gunnar*in bleibt dran.

Prognose 2021 Wird Gender-Mansplaining-
Beauftragter der AfD.


10. Bürgerschüttler

Signa Real Estate, Immobilienentwickler

Zurück in die 1920er gentrifizieren will der Immobilienentwickler den Karstadt am Hermannplatz: Anstelle des 50er-Jahre-Baus soll dort ein Retro-Palast entstehen – Fritz Lang für Arme. Mit der Kampagne „Nicht ohne Euch“ heuchelte man Bürgerbeteiligung und pries Urban-Gardening-Projekte in diesem Zusammenhang als Ausflugstipps. Greenwashing – unverfrorener, als wenn Bayer sich als Hersteller von Demeter-Saatgut vorstellen würde.

Prognose 2021 Macht das Tempelhofer Feld zum „Phantasialand“.


11. Rrrrrreimfall

Till Lindemann, Rammstein-Sänger

Fantasie hat er jedenfalls: Till Lindemann, auch Dichter. Foto: Imago/ITAR-TASS

Der Chef des Pyromanenclubs Rammstein hat einen Gedichtband herausgebracht, in dem er nur nicht „Maus“ auf „Haus“ reimt, weil man mit Mäusen so schlecht Sex haben kann. Wahrscheinlich hätte sich für Lindemanns Ficki-Ächzi-Schauerlyrik niemand interessiert – wäre nur keiner auf das Gedicht „Wenn du schläfst“ aufmerksam geworden, das davon handelt, eine Frau mit Rohypnol zu betäuben und zu vergewaltigen. Gehört das verboten oder ist das Kunst? Oder am Ende schlicht eine eklige Allmachtsfantasie, die nie in einem Verlag wie KiWi erschienen wäre, hieße ihr Urheber nicht Till Lindemann? Rrrrrrrichtig!

Prognose 2021 Konkurriert mit Lisa Eckhart um den Publikumspreis in Klagenfurt.


12. Sex(ism) sells

Ron Bielecki, Influencer

Der influencende Großkotz sieht zwar aus, als mache ihm Mama noch morgens den Kakao warm, hat aber schon Macho-Allüren wie die Großen: Auf Instagram warb Bielecki, knuffige 21, für ein Nahrungsergänzungsmittel – das er auf einem nackten Frauenhintern platzierte. Prompt rügte der Werberat den Post. „Playboy“ Bielecki darauf:
„Bei mir hat sich deswegen noch keine Frau beschwert… außer Mama.“ Komm du mal nach Hause, Bub!

Prognose 2021 Wird im Matrix endlich nicht mehr nach dem Perso gefragt.


13. Widerstands-Escort

Aya Velazquez, Sexarbeiterin

Die Edel-Escort-Dame hat die Schwurbeltransformation im Expresstempo durchgemacht. Am Anfang der Pandemie nähte sie noch Masken, nun schreibt sie für den „Demokratischen Widerstand“. „Wenn wir Parties [sic!] veranstalten in den Kellern Berlins, dann ist das diskursiv hart erarbeitet, politisch brandgefährlich und gleichzeitig sehr intim“, raunte Aya Velazquez auf Twitter. „Es ist für those who know.“ Auf der Haben-Seite: Zum ersten Mal sind wir froh, von geheimen Sexpartys nichts zu wissen.

Prognose 2021 Geht jedenfalls nicht ins KitKat.


14. Rügezahl

Julian Reichelt, „Bild“-Chef

Ganz der Herrenreiter: Julian Reichelt. Foto: Jörg Schlüter

Der „Bild“-General ließ seine Reporterarmee auf einen elfjährigen Jungen aus Solingen los, der gerade einem entsetzlichen Verbrechen entgangen war. Seine fünf Geschwister waren mutmaßlich von der Mutter getötet worden, die danach einen Suizidversuch unternahm. Das „Organ der Niedertracht“ (Max Goldt bereits 2001 über die „Bild“) zitierte kurzzeitig aus Whats­app-Nachrichten des Jungen. Moralische Verwerflichkeit, nachdem „Bild“ schon in der Bericht­erstattung über Christian Drosten schmutzig spielte. In der Prime-Doku „BILD.Macht.Deutschland“ zeigte sich Reichelt schließlich in seinem ganzen Herrenreitertum.

Prognose 2021 Dekoriert sein Büro mit 999 Rügen des Presserats.


15. Flitzpiepe

Capitial Bra, Rasender Rapper

Gratulation im Vorbeifahren: Capital Bra. Foto: Imago/Jan Huebner

Als müsste er ganz dringend aufs Klo, flitzte der Berliner Rapper im Mercedes Geländewagen mit 100 Stundenkilometern durch eine 50er-Straße in Lichterfelde. Obendrein im Berufsverkehr. Wollte damit laut „Bild“ Rapper-Kollege Samra zum Chart-Spitzenplatz gratulieren. Kamera an, Tacho im Bild. Und raus damit via Insta-Story. Hat offenbar ein paar Follower bei der Berliner Polizei.

Prognose 2021 Instastory vom brennenden Führerschein.


16. Click-Shaming

Social-Media-Team der Polizei, PR-Experten*innen

Die Berliner Polizei findet Likes für ironisch angehauchte Einsatzberichte auf Facebook bisweilen wichtiger als Fakten. Den Club Melancholie 2 meinte sie etwa zufällig hinter einer Kühlschranktür in einem Späti am Alex entdeckt zu haben. Dabei existiert so ein Club wirklich, an der Brückenstraße in Mitte nämlich, inklusive des wunderlichen Zugangs. Keine satirische Verzauberung der Wirklichkeit also, sondern nur plumper Ideenklau.

Prognose 2021 Entdeckt „geheimen“ Club in einem früheren Fernheizwerk am Ostbahnhof.


17. Schleuderware

Kai Diekmann, Medienmanager

Geschichtenmaschine: Kai Diekmann. Foto: Imago/Revierfoto

Dass der frühere „Bild“-Chef erst kürzlich in einem Interview mit der „Zeit“ offenbarte, er sei „treuer, bekennender, loyaler Kohlianer“, mehr als 20 Jahre nach dem Sturz des Oggersheimer Minotaurus vom CDU-Parteithron: eine schrullige Randnotiz. Eklatant war hingegen das Business seiner Agentur Storymachine. Die verramschte das „Heinsberg-Protokoll“, die mit großem Tusch präsentierte Corona-Studie des Bonner Virologen Hendrik Streeck zum frühen deutschen Corona-Hotspot, zur windigen PR-Nummer – nachdem eine journalistische Aufbereitung versprochen worden war. Als ob News von gesamtgesellschaftlicher Tragweite eine Verkaufsshow auf QVC wären.

Prognose 2021 Wird PR-Berater von Elon Musk.


18. Nachhilfebedarf

Rüdiger B., Lehrer, Corona-Leugner

Der Lehrer am Oberstufenzentrum in Wedding hat sich blitzradikalisiert: Corona-Masken bezeichnete er auf Youtube als „modernes Hakenkreuz“, sie zu tragen wäre „dumm“ – denn: „Es gibt hier weit und breit keinen Virus. Vor was wollen Sie sich schützen?“ Setzen, sechs!

Prognose 2021 Probiert’s noch mal an der Waldorfschule.


19. Dienstausfall

Staatsanwältin und mutmaßliche Querdenkerin

Eine Berliner Staatsanwältin, die in der Strafverfolgung arbeitet, soll laut „Tagesspiegel“ bei „Querdenker“-Demos Seite an Seite mit rechten Verfassungsfeinden demonstriert und auf ihrer Facebook-Seite Reichsbürger-Content geteilt haben – sie kann natürlich demonstrieren, wo sie will, ist ja ein freies Land. Aber ausgerechnet gegen den Staat, dem sie dient? Eher ein Irrweg.

Prognose 2021 Versetzung ins Aktenarchiv.


20. Pipi-Show

Toilettenhäuschen am Leopoldplatz

Schrilles Örtchen am Leo. Foto: Xenia Balzereit

Da muss jemand beim Bezirksamt Mitte und der Firma Wall das Konzept der öffentlichen Toilette missverstanden haben. Eigentlich geht die Idee so, dass man sich auf ein geschütztes Örtchen zurückziehen kann. Und nicht, dass Mann Auftritte in einer Pinkel-Peep-Show hinlegt. Denn die eigens für Berlin designten City-Toiletten bestechen durch Pissoirs ohne nennenswerte spanische Wand. Das neue Toiletten-Häuschen auf dem Leopoldplatz überrascht zudem mit seiner Lage: direkt neben dem Außen­bereich eines Cafés.

Prognose 2021 Bezirksamt organisiert betreutes Wildpinkeln im Humboldthain.


21. Wohltätigkeitsvermieter

Victoria Immo Properties ­Immobilienfonds

Der Fonds, der nicht zum Bücherlesen nach Kreuzberg kam (Symbolbild-Laken). Foto: Imago/Steinach

In Luxemburg, dem Ballyhoo der Briefkastenfirmen, hat der Fonds seinen Sitz. „Victoria Immo Properties V S.à.r.l. “, heißt er, im Schwulst-Stil eines Botticelli-Gemäldes. Maliziös mobbte das Unternehmen die Buchhandlung Kisch & Co. an der Oranienstraße 25. Dabei inszenierte der Fonds, neuer Eigentümer des Gebäudes, einen perfiden Mietvertrag als Wohltat, nachdem ein alter Vertrag am 31. Mai ausgelaufen war. Die Buchhändler sollten bis Ende des Jahres die Immobilieneinheit mieten dürfen, zu reduziertem Preis – und dann ausziehen. Der Entwurf einer Klausel sah vor, dass die Bibliophilen gegenüber Medien und Politikern ihre Vermieter loben (!) sollten. Wie kulant. Es kam zu keiner Einigung, eine Räumungsklage ist eingereicht worden.

Prognose 2021 Victoria Immo Properties V S.à.r.l.s neuer Sitz ist im Trump Tower.


22. Tunnelblick

@crazyandwildboy, Social-Media-Figur, DJ

Unter einer Skimaske dampft das Hirn offenbar weg wie Hölle. Dann gibt man eben, während in der Stadt schon wieder die Infektionszahlen hochknallen, in der U-Bahn den DJ. Wie der Instagrammer @crazyandwildboy, der stets im Look eines Bankräuber-Laien­darstellers aus Ede Zimmermanns 80er-Jahre-Edition von „Aktenzeichen XY … ungelöst“ aufläuft. Eigentlich ein korrekter Typ, der sich im Frühjahr noch aufs Auflegen an frischer Luft beschränkte, ehe ihm dann doch hin und wieder die Vernunft abhanden kam. Dass sein U-Bahn-Rave binnen weniger Stationen abstandsregelmäßig eskalieren würde, wie Ende September ein Video in seiner Insta-Story zeigte, konnte er natürlich nicht ahnen. Ist ja nur Berlin.

Prognose 2021 Macht lieber weiter Freiluft-Sets.


23. Parksünder

Kai Wegner & Falko Liecke, CDU-Politiker

Würdet ihr diesem Mann euren Lamborghini borgen? CDU-Mann Kai Wegner. Foto: Imago/Tagesspiegel

Die christdemokratischen Wannabe-Babos Kai Wegner und Falko Liecke hatten sich extra einen gelben Lamborghini mit aufgeklebten Einschusslöchern geborgt, um bei der Vorstellung des CDU-Konzepts zur Bekämpfung von Clan-Kriminalität mit einem „4 Blocks“-tauglichen Fotomotiv beeindrucken zu können. Die mit dem Fantasie-Nummernschild „B YE BYE“ versehene Karre stellten sie im Parkverbot ab – und kriegten Ärger. Wegen Falschparkens und Kennzeichenmissbrauchs. Schwieriges Gangsterleben!

Prognose 2021 Kein Punktabzug in Flensburg.


24. Rohe Botschaft

Swantje K., Chefin des Berliner Architekturbüros GKK

Ein Mail-Fail der üblen Sorte. „Bitte keine Araber“, schrieb die Chefin eines renommierten Berliner Architekturbüros als Reaktion auf eine Praktikumsbewerbung in einer internen Mail an eine Kollegin. Dumm nur, dass diese Absage versehentlich an den Bewerber selbst ging, einen Mann mit arabisch klingendem Namen. Rassismus ist übrigens auch, wenn man dabei „Bitte“ sagt.

Prognose 2021 Vier-Augen-Prinzip bei Mails.


25. Schwarzer Kanal

Olaf Kretschmann, Rundfunk-„Freiheitskämpfer“

Kretschmann, seines Zeichens Befreier aus Gewissensgründen, setzt sich ein für „eine neue Transformation in unserer Gesellschaft“, weg von einem „Rundfunkbeitragszwang, hin zur uneingeschränkten Rundfunkfreiheit“. So ist der von ihm initiierte Rundfunk-Volksentscheid nichts weniger als ein humanistischer Widerstandskampf gegen Massenmanipulation – unterstützt von mutigen Wahrheitsverkündern wie Heiko Schrang und dem Team von KenFM.

Prognose 2021 Schaltet auch mal ab.


Noch mehr peinliche Berliner*innen 2020 – und die 50 besten Berliner*innen des Jahres obendrauf:

Ja, das Corona-Jahr eins war so fifty/fifty. Grafik: tipBerlin

Die vollständige Liste der 50 peinlichsten Berliner*innen könnt ihr im tipBerlin 27/2020 lesen – das Heft gibt’s natürlich in unserem Webshop. In diesem Heft findet ihr auch die vollständige Liste der 50 Berliner Hoffnungsträger*innen und Mutmacher*innen des vergangenen Jahres. Die Top 25 der besten Berliner*innen lest ihr hier.


Peinlich, peinlich: Die Ergebnisse anderer Jahre

Die Ergebnisse aus anderen Jahren findet ihr hier – auch, wenn wir da keine Besten und nur Elend hatten.


Mehrer Berliner Stadtleben:

Nein, es ist keine Lösung, sich angesichts dieser Ausfälle auf der Liste zu betrinken. Die Berliner fanden auch andere Gründe für den Blick ins Glas: Saufen in Berlin hat auch historische Dimensionen. Und hier noch ein nüchterner Blick auf die aktuelle Corona-Lage: Der Lockdown wird bis Ende Januar verlängert. Hier sind die Details. Und wenn ihr wollt, dass das noch lange nicht das Ende des Ausnahmezustands ist, macht es doch wie die Influencer, die ihre Silvesterparty eskalieren ließen, like it’s 2019.

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