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Il Porto: Sardinien liegt hinter dem Olympiastadion

An der Heerstraße, im Hochhauskomplex von Werner Düttmann, führen Rita Benedetti und Pietro Piredda seit 1974 das Il Porto. Eine solche Kontinuität ist selten geworden in einem chronisch schnelllebigen Gewerbe. Ein Geburtstagsgruß von tipBerlin-Autor Franz Thies.

Rita Benedetti und ihr Mann Pietro Piredda führen das Il Porto seit 1974. Foto: F. Anthea Schaap

Das Il Porto gibt es schon seit 1974

Sitzt man erstmal im Il Porto bei Rita Benedetti und ihrem Mann Pietro Piredda, vergisst man den traurigen Anblick des seit 30 Jahren verwahrlosten Hallenbads und die zu Parkplätzen umfunktionierten Tennisplätze. Ja, er hatte schon bessere Tage, der Werner-Düttmann-Bau an der Heerstraße. Der graue Koloss hat jenen Glamour längst verloren, der Hertha-Profis und andere Stars und Sternchen einst so magisch angezogen hatte. Nur das Il Porto ist seit 50 Jahren unverändert belebt geblieben. 

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Pietro Piredda, dem überaus stolzen Sarden, merkt man an seiner höflichen Art noch an, dass er einst in den prunkvollsten Hotels der Schweiz gekellnert hat. Bereits nach der fünften Klasse hatte er angefangen, in der Gastronomie zu arbeiten. Und so verschlug es ihn aus einem sardischen Dorf irgendwann in das eingemauerte Berlin der 1970er-Jahre. Im damals so aufregenden Europacenter ergatterte er den begehrten Job als Kellner im noblen Hotel Palace. Seine damals schwangere Frau Rita Benedetti folgte ihm nach Berlin. Auch sie hatte bereits mit zwölf Jahren in der Schweiz in einer Hotelwäscherei gearbeitet. Während Piredda also den reichen Hotelgästen den Hummer servierte, putzte Benedetti die goldenen Wasserhähne blank – ohne dass einer von ihnen annähernd gut verdiente. 

Der 50. Geburtstag des Il Porto wird ordentlich gefeiert

Die neue Waschbeton-Siedlung kurz vor den Toren Spandaus kam gerade richtig für die beiden. 1974 eröffnete das junge Ehepaar darin ihr Il Porto und darf damit vermutlich für sich beanspruchen, das älteste noch von den Gründer:innen geführte italienische Restaurant der Stadt zu sein. 

Das Ehepaar hinter dem Il Porto lebte viele Jahrzehnte im Werner-Düttmann-Bau. Foto: F. Anthea Schaap

Von ihrer Maisonettewohnung im 13. Stock des Düttmann-Hochhauses hatten sie ihr Restaurant dabei all die Jahrzehnte im Blick. Wahrscheinlich zu sehr im Blick, weshalb sie inzwischen ans andere Ende Spandaus gezogen sind, ins Eigenheim in Staaken. Den Mitte 70jährigen Piredda, der vermutlich mehr Zeit in seinem Restaurant verbracht hat als bei sich zu Hause, zieht es dennoch jeden Tag in die Heerstraße – trotz des Rentenalters, in dem er längst ist, wie seine Frau Rita Benedetti seufzend erzählt. Ehrensache, dass auch der 50. Geburtstag des Restaurants ausgiebig gefeiert wird. An fünf aufeinanderfolgenden Freitagen gibt es italienische Musikabende mit einem begleitenden Vier-Gang-Menü. Was denn das wichtigste sei, dass das Il Porto in den vergangenen fünf Jahrzehnten geleistet habe? Die vielen Freundschaften, die im Lokal entstanden seien.

Viele Freundschaften sind im Il Porto entstanden

Wer einmal im Il Porto gesehen hat, wie die Trüffelpasta direkt am Tisch der entzückten Gäste im ausgehöhlten Parmesanrad von Pietro und seinem Neffen zubereitet wird, wer dabei die vergilbten Fotos und Zeitungsartikel, die einen Großteil der Wände bedecken, studiert hat, wer die auf bunten Plastikstäbchen aufgespießten Oliven mit einem solchen „prego“ serviert bekommt – wird Piredda und diesen sehr besonderen, sehr italienischen Charme verstehen. 

Leise zumindest mischt sich dabei auch eine sentimentale Abschiedsstimmung in das Il-Porto-Jubiläumsmenü. Dieser Sommer wird der letzte sein auf der Waschbetonterrasse  an der Heerstraße. Wann genau Pietro Piredda sein Il Porto in neue Hände gibt, wird in den nächsten Wochen entschieden.

  • Il Porto Angerburger Allee 45, Westend,  Di–Sa 16–22 Uhr, So 12–22 Uhr, Jubiläumsmenü inkl. Wein 50 Euro, jeweils freitags (2.2. bis 1.3.) italienische Abende mit Vier-Gang-Menü inkl. Wein, Wasser und Aperitif 70 Euro, weitere Infos hier

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