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„Studio Berlin“ im Berghain öffnet wieder: Ticket-Verkauf ist gestartet

„Studio Berlin“, die spektakuläre Zusammenarbeit von Berghain und Boros Foundation, verwandelte den Club in eine spektakuläre Ausstellungshalle. Im vergangenen Jahr war der Ausstellungsort nur wenige Wochen geöffnet, die Tickets waren heiß begehrt. Es war die klassische Situation: „Aus der Not eine Tugend machen“ – denn wegen der Pandemie stand der weltberühmte Bau in Friedrichshain leer. Nun gibt es wieder die Möglichkeit: Am 18. Juni wird „Studio Berlin“ im Berghain wieder eröffnet – angepasst, erweitert und verändert, mit neuen Namen und bekannten Kunstschaffenden, die schon 2020 dabei waren. Tickets für „Studio Berlin“ gibt es schon jetzt. Wir haben die wichtigen Infos für euch.

Die Boros Foundation zeigt Kunst im Berghain. Das Banner stammt von Rirkrit Tiravanija. Foto: Noshe

Drei Monate Vorbereitungszeit brauchte es 2020, dann wurde in dem ehemaligen Fernheizwerk Kunst gezeigt – neben den dauerhaften, auch im Club-Betrieb zu sehenden Kunstwerken. Die Show begann im September 2020 und war von Anfang an unbestimmte Zeit ausgelegt – es wusste ja keiner, wie lange keine Partys gefeiert werden können. Der Name des Projekts: „Studio Berlin“.

Nun ist die Ausstellung, die 2020 mit rund 80 Kunstschaffenden in Berlin begann, wieder geöffnet. Es sollten eigentlich weniger werden, aber in der Vorbereitung fanden sich viel mehr Künstler:innen, die die Diversität der Stadt widerspiegeln können. Davon kann man sich ab 18. Juni endlich wieder selbst überzeugen.

Boros: „Berghain steht Ort weltweit für Freiheit“

Für Christian Boros ist die Zusammenarbeit in Zeiten von Corona eine logische: „Das Berghain steht als Ort weltweit für Freiheit.“ Dass diese derzeit eingeschränkt ist, inspiriert Künstler:innen auf eine neue Weise.

Kultursenator Klaus Lederer (Linke) kam im vergangenen Jahr zur ersten Besichtigung vor der Eröffnung. Nachdem 2020 bereits ein paar private Sammlungen ihren Rückzug aus Berlin angekündigt hatten, sei er erfreut über diese starke Zusammenarbeit eines Sammlers mit einem Berliner Club. Es werde zudem ein Raum gefüllt, der seiner Aufgabe – „Tanz, Bewegung, Kontrollverlust“ – derzeit nicht gerecht werden kann, so Lederer.

Boros zeigte sich erfreut, dass die Künstler*innen sofort bereit waren, sich den besonderen Umständen anzupassen. Man nutze im Berghain keine Ausstellungsbeleuchtung, „wir haben das Putzlicht an“, sagte er. Probleme hatte damit keiner der Ausstellenden. Beachtlich gewesen sei, wie in der Zeit der Krise viele angefragte Künstler:innen direkt Kolleg:innen mit ins Boot holen wollten – der Zusammenhalt in der krisengebeutelten Szene sei gut.

Wobei für viele Besucher:innen sicher auch das spannend sein dürfte: das Berghain leer und mit eingeschaltetem Licht zu erfahren. Denn, auch das ist unbestreitbar, die Räumlichkeit selbst ist in ihrer Architektur und Wuchtigkeit schon beeindruckend.

„Studio Berlin“ im Berghain: Ticketverkauf online

Erfreulich für alle, die gern planen: Anders als bei der Klanginstallation „tamtam“, die in der Halle des Berghains 2020 zu sehen war, können für „Studio Berlin“ im Vorfeld Tickets online gebucht werden. Mit Führung kostet der Eintritt 20 Euro. Freitag, Samstag und Sonntag lässt sich die Ausstellung auf eigene Faust erkunden, der „Open House“-Besuch kostet 18 Euro. Genutzt wurden 2020 dafür neben der Außenfassade das Berghain, die Panorama Bar, die Toiletten, der Aufgang zum Raucherbereich, die Säule und sogar ein kleiner Gang im lab – allerdings fällt das gar nicht weiter auf.

In diesem Jahr kündigte die Boros Foundation an, dass „Studio Berlin“ grundlegend überarbeitet wurde. Die Halle am Berghain ist nicht mehr Teil der Ausstellung, dafür werden auch bisher unbekannte Bereiche im Berghain für die Kunstfans zugänglich gemacht.

Geführte Touren werden mittwochs und donnerstags angeboten – teils werden Boros-, teils Berghain-Mitarbeiter:innen die Leitung übernehmen. Freitags, samstags und sonntags beginnt der Einlass ab 12 Uhr, das letzte Mal um 19 Uhr. Tickets für die Führungen verkaufen sich rasend schnell, aber weitere Termine über Juni hinaus sollen folgen.

Tanz im Berghain unmöglich – dann eben Kunst: „Studio Berlin“ mit Sammlung Boros

Für das Berghain war die Neunutzung im vergangenen Jahr eine logische Konsequenz aus der Situation. Zwar öffnete der Club 2020 zeitweise den Garten, doch wahnsinnig viel Geld kommt dadurch aber nicht in die Kasse.

Auch andere Clubs hatten entsprechende Alternativ-Wege gesucht. Die Wilde Renate öffnete 2020 ihre Räume für die Ausstellung „Overmorrow“, im About Blank gab es eine künstlerische Kooperation der Partyreihen Buttons und Pornceptual. Überall wurde nach Wegen gesucht, nicht nur die Clubs, sondern auch die Kulturszene der Hauptstadt zu fördern – zumal der Party-Betrieb zwischenzeitliche ins mehr oder wenige Geheime verlegt wurde und zum Beispiel Tausende in der Hasenheide oder Dutzende in abgelegenen Bunkern feierten.

Wie es in diesem Jahr weitergeht, ist unklar. Die Clubcommission hat einen Sechs-Punkte-Plan zur Club-Öffnung erarbeitet. Und für die Wissenschaft wird getanzt: In einem Pilotprojekt mit Ellen Allien öffnet das Revier Südost. Mit einem normalen Clubbetrieb ist kurzfristig allerdings noch nicht zu rechnen, jedoch sind schon wieder viele Club-Gärten geöffnet. Wir halten euch dazu auf dem Laufenden.

Der Bunker an der Reinhardtstraße, in der die Boros-Sammlung zu sehen ist. Die Foundation arbeitet nun für eine Ausstellung mit dem Berghain zusammen. Foto: Imago Images/Schöning
Der Bunker an der Reinhardtstraße, in der die Boros-Sammlung zu sehen ist. Die Foundation arbeitet nun mit dem Berghain zusammen. Foto: Imago/Schöning

Schon immer Kunst im Berghain: Von Arschlöchern bis zu Ballettaufführungen

Gerade das Berghain ist nicht nur für harte Partys, sondern eben auch als Raum für Kunst bekannt. Von den Zuckerskulpturen von Joseph Marr in der Klobar bis hin zu den verschiedenen Fotos von Wolfgang Tillmans, die wechselnd die Panorama Bar zieren (legendär: das nackte Arschloch), war der Club schon immer auch Ausstellungsraum für die Gäste.

Höhepunkt der Vereinigung von Techno und Kunst waren sicher die Ausstellung „10 Jahre Berghain“ 2014 mit passendem Buch sowie die Kooperation „Masse“ – ein Stück des Staatsballett Berlins mit Berghain-DJs, dessen Art Direction Nobert Bisky übernahm.

Masse: Ballett in der Halle am Berghain. Schon vor der neuen Ausstellung gab es also Kunstprojekte im Club-Umfeld.
Masse: Ballett in der Halle am Berghain. Foto: Pop-Eye

Für die „Studio Berlin“-Ausstellung hat sich das Berghain Hilfe bei Leuten geholt, die sich mit Kunst im Bunker auskennen: Die Boros Foundation ist verantwortlich,das Sammlerpaar Boros füllt den Club mit Werken aus seiner Sammlung. Wir sind durch die Hallen gewandert und sagen euch hier, wie gut die Berghain-Ausstellung mit Boros wirklich geworden ist. Wie üblich gilt im Berghain auch bei der Ausstellung ein Fotoverbot für Gäste. Die Einnahmen sollen den Betrieb des Berghains sichern – damit wir irgendwann auch wieder richtig feiern können im Club.

Studio Berlin: Diese Kunstschaffenden machen mit

Dauerhafte Installationen sind von Norbert Bisky, Marc Brandenburg, Julian Göthe, Joseph Marr und Wolfgang Tillmans im Berghain zu sehen. Für die veränderte zweite Runde von „Studio Berlin“ sind bereits diese Kunstschaffenden bestätigt:

  • Nevin Aladağ
  • Monira Al Qadiri & Raed Yassin
  • Ketuta Alexi-Meskhishvili
  • Katja Aufleger
  • Khaled Barakeh
  • Sam Barker
  • Dirk Bell
  • Julius von Bismarck
  • Kévin Blinderman
  • Armin Boehm
  • Leda Bourgogne
  • Marc Brandenburg
  • Jonas Brinker
  • Andrea Büttner
  • Simon Denny
  • Thea Djordjadze
  • Aleksandra Domanović
  • Hannah Sophie Dunkelberg
  • Eliza Douglas
  • Jessica Ekomane
  • Haris Epaminonda
  • Simon Fujiwara
  • Cyprien Gaillard
  • Bastian Gehbauer
  • Isa Genzken
  • Lukas Glinkowski
  • Stephanie Gudra
  • Petrit Halilaj & Alvaro Urbano
  • Hannah Hallermann
  • Constantin Hartenstein
  • He Xiangyu
  • Leila Hekmat
  • Lothar Hempel
  • Calla Henkel & Max Pitegoff
  • Camille Henrot
  • Gregor Hildebrandt
  • Nadira Husain
  • Iman Issa
  • Verena Issel
  • Amalie Jakobsen
  • Sergej Jensen
  • Tony Just
  • Richard Kennedy
  • Cosima zu Knyphausen
  • Caroline Kryzecki
  • Tegene Kunbi
  • Alicja Kwade
  • Lindsay Lawson
  • Jeewi Lee
  • Klara Lidén
  • Keto Logua
  • Sven Marquardt
  • Jonathan Monk
  • Simon Mullan
  • Emeka Ogboh
  • Aude Pariset
  • Max Paul
  • Nathan Peter
  • Julia Phillips
  • Kirsten Pieroth
  • Josephine Pryde
  • Mary-Audrey Ramirez
  • Jimmy Robert
  • Willem de Rooij
  • Michael Sailstorfer
  • Aaron Scheer
  • Nadine Schemmann
  • Sarah Ancelle Schönfeld
  • Jeremy Shaw
  • Marianna Simnett
  • Andreas Slominski
  • Marie Steinmann
  • Christine Sun Kim
  • Sung Tieu
  • Wolfgang Tillmans
  • Rirkrit Tiravanija
  • Nasan Tur
  • Anna Uddenberg
  • Viron Erol Vert
  • Danh Vo
  • Peter Wächtler
  • Andro Wekua
  • Peter Welz
  • Kandis Williams
  • Thomas Zipp

Laut Website ist die Liste „to be continued“ – es dürften also weitere Künstler:innen folgen.


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Unsere zeitlose Empfehlung: Die absolut richtigen Berghain-Reinkomm-Tipps von uns. Generell ist der Club wie die meisten anderen nicht nur zum Tanzen da: Clubkultur ist deutlich mehr als Ballern, Bumsen, Berghain. Die Ausstellung im Berghain könnt ihr auch zuhause durchblättern: Es gibt einen Katalog zu „Studio Berlin“.

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