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Berlin verstehen

Berlin 1974 in Bildern: Seifenkisten, Palast der Republik und ein neuer Flughafen

1974 war in Berlin ein Jahr des Aufbruchs. Im Osten feierte man das Richtfest vom Palast der Republik und im Westen eröffnete in Tegel ein neuer Flughafen. Überhaupt gab es in jenem Jahr viele Gründe zum Feiern: die WM in Deutschland mit einigen Spielen in West-Berlin, den 25. Jahrestag der DDR, und auch die Geburt eines süßen Eisbärbabys im Zoo sorgte für Freude. Hier blicken wir auf Berlin im Jahr 1974 zurück.


Oldtimer vor dem Reichstag

Fest vor dem Reichstag mit einem Oldtimer, Berlin 1974. Foto: Imago/Gerhard Leber
Fest vor dem Reichstag mit einem Oldtimer, Berlin 1974. Foto: Imago/Gerhard Leber

Während des Zweiten Weltkriegs machten die Kämpfe in Berlin und Bombardierungen auf die Stadt aus dem Reichstag eine vollkommene Ruine. Erst 1973 endete der Wiederaufbau, die Rolle des Reichstags im geteilten Deutschland war jedoch ungewiss. Das Gebäude befand sich im britischen Sektor, die Mauer verlief unmittelbar an der Ostseite des Reichstags. Das Parlament der BRD tagte in Bonn. Die West-Berliner machten das Beste draus und feierten im Sommer auf der Wiese vorm Reichstag.


Chamissoplatz, Kreuzberg

Der Heidelberger Krug in der Arndtstraße, Kreuzberg 61. Foto: Imago/Serienlicht
Der Heidelberger Krug in der Arndtstraße, Kreuzberg 61. Foto: Imago/Serienlicht

Heute gehört ein Samstagvormittag am Chamissoplatz, wo auf dem Ökomarkt Händler biologisch korrekt angebautes Gemüse verkaufen und wo das das kaltgepresste Olivenöl in urigen Holzkisten herumsteht, zu den Kreuzberger Wohlfühlerlebnissen des Bionadebürgertums. 1974 war der beschauliche Kiez noch nicht komplett gentrifiziert und die Mieten bezahlbar, wenn auch die ersten Schwaben die Gegend für sich entdeckten und im Heidelberger Krug zünftig einkehrten.

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Kleiner Eisbär, 1974

Im Frühjahr 1974 wurde im Berliner Zoo ein Eisbärbaby geboren. Foto: Imago/Zuma/Keystone
Im Frühjahr 1974 wurde im Berliner Zoo ein Eisbärbaby geboren. Foto: Imago/Zuma/Keystone

Den Zoologischen Garten, kurz Zoo Berlin, beherbergt mehr als 1300 verschiedene Tierarten. Und einige dieser Tiere wurden legendär. Vom Flusspferd Knautschke über den Eisbär Knut bis zum Elefanten, der mit ungewöhnlichem Geschick auf sich aufmerksam macht. Doch schon 1974 sorgte ein Eisbärbaby für Furore in Berlin, lange vor Knut.


Hotel Hilton

Die große Welt in West-Berlin sieht ziemlich leer aus. Foto: Imago/Serienlicht
Die große Welt in West-Berlin sieht ziemlich leer aus. Foto: Imago/Serienlicht

Die City West wurde zum Aushängeschilds von West-Berlin und wer was auf sich hielt, kehrte im Kempinski ein oder im Hilton. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Berlin in Ost und West aufgeteilt und die Gegend wurde zum neuen Zentrum der geteilten Stadt. Die Schäden, die durch den Krieg entstanden waren, ließen Baulücken zurück und führten zu Modernisierungen. Viele neue Hochhausbauten und autogerechte Wege veränderten das Stadtbild rund um den Breitscheidplatz.


Hans-Dietrich Genscher an der innerdeutschen Grenze

Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher (Mitte) zu Besuch beim Bundesgrenzschutz an der innerdeutschen Grenze. Foto: Imago/Sven Simon
Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher (Mitte) zu Besuch beim Bundesgrenzschutz an der innerdeutschen Grenze. Foto: Imago/Sven Simon

West-Berlin war aufgrund seines Status als von den westlichen Alliierten verwaltete Stadt von der BRD-Politik abgeschnitten. So durften die West-Berliner auch nicht bei den Bundewstagswahlen mitwählen, dennoch schauten gelegentlich hochrangige Bundespolitiker in der Mauerstadt vorbei und blickten gerne mal „rüber“, vor allem in den 1970er-Jahren während Willy Brandts neuer Ostpolitik, die für einen neuen Umgang der beiden deutschen Staaten stand.


Pressecafé am Alexanderplatz

Blick über den Alexanderplatz aus dem Pressecafé. Foto: Imago/Zuma/Keystone
Blick über den Alexanderplatz aus dem Pressecafé. Foto: Imago/Zuma/Keystone

Während die alten preußischen Prunkstraßen und Plätze im Ostteil der Stadt unrenoviert oder im kümmerlichen Zustand vor sich hin vegetierten, blühte der Alexanderplatz auf. Hier wurden die Verheißungen des Sozialismus für einen Moment wahr. Die farbenfrohen Mosaike an den Fassaden, die hellerleuchteten Geschäfte, allen voran das Centrum Warenhaus, der futuristische Fernsehturm und das neue Wahrzeichen des Platzes schlechthin, die Weltzeituhr, standen für eine der Zukunft zugewandte Gesellschaft, die dem Kapitalismus trotzte und stolz auf ihre Errungenschaften war. Auch das schicke Pressecafé gehörte zu der Vision eines modernen Sozialismus.


Berliner Seifenkistenrennen

Auf dem Mehringdamm sind die Seifenkistenrennen los! Foto: Imago/Gerhard Leber
Auf dem Mehringdamm sind die Seifenkistenrennen los! Foto: Imago/Gerhard Leber

Ah ja, die gute alte Seifenkiste. In seligen West-Berliner Zeiten, als es nur drei Fernsehkanäle gab und die Eltern vorne im Wagen HB-Zigaretten rauchten, während die Kinder umangeschnallt auf der Rückbank tobten, ging auf dem Mehringdamm in Kreuzberg bei den Seifenkistenrennen einmal im Jahr die Post ab. Aber nicht nur die Null-PS-Schlitten rasten durch die Stadt: Autos, Räder, Dackel – 12 große Rennen in Berlin.


Fußball-Weltmeisterschaft 1974

Gerd Müller in Aktion bei der Begegnung BRD - Chile, die mit 1:0 zu Ende ging, Olympiastadion am 14. Juni 1974  Copyright: Imago/Magic
Gerd Müller in Aktion bei der Begegnung BRD – Chile, die mit 1:0 zu Ende ging, Olympiastadion am 14. Juni 1974. Foto: Imago/Magic

Im Sommer 1974 schaute die Welt auf Deutschland. Die Fußball-Weltmeisterschaft fand in der BRD und West-Berlin statt. Die deutschen Helden hießen Franz Beckenbauer, Gerd Müller, Uli Hoeneß und Paul Breitner. Am Ende führte Trainer Helmut Schön die deutsche Elf zum Triumph. Auch im Olympiastadion fanden einige Begegnungen statt, allerdings weder das Eröffnungsspiel noch das Finale, aber immerhin das Spiel BRD-Chile.


Straßenbahn in Ost-Berlin

Die Tram ist Richtung Weißensee unterwegs. Foto: Imago/Gerhard Leber
Die Tram ist Richtung Weißensee unterwegs. Foto: Imago/Gerhard Leber

In West-Berlin endete die Ära der Tram in den 1960er-Jahren. Um 1962 existierten noch 18 Linien in der kürzlich ummauerten Stadt, im Oktober 1967 war auch damit Schluss. Mit der Stilllegung der Linie 55 gab es nur noch U-Bahn, S-Bahn und Bus in der Stadt, aber die Verkehrsplaner träumten eher von einer Autostadt und konzipierten an den innerstädtischen Autobahnen herum. Im Osten hingegen stieg die Straßenbahn zum wichtigen Bestandteil des ÖPNV auf. Hier schauen genauer auf die Geschichte der Straßenbahn in Berlin.


Republikgeburtstag der DDR, 7. Oktober 1974

Besucher anlässlich des 25. Republikgeburtstages auf dem Alexanderplatz in Ost-Berlin. Foto: Imago/Sven Simon
Besucher anlässlich des 25. Republikgeburtstages auf dem Alexanderplatz in Ost-Berlin. Foto: Imago/Sven Simon

In der DDR wurde gerne und oft staatstragend gefeiert. Paraden, Flaggen, ein Führerkult rund um die alten Männer aus der SED-Oberliga oder Erste Sowjets prägten das Bild. Doch beim 25. Jahrestag der DDR-Gründung gab es neben Hammer und Zirkel-Ästhetik auch einfach ein ganz „normales“ Bürgerfest auf dem Alex.


Flug ab Berlin-Tegel

Im Oktober 1974 eröffnet der neue Flughafen in Tegel. Foto: Imago/Zuma/Keystone
Im Oktober 1974 eröffnet der neue Flughafen in Tegel. Foto: Imago/Zuma/Keystone

Bereits während der Luftbrücke 1948 wurde in wenigen Woche in Tegel eine Landebahn eingerichtet, die militärische Frachtflugzeuge anfliegen konnten. Nach dem Mauerbau und dem gleichzeitigen Anstieg des zivilen Luftverkehrs war schon bald klar, dass der Flughafen Tempelhof für West-Berlin nicht ausreichen wird. Ab 1965 begannen die Arbeiten an den neuen Gebäuden, das Richtfest war 1972, die feierliche Eröffnung des Flughafens Tegel fand am 23. Oktober 1974 statt.


Ein neuer Palast für die (Deutsche Demokratische) Republik

Bauarbeiter beim Richtfest vom Palast der Republik. Foto: Imago/Pemax
Bauarbeiter beim Richtfest vom Palast der Republik. Foto: Imago/Pemax

Der Palast der Republik, der auf dem Platz des alten Berliner Stadtschlosses stand, ist vermutlich das berühmteste Gebäude in Berlin, das verschwunden ist. Der Prunkbau der DDR fungierte ab 1976 als Sitz der Volkskammer. Bereits 1974 wurde das Richtfest gefeiert.


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So sah es zehn Jahre zuvor in der Stadt so aus: Berlin 1964 in Bildern: Panzer, Kamele und ein Besuch von Martin Luther King. Noch einmal zehn Jahre zuvor: Berlin 1954 in Bildern – Märsche, Jazz im Sportpalast und die Zukunft der Gedächtniskirche. Und hier spüren wir legendären Berliner Bühnen nach: Theater und Opernhäuser, die es nicht mehr gibt. Wir erzählen die Geschichte vom Berliner Schloss zum Humboldt Forum in Fotos. Auch sehenswert ist die Fotogalerie mit Bildern vom Kriegsende zeigt 1945 und die Gegenwart – das zerstörte Berlin im Vergleich mit dem modernen Berlin. Ein ganzes Jahrzehnt im Blick: So poppig-bunt war Berlin in den 1970er-Jahren. Mehr zur Geschichte Berlins lest ihr in dieser Rubrik.

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