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„Barbie“ und „Oppenheimer“: Warum sind alle im Mega-Hype?

So viel Hype gab es schon lange nicht: Schon seit fast zwei Wochen im Kino, und immer noch ziehen „Barbie“ und „Oppenheimer“ ungeahnte Massen in die Kinosäle. tip-Autorin Paula Schöber steckt mitten in der Bubble, in der rund um „Barbenheimer“ gerade ein neuer Kinokult entsteht.

Schwarz versus pink: Cillian Murphy als J. Robert Oppenheimer, Ryan Gosling und Margot Robbie als Barbie und Ken. Foto: Universal Studios / © 2023 Warner Bros. Entertainment Inc./ Montage: tipBerlin

„Barbie“ und „Oppenheimer“: Am Wochenende ausverkauft

Es war schon das zweite „Barbenheimer”-Wochenende, und immer noch fast unmöglich, Karten für eine Vorstellung am selben Tag zu kaufen. Die Rede ist von den wochen-, ja monatelang gehypten Mega-Film-Events „Barbie” und „Oppenheimer”, die vor kurzem zeitgleich in den Kinos gestartet sind. Obwohl ich selbst schon seit Monaten, eigentlich schon, seit der Doppel-Starttermin der beiden Blockbuster vor ungefähr einem Jahr verkündet wurde, in dem pink-schwarzen Mega-Hype stecke, war ich etwas überrumpelt, als ich am ersten Sonntag nach Kinostart mit einigen Stunden Vorlauf keine Karten mehr für den Nolan-Streifen „Oppenheimer” bekam.

Christopher Nolans „Oppenheimer“ und Greta Gerwigs „Barbie“ pushen sich an den Kinokassen gegenseitig. Foto: Universal Studios

Die Vorstellung im anvisierten Arthouse-Kino war komplett ausverkauft. Auch das benachbarte Multiplex gab nichts mehr her, die englische Originalversion war bis auf den letzten Platz ausverkauft, und in der deutschen Synchronfassung gab es nur noch nackenbrecherische Restplätze in der ersten Reihe. Ein paar Stunden später standen wir dann doch in der Popcorn-Schlange eines barmherzigen Kinos, das noch Plätze für uns übrig hatte. Eine knappe Woche später, diesmal am Samstag, sollte es ins knallige Kontrastprogramm von Greta Gerwig gehen – die Hauptvorstellungen waren aber schon wieder alle voll, sodass es für uns hieß: ab in die Spätvorstellung. Kurz nach elf war der Saal dann tatsächlich nicht mehr krachend voll – aber trotzdem voller gehypter Menschen in pinkem „Barbiecore”-Look (mich und meine Truppe natürlich eingeschlossen).  

Verzerrte Sicht in der eigenen „Barbenheimer“-Bubble

Ich glaube, warum mich diese brechend vollen Kinosäle so überrascht haben, liegt daran, dass ich mich in meiner eigenen „Barbenheimer”-Bubble gewähnt habe. Ich bin nunmal eine junge Frau, die sich für Filme, Feminismus und Popkultur interessiert – natürlich ist mein Instagram-Feed seit Monaten voll mit „Barbenheimer”-Memes und Schmink-Tutorials für den Kinobesuch (mit viel Kajal und am besten einer Zigarette im Mundwinkel zu „Oppenheimer”, pink und glitzernd in „Barbie” gehen). Natürlich springt mir jedes pink-blaue und jedes schwarz-orangefarbene Filmplakat in der Stadt sofort ins Auge, und natürlich kriege ich auf allen Kanälen personalisierte Werbung für die zahlreichen Marken-Kooperationen mit „Barbie”angezeigt, die von Make-Up über Mode bis hin zu Spielkonsolen reichen.

Ergänzend zum Blockbuster „Barbie“ kann man von Mode bis Beauty fast alles kaufen. Foto: © 2023 Warner Bros. Entertainment Inc.

Aber das Marketing-Team von Warner Bros. hat seine Sache sehr gut gemacht. Die Erwartungen müssen jedenfalls hoch gewesen sein: 150 Millionen Dollar soll die Marketingstrategie des von Mattel koproduzierten Films gekostet haben, und damit um fünf Millionen Dollar teurer gewesen sein als die Produktion des Films selbst. Sowas kommt nicht alle Tage vor, hat aber den Effekt, dass auch Menschen außerhalb der klassischen Zielgruppe angesprochen werden – alleine dadurch, dass sie der omnipräsenten Werbung schlicht nicht entkommen können. So kommt es zum Beispiel, dass meine Mutter, die ich früher um ein Exemplar der blonden Plastikpuppe mit glitzernden Cocktailkleidern anbetteln musste, mich fragt, ob ich ihr den Film „Barbie” empfehlen könne. „Sogar dein Vater überlegt, mit ins Kino zu kommen. Der Film soll ja irgendwie feministisch sein, hab ich gelesen.” Ob sie sich „Barbie” inzwischen angeschaut haben, weiß ich nicht, ich müsste mal nachfragen.  

Der Hype um „Barbie“ hört nicht auf

Der Hype scheint jedenfalls noch lange nicht abzureißen. Die auf Social Media entbrannten Diskussionen, welchen der beiden Filme man zuerst sehen sollte (am selben Tag, wohlgemerkt), sind inzwischen zwar abgeebbt (denn die Hardcore-Hyper haben beide Filme natürlich direkt am Startdonnerstag gesehen). Mein Instagram-Feed entfärbt sich aber gerade noch sehr langsam von dem ganzen pink und schwarz (übrigens an alle, an denen die „Barbenheimer”-Memes vorbeigegangen sind: einfach mal „Barbie” googeln, kurz abwarten und gucken, was passiert. Oder den Barbie-Selfie-Generator ausprobieren). Es springen immer noch Unternehmen auf den Zug auf, beim Schreiben dieses Textes wird mir Werbung eines bekannten deutschen Feinkostunternehmens angezeigt, das mit pinken Etiketten für seine eingelegten „GurKEN” wirbt. Holt mich auf jeden Fall ab.

Kein Kinosaal ohne gehypte Zuschauer im „Barbiecore“-Look. Foto: Imago/ZUMA Wire/Iris Schneider

Und die Kinosäle werden hoffentlich noch eine ganze Weile voller sein als sonst. Solange werde ich den Riesen-Rummel um „Barbenheimer” noch genießen, nicht nur in meiner eigenen pop-cineastisch-feministischen Bubble, sondern mich darüber hinaus ehrlich freuen, dass der Hype so viele Menschen vielleicht nicht unbedingt erfasst, aber mindestens gestreift hat. Denn wer weiß, wie lange wir auf den nächsten Mega-Hype warten müssen.

Margot Robbie in „Barbie“. Lässt sich der Hype wiederholen? Mattel hat da zumindest schon Ideen. Foto: Courtesy Warner Bros Pictures

Würde es nach Mattel gehen, gar nicht mal so lange: „Girls“-Star Lena Dunham soll demnächst Lily Collins zur real life „Polly Pocket“ machen, der Name J. J. Abrams ist bereits im Zusammenhang mit einer „Hot Wheels“-Verfilmung gefallen, und sogar von einem Film über das Kartenspiel „UNO“ fantasiert man bei Mattel. Welches Regie-Dickschiff die Spielzeugmacher dafür an Land ziehen wollen? Ich tippe auf David Lynch. Aber man darf ja auch den Effekt nicht vergessen, den der Doppelstart mit „Oppenheimer“ auf das Hype-Ausmaß hat, und dass Mattel „Polly Pocket“ und Co. gleichzeitig mit dem nächsten Tarantino starten lassen kann, ist fraglich. Mal ganz davon abgesehen, dass es sehr schnell sehr langweilig wird, ein so erfolgreiches Konzept wie bei „Barbie“ schlicht zu wiederholen. Und am Ende ist es eben nicht nur das Marketing-Budget in nie da gewesener Höhe, das „Barbie“ und „Oppenheimer“ zu dem Mega-Hype „Barbenheimer“ gemacht hat.


Mehr zum Thema

Ihr habt „Barbenheimer“ noch nicht gesehen? Hier ist unsere Kritik zu Greta Gerwigs „Barbie“. Und Christopher Nolans „Oppenheimer“ besprechen wir hier. Ein anderer großer Blockbuster in der Kritik: „Mission: Impossible – Dead Reckoning, Teil 1“. Und noch ein anderer alter Held: „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“. Alles nicht düster genug? Dafür haben wir den Horrorfilm „Talk to Me“ besprochen. Romantisches Kontrastprogramm bietet das moderne Märchen „Die Purpursegel“. Auch schön: Wes Andersons „Asteroid City“ – zur Kritik. Immer informiert: Hier ist das aktuelle Kinoprogramm für Berlin. Ab an die frische Luft: Hier ist das Programm der Freiluftkinos in Berlin. Mehr aus der Filmwelt lest ihr in unserer Kino-Rubrik. Von Berlinale bis Independent: Filmfestivals in Berlin im Überblick.

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