Hier kommt unser Jahresrückblick für Berlin im Jahre 2023. Die Pandemie ist vorbei, doch Klimakrise und globale Konflikte prägten die Stadt. Die Aktionen der Letzten Generation legten den Verkehr lahm, der Volksentscheid für Klimaneutralität scheiterte, und im Oktober kam es nach den Hamas-Angriffen auf Israel zu gewalttätigen Demonstrationen von propalästinensischen Gruppierungen in Neukölln. Im Sommer sorgten Till Lindemann und die vermeintliche Löwin von Kleinmachnow für Furore, außerdem stieg Hertha ab, und beim Berlin-Marathon gab es wieder einmal einen Weltrekord. Diese 12 Bilder erinnern an wichtige Momente in Berlin im Jahre 2023.
Januar: Silvesterkrawalle
Dem partiellen Böllerverbot zum Trotz kam es in Berlin in der Silvesternacht 2022 zu gewalttätigen Krawallen, unter anderem mit gezielten Angriffen auf Feuerwehrleute und Rettungssanitäter. An den Ausschreitungen in Neukölln und weiteren Bezirken beteiligten sich vor allem männliche Jugendliche mit Migrationshintergrund. Die brutale Gewalt sorgte für hitzige Diskussionen und eine Welle der Empörung in den Medien.
Februar: Wiederholungswahl
Seit den Tagen von Eberhard Diepgen bekam die CDU mit ihrem Spitzenkandidaten Kai Wegner bei der Wiederholungswahl im Februar 2023 erstmals wieder die meisten Stimmen und stellt nach vielen Jahren den Regierenden Bürgermeister. Die Berliner Wahlen vom September 2021 wurden wegen „massiver Unregelmäßigkeiten“ für ungültig erklärt und sorgten für das Ende der Rot-Rot-Grünen-Koalition unter Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD).
März: Volksentscheid Berlin 2030 Klimaneutral
Am 26. März fand der Volksentscheid „Berlin 2030 Klimaneutral“ statt, kurz und der Einfachheit halber auch „Klima-Volksentscheid“ genannt. Wäre er durchgekommen, wäre die Landespolitik verpflichtet gewesen, deutlich mehr zu unternehmen, um die Treibhausgas-Emissionen der Hauptstadt zu senken. Doch der Volksentscheid scheiterte.
April: Aktionen der Letzten Generation
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Die „Letzte Generation“ sind entweder engagierte junge Menschen, die die Welt retten wollen, oder nervige „Klimachaoten“, die sich an Straßenkreuzungen festkleben. Vielleicht sind sie auch beides. Im April und Mai 2023 kam es zu zahlreichen Aktionen, bei denen regelmäßig der Verkehr in der Berliner Innenstadt lahmgelegt wurde.
Mai: Hertha BSC steigt ab
Das Auf und Ab beim Hauptstadtclub Hertha BSC nahm 2023 zu. Während man sich in der Vergangenheit noch in den Relegationsspielen behaupten konnte, stand am 20. Mai der Abstieg für die Alte Dame fest. Das Wunder fiel aus und man rutschte in die zweite Liga ab. Die Rivalen aus Köpenick mischten hingegen an der Tabellenspitze mit und sicherten sich einen Champions-League-Platz. Zwar mussten die Eisernen im Herbst eine Niederlagenserie hinnehmen, doch der bessere Fußball wird mittlerweile in der Alten Försterei und nicht im Olympiastadion gespielt.
Juni: Rammstein-Skandal
Rammstein dominierten im Sommer die Schlagzeilen. Oder genauer: Der Skandal um Rammstein-Sänger Till Lindemann. Was passiert ist, lässt sich schnell zusammenfassen: Die junge Irin Shelby L. veröffentlichte auf Instagram und Twitter Fotos von blauen Flecken, die sie sich, so glaubt sie, bei einem Rammstein-Konzert in Vilnius zugezogen hat. Dort sei sie von Alena M., die sich auf Social Media als „Casting-Director“ für Till Lindemann ausgibt, in die sogenannte „Row Zero“, also den Bereich zwischen Publikum und Bühne, und auf die private Pre- und Aftershowpartys für Lindemann eingeladen worden. Die Staatsanwaltschaft ermittelte, zu einer Anklage kam es mangels von Beweisen aber nicht. Till Lindemann ist dennoch unser Peinlichster Berliner des Jahres 2023 geworden.
Juli: Die Löwin von Kleinmachnow
Zwei Tage im Juli sorgte eine mutmaßliche freilaufende Löwin im Südwesten Berlins für Aufregung. Ein verwackeltes Amateurvideo zeigte das wilde Tier in einem Waldstück bei Kleinmachnow und was dem folgte, war ein klassischer Sommerloch-Blockbuster: Schlagzeilen in der „Bild“, Memes auf Social Media, Hubschraubereinsätze und allerorts Sichtungen. Die Polizei rückte aus, der Clan wollte das Tier einfangen, ein Zirkusdirektor meldete sich zu Wort und der Berliner Wildtierexperte Derk Ehlers zeigte sich skeptisch. Am Ende hieß es, die Löwin von Kleinmachnow gab es nicht, es waren in Wirklichkeit zwei nach rechts laufende Wildschweine. Kann man sich nicht ausdenken! Ein Skript wie aus einer „Benjamin Blümchen“-Geschichte.
August: Der Lyriker Bert Papenfuß ist tot
Ein „Ostberliner Dichterrebell“ wurde er genannt, er war Avantgardist und Anarchist und Begründer des Mythos um die Prenzlauer Berger Literaten-Boheme der 1980er-Jahre. Am 26. August 2023 starb Bert Papenfuß im Alter von 67 Jahren nach einer Krebserkrankung in Berlin. Sein Werk umfasste Gedichtbände, Textsammlungen, Magazine, Kooperationen mit Zeichnern und Malern und Musik. Er war auch an diversen Literaturzeitschriften beteiligt, darunter „Sklaven“, „Gegner“, „TorTour“ und „Abwärts“. Als lebende Legende prägte er die Stadt mit seinen Texten und den von ihm betriebenen Kneipen, anfangs dem Torpedokäfer, später Kaffee Burger und zuletzt Rumbalotte Continua. Im Oktober wurde Papenfuß, der sich in den letzten Jahren selbst als „Untergrunddichter im Vorruhestand“ bezeichnete, in der ausverkauften Volksbühne von Freunden und Weggefährten verabschiedet.
September: Tigist Assefa stellt beim Berlin-Marathon einen neuen Weltrekord auf
Tigist Assefa aus Äthiopien legte in 2:11:53 Stunden die Distanz von 42,195 Kilometern zurück und war damit die schnellste Marathonläuferin der Welt. Sie übertrumpfte an jenem 24. September 2023 die von Brigid Kosgei aufgestellte Marke von 2:14:04 Stunden. Bei den Männern erreichte der Kenianer Eliud Kipchoge das Ziel in einer Zeit von 2:02:42 Stunden und blieb damit über seinem eigenen Weltrekord aus dem vergangenen Jahr in Berlin, der bei 2:01:09 Stunden liegt.
Oktober: Pro-Palästina-Demonstrationen
Nach den Angriffen der Hamas auf Israel im Oktober 2023 kam es in Neukölln, meist in der Gegend rund um den Hermannplatz, zu Demonstrationen von pro-palästinensischen Gruppierungen. Als in dem Rahmen nach den Massakern auf Berliner Straßen Freudentänze aufgeführt und Süßigkeiten verteilt wurden, gab es eine Welle der Empörung, doch bald schon kippte die Stimmung in eine mehrheitlich anitisraelische Richtung. Der Nahostkonflikt dürfte die Berlinerinnen und Berliner noch über das Jahr 2023 hinaus beschäftigen.
November: Schnee in Berlin
Schnee in Berlin ist selten geworden. Die Winter sind milder, die Seen frieren nicht mehr wirklich oft zu und die Schlitten bleiben meist unbenutzt im Keller. Unangenehm und grau kann es zwischen November und Februar schon werden, doch das schneeweiße Idyll fehlt immer öfter. Nicht so am 30. November 2023, da war mal die Stadt für einen Tag schön weiß. Hier erzählen wir in 12 Fotos eine kurze Geschichte von Berlin im Schnee.
Dezember: Panda-Zwillinge Pit und Paule verlassen Berlin
Berlin liebt seine Pandas, nicht nur das aus China ausgeliehenen Pärchen Meng Meng und Jiao Qing sondern auch zwei in Berlin geborene und zuckersüße Pandababys, die man flott Pit und Paule taufte. Sie waren die Superstars des Zoos. Das ist nun vorbei. Offiziell gehört der Pandanachwuchs China, und im Dezember 2023 wurden Pit und Paule, mittlerweile vier Jahre alt und damit Panda-Teenager, abgeholt. Macht’s gut, Jungs!
Das war unser Jahresrückblick für 2023. Was war sonst los im Jahr? Hier blicken wir zurück auf Berlin-Romane im Literaturjahr 2023. Wie war das Kinojahr 2023? Die Lieblingsfilme der Redaktion im Überblick. Jahresrückblick in der Musikredaktion: Die besten Platten des Jahres 2023. Nutzt die Zeit und sucht euch eine von diesen Aktivitäten für die Zeit zwischen den Jahren in Berlin aus. Besonders empfehlenswert: Diese Ausstellungen sind auch zwischen den Jahren geöffnet. Was Berlin noch bewegt, erfahrt ihr in unserer Stadtleben-Rubrik.