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Hassliebe Homeoffice – Zeit für eine Bilanz in 12 Punkten

Als die Pandemie unser Leben durcheinander brachte, bekamen viele von uns – positiv oder nicht – viel zusätzliche Zeit zuhause verordnet. Ein knappes Jahr später ist das Phänomen Homeoffice schon ein bisschen zur Normalität geworden. Und doch scheiden sich die Geister.

Die einen gehen darin auf, im Pyjama zu arbeiten und endlich nicht mehr in der Früh aus dem Haus zu müssen. Die anderen quält die soziale Isolation, der Fakt, dass es aufkommenden Müßiggang fortan in Eigenverantwortung zu unterbinden gilt, oder einfach die schiere Überforderung: Homeschooling, Haushalt und Arbeit sind schwer unter einen Hut zu bringen.

Für die allermeisten Arbeitnehmer*innen war der Umzug ins Homeoffice eine echte Umstellung. Foto: Imago Images/Westend61
Für die allermeisten Arbeitnehmer*innen war der Umzug ins Homeoffice eine echte Umstellung. Foto: Imago Images/Westend61

Nach Monaten im Ausnahmezustand ist es Zeit, Bilanz zu ziehen. Was ist unbestreitbar positiv am Homeoffice? Was sind nach wie vor ungelöste Probleme? Wo liegen möglicherweise Chancen, die wir im Alltagsstress oft übersehen?

Ein Check, durch den ihr den kommenden Wochen im Homeoffice vielleicht etwas entspannter entgegen seht. Oder noch entspannter, als ihr es eh schon seid.


Homeoffice kann eine gute Konzentrationsübung sein

Wer zuhause arbeitet, lässt sich oft leichter ablenken. Konzentrationsübungen können auch die Kreativität steigern.
Wer zuhause arbeitet, lässt sich oft leichter ablenken. Konzentrationsübungen können auch die Kreativität steigern. Foto: Imago Image/Westend61

Das Geräusch der Waschmaschine lenkt ab, der DHL-Bote klingelt: Es stimmt, im Homeoffice konzentriert zu bleiben, kann herausfordernd sein. Zuhause herrscht selten die gleiche konzentrierte Atmosphäre wie im Büro, wo man sich einfach an die Kolleg*innen anpassen kann.

Aber genau darin liegt auch eine Chance: Viele von uns haben es verlernt, sich richtig zu konzentrieren, können es sich kaum vorstellen, nach der Arbeit noch ein Buch zu lesen, scrollen stattdessen lieber im Handy.

Bessere Konzentrationsfähigkeit und eine höhere Aufmerksamkeitsspanne regen auch die eigene Kreativität an. Es lohnt sich also, bewusst Ablenkungen zu widerstehen.

Und vielleicht mal wieder ein gutes Buch anzufangen? Wir haben Berlins Verleger*innen gefragt, welche Bücher man 2020 und 2021 gelesen haben muss.


Der Preis der Gemütlichkeit im Homeoffice: Rückenschmerzen

Erst gemütlich, aber bald schmerzhaft: Wer über Wochen halb liegend auf dem Sofa areitet, wird bald unter Rückenschmerzen leiden.
Wer über Wochen halb liegend auf dem Sofa arbeitet, wird bald unter Rückenschmerzen leiden. Sport wirkt wahre Wunder. Foto: Imago Images/Westend61

Ein unschöner Homeoffice-Aspekt: Mit dem Abschied vom Büro ging es für die meisten von uns mit dem Laptop an den Küchen- oder Wohnzimmertisch. Das Ergebnis? Nach stundenlangem Sitzen auf dem Sessel oder der Couch wurde uns schmerzhaft klar: Viele unserer Möbel sind mehr Deko- als Zweckelement.

Einen ergonomischen Schreibtischstuhl werden sich wohl die wenigsten zu Beginn der Corona-Krise angeschafft haben – auch wenn es auf Kosten des Arbeitgebers möglich (siehe Punkt Nummer drei) und gar nicht mal so unklug gewesen wäre.

Was sich zuerst richtig gemütlich anfühlte, wurde auf Dauer zur unangenehmen Angelegenheit. Sport ist daher gerade während der Zeit im Homeoffice – trotz geschlossener Fitnessstudios – wichtig!

Mit unseren Tipps gegen Rückenschmerzen, Handynacken und Konzentrationsstörungen im Homeoffice seid ihr gewappnet für die nächsten Wochen der Pandemie.


Steuern, Kinderbetreuung, Versicherung? Ein Blick aufs Arbeitsrecht lohnt sich

Wer sich über seine Rechte informiert, erspart sich als Arbeitnehmer*in im Homeoffice unnötigen Stress.
Wer sich über seine Rechte informiert, erspart sich als Arbeitnehmer*in im Homeoffice unnötigen Stress. Foto: Imago Images/Design Pics

Wie sollen Homeoffice und die Kinderbetreuung bloß unter einen Hut gebracht werden? Und muss ich mir jetzt auf eigene Kosten Scanner, Drucker und Kopierer anschaffen? Der Wechsel ins Homeoffice im Corona-Frühjahr 2020 stellte Arbeitnehmer*innen vor Fragen über Fragen. Und provozierte unnötig viel Stress.

Dabei gibt es klare Antworten, die sogar Entlastung bringen. Im Vorteil ist, wer sich informiert: Im Interview klärt Stephanie Greve, Fachanwältin für Arbeitsrecht, über die Rechte von Arbeitnehmer*innen im Homeoffice auf.


Die Krux mit der Selbstdisziplin – Ausreden sind ja so 2020

Homeoffice Schluss mit den Ausreden: Schoko-Brownies zählen nicht als Mahlzeit!
Schluss mit den Ausreden: Schoko-Brownies zählen nicht als vollwertige Mahlzeit! Foto: Imago Images/Westend61

Tagelang nicht zu duschen und den normalerweise gesunden Lunch mit den Kolleg*innen durch eine Tüte Chips zu ersetzen, ist total 2020. Die Corona-Ausreden gelten im neuen Jahr einfach nicht mehr, sorry.

Ein Dreivierteljahr Zeit hatten wir, die Situation zu betrauern und mit gutem Gewissen Fünfe gerade sein zu lassen. Die Wahrheit aber ist: Frustessen und Faulheit bringen uns auch nicht weiter. Was aber hilft, selbst wenn jeder Tag gleich erscheint: Optimismus! Trotz Lockdown-Verlängerung, Virus-Mutation und Impfstoff-Mangel.

Die Schonfrist ist vorbei – jetzt ist die Zeit, sich etwas Gutes zu tun, während der Quarantäne kreativ und produktiv zu werden, sich um die eigene Gesundheit zu kümmern! Wie wäre es zum Beispiel mit Heilfasten? Es wird sich einfach viel schöner anfühlen, aufgeräumt und gestärkt aus der Krise hervorzugehen, als ungepflegt und eingerostet.

Wem immer noch die Motivation fehlt, der werfe einen Blick auf unsere Liste mit Dingen, auf die wir uns nach Corona besonders freuen, um auf den rechten Weg zu kommen.


Ja, es stimmt: Geschlossene Kitas und Schulen sind für Familien ein Problem

Neben der Arbeit im Homeoffice noch die Kinder zu bespaßen, kann auf Dauer ziemlich anstrengend sein. Foto: Imago Images/Westend61

Geschlossene Kitas sorgten bereits im ersten Lockdown für hitzige Diskussionen. Kurzarbeit, weniger Einkommen und dazu die Mehrbelastung durch Kinderbetreuung und Homeschooling – was berufstätigen Eltern während der ersten Corona-Welle abverlangt wurde, war für viele kaum zu schaffen.

Und auch jetzt wieder: Die Kitas sind zu, genauso die Schulen. Auf Dauer kann das nicht gutgehen, die im Homeoffice arbeitenden Eltern müssen entlastet werden. Aber kann man es verantworten, Kinder zurück in Kitas und Schulen zu schicken? Kann man im Gegensatz dazu verantworten, dass eine um sich greifende Überlastung dem gesellschaftlichen Klima schadet?

Eine Frage, die sich nicht so leicht beantworten lässt. Weshalb auch in der Politik die Schul- und Kita-Schließungen zu den größten Streitpunkten zählen.


Partnerschaften können im Homeoffice leiden, aber auch daran wachsen

Zu viel Zeit zu zweit? Monate im Homeoffice können für Paare zur Probe werden. Aber auch zur Chance. Foto: Imago Images/Westend61
Zu viel Zeit zu zweit? Monate im Homeoffice können für Paare zur Probe werden. Aber auch zur Chance. Foto: Imago Images/Westend61

Nicht alle Beziehungen bleiben harmonisch, wenn man zusammenwohnt und sich dazu noch morgens, mittags und abends sieht. Sich Freiräume – auch voneinander – zu schaffen, kann das Konfliktpotenzial verringern und die Harmonie aufrecht erhalten. Die gemeinsame Zeit im Homeoffice könnte seit Beginn der Corona-Pandemie für viele Paare zur Probe geworden sein: Halten wir uns 24/7 aus? Sind wir uns genug?

Manchmal ist die Wahrheit unbequem, oder tut sogar weh. Aber manchmal merkt man auch, dass man sich ganz umsonst Sorgen gemacht hat. Und entdeckt sogar neue gemeinsame Hobbys und Interessen.

Wer trotzdem Bedenken hat: Eine Ärztin für Psychosomatik hat uns Tipps gegeben, wie man als Paar die Quarantäne meistert und nach Corona noch zusammen ist.


Die Vereinbarkeit von Arbeit und Haushalt ist ein Vorteil am Homeoffice

Szenen, wie wir alle sie kennen: Im dem Homeoffice fallen uns die Pflichten im Haushalt einach leichter.
Szenen, wie wir alle sie kennen: Im Homeoffice fallen uns die Pflichten im Haushalt einfach leichter. Foto: Imago Images/agefotostock

Wer kennt es nicht? Nach dem Achtstundentag fängt die Arbeit zuhause erst an: Die Wäsche und das schmutzige Geschirr stapeln sich. Da bleibt kaum noch Energie übrig, um ein gesundes Abendessen zu kochen.

Ein großer Vorteil am Homeoffice ist es, dass man einen Teil der Hausarbeit tagsüber nebenbei erledigen kann. Kleine Pausen tun gut, und nach getaner Arbeit ist dann auch mal wirklich Schluss. Ein Segen.

Da bleibt mehr Zeit für Abwechslung, etwa zum gemeinsamen Spielen: Diese besonderen Gesellschaftsspiele haben Berlin-Bezug: vom Späti-Quartett bis zur Monopoly-Berlin-Edition.


Wer nicht ausschweifend online shoppt, kann im Homeoffice leicht Geld sparen

Nach Corona geht es nach Griechenland: Während der Zeit im Homeoffice lässt sich wunderbar Geld für bessere Zeiten sparen.
Nach Corona dann nach Griechenland? Während der Zeit im Homeoffice lässt sich gut Geld sparen für bessere Zeiten. Foto: Imago Images/ANE Edition

Wer vernünftig bleibt und nicht ausschweifend online shoppt, kann während der Zeit im Homeoffice eine Menge Geld für bessere Zeiten zurücklegen. Viele Ausgaben tätigen wir im Alltag, wenn wir unterwegs sind, achtlos nebenher. Ganz bewusst lassen sich hingegen das Benzin oder das Geld für das tägliche Mittagessen im Restaurant einsparen.

Leider können wir unser Geld auch nicht ausgeben, um Clubs, Kinos, Mussen und Theater zu besuchen. Aber dafür wissen wir, wie wir das Ersparte nach Corona am liebsten investieren: Gemeinsam lassen wir die Kulturlandschaft wieder aufleben und feiern unsere Freiheit! Und wer vernünftig war, hat vielleicht sogar Geld für eine schöne Reise ins Ausland übrig.

Bis Reisen wieder möglich ist, müssen wir uns mit kleinen Ausflügen begnügen. Wir stellen euch 12 Waldspaziergänge durch Berlin vor, die ihr unternehmen könnt, um den Kopf freizubekommen.


Klare Grenzen im Homeoffice sind wichtig – sonst drohen Überstunden

Im Homeoffice verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und Privatem leicht – Überstunden können die Folge sein.
Im Homeoffice verschwimmen die Grenzen zwischen Arbeit und Privatem leicht – Überstunden können die Folge sein. Foto: Imago Images/agefotostock

Wer abends am Esstisch noch das Laptop offen hat und sich nicht losreißen kann, sollte sich in Erinnerung rufen: Im Homeoffice sind klare Grenzen besonders wichtig, um den Arbeitsalltag zu strukturieren. Auf Dauer kann es ungesund sein, Arbeit und Privatleben zu vermischen. Und der fließende Übergang vom Homeoffice in den Feierabend kann leicht zu Überstunden führen.

Ein Tipp ist es, sich Rituale zu schaffen, um Arbeit und Privatleben im Eigenheim zu trennen. Ein Kleidungswechsel nach Feierabend oder ein kleiner Spaziergang können zum Beispiel das Ende des Arbeitstages markieren.


Sich seine Zeit selber einteilen zu können, ist wahrer Luxus

Laufschuhe an und los, danach lässt es sich mit erfrischtem Gemüt umso produktiver weiterarbeiten.
Laufschuhe an und los, danach lässt es sich mit erfrischtem Gemüt umso produktiver weiterarbeiten. Foto: Imago Images/Sorge

Die Möglichkeit, sich seine Zeit im Homeoffice selber einzuteilen, ist wahrer Luxus. Viele Arbeitgeber*innen zeigen sich kulant, solange man zu regelmäßigen Zoom-Meetings erscheint und sein Pensum erledigt.

Die Arbeit im Büro unterliegt strikteren Abläufen, wir sind weniger flexibel. Nach ein paar Stunden im Homeoffice können wir hingegen unsere Laufschuhe anziehen und uns nach einer halben Stunde wieder mit erfrischtem Gemüt an die Arbeit setzen. Eigentlich eine sehr zeitgemäße Sache, und wenn wir mal ehrlich sind: Dieses Maß an Flexibilität fehlt einfach in der klassisch-starren Büro-Arbeitswoche.

Lust aufs Laufen bekommen? Das sind die schönsten Joggingstrecken in jedem Bezirk Berlins.

Es hat keinen Sinn, sich wegen fehlender Motivation zu verurteilen

Nicht zu streng zu sich selbst zu sein ist während der Pandemie trotz allem oberstes Gebot – das gilt auch für die Arbeit von zuhause.
Nicht zu streng zu sich selbst zu sein ist während der Pandemie trotz allem oberstes Gebot – das gilt auch für die Arbeit von zuhause. Foto: Imago Images/photothek

Ja, das Homeoffice bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich. Wenn man nicht gerade Homeschooling, Kinderbetreuung und Arbeit parallel bewältigen muss. Gleichwohl sollte man nicht zu streng mit sich selbst sein, wenn an Tag vier oder fünf mit dem exakt gleichen Ablauf und keiner wirklichen Auslastung die Motivation flöten geht. Wenn man es beim fünften Zoom-Meeting am Tag fast nicht mehr schafft, die Augen offen zu halten.

Die Welt ist seit Monaten im Ausnahmezustand. Es wäre naiv zu denken, die eigene Psyche bliebe davon unangetastet. Also, wenn es gar nicht mehr geht: einen Power-Nap machen, eine Pause einlegen und einen guten Freund anrufen.

Und wenn alles nicht hilft: In Berlin gibt es viele Krisen-Anlaufstellen, bei denen Menschen arbeiten, die für euch Tag und Nacht ein offenes Ohr haben.


Fehlende soziale Kontakte nerven, da hilft nur eine Prise Humor

Ein bisschen Spaß muss sein: Wir lassen uns auch von einer monatelangen Pandemie nicht die Laune verderben. Foto: Imago Images/Westend61
Ein bisschen Spaß muss sein: Wir lassen uns auch von einer monatelangen Pandemie nicht die Laune verderben. Foto: Imago Images/Westend61

Selbst an seinem heiß geliebten Corona-Plus-Eins hat man sich irgendwann satt gesehen. Der Kontakt zu den Kolleg*innen fehlt, die Selbstgespräche während der Mittagspause nehmen an Fahrt auf. Aber was nützt es?

Die Welt steckt in einer Pandemie, wir sind auf der Zielgeraden, und sollten uns selber dazu anhalten, die belastende Umstände mit einer gehörigen Prise Humor zu nehmen. Die Stunden des Trübsals lassen sich nicht wieder wettmachen. Und vielleicht wird uns deshalb irgendwann sogar ein schlechtes Gewissen plagen, weil wir sie vermissen: die langen Stunden zuhause im Homeoffice.


Mehr zum Thema Corona in Berlin

Wer mittags hungrig wird, könnte ein leckeres Mittagessen bei einem Restaurant ganz in der Nähe bestellen! Hier sind unsere Empfehlungen für Restaurants, die liefern oder Take-Away anbieten: in Neukölln, Charlottenburg, Wedding und Kreuzberg. Nach dem Homeoffice eine Runde Netflix? Das sind die besten Berlin-Serien, von „Türkisch für Anfänger“ bis „4 Blocks“. Auf andere kulturelle Ergüsse müssen wir leider noch eine Weile warten. Berlins Theater und Konzerthäuser bleiben mindestens bis Ostern dicht.

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