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Doppeltes Berlin: Was Spandau und Köpenick gemeinsam haben

Wer von Spandau nach Köpenick will, oder umgekehrt, muss einmal durch ganz Berlin. Man könnte meinen, zwischen den Stadtteilen lägen Welten, aber in Wahrheit haben sie erstaunlich viele Gemeinsamkeiten. Von riesigen Wald- und Wassergebieten über verwinkelte Altstadtgassen bis zu eigenen Hip-Hop-Repräsentanten und Orten, die sich wirklich zum Verwechseln ähnlich sehen: Doppeltes Berlin gibt es in Spandau und Köpenick.


Klein-Venedig in Spandau oder Neu-Venedig in Köpenick?

Klein-Venedig ist ein Paddelparadies in Spandau. Foto: Imago/Maurizio Gambarini/Funke Foto Services

Es ist eine alte und häufige Verwechslung. Paddeln in Klein-Venedig oder in Neu-Venedig? Kann ja keiner ahnen, dass Berlin gleich zwei malerische Kanallandschaften zu bieten hat, die an den italienischen Sehnsuchtsort erinnern und auch so heißen. Ob Klein-Venedig im Westen oder Neu-Venedig im Osten der Stadt: Ein Ausflug lohnt sich. So wird euer Paddelausflug in Berlin zum Erfolg.

Neu-Venedig ist ein Paddelparadies im Köpenicker Ortsteil Rahnsdorf. Foto: Imago/Maurizio Gambarini/Funke Foto Services

Hertha oder Union?

In Spandau regiert die Alte Dame. Foto: Imago/Metodi Popow

Die Geschichte von Hertha und Union erzählt auch die Geschichte der Stadt. Während der Teilung bestand eine Fanfreundschaft zwischen dem 1. FC Union in Köpenick und Hertha BSC in Westend. Nach dem Fall der Mauer und einem legendären Wiedervereinigungsspiel 1990 im Olympiastadion kam dann doch wieder Konkurrenz auf. Und somit irgendwie auch wieder eine Teilung. Während man im Westen der Stadt weiterhin für die Alte Dame jubelt, bleiben die Eisernen der Stolz der Menschen in Köpenick und den umliegenden Bezirken. Spätestens seit den großen Erfolgen von Union Berlin sieht man auch Union-Graffitis und Fahnen in den westlichen Bezirken. In Köpenick wehen aber immer noch selten Hertha-Flaggen, in Spandau selten Union-Flaggen. Auf die gemeinsame Geschichte von Hertha und Union blicken wir hier zurück.

In Köpenick regieren die Eisernen. Foto: Imago/Matthias Koch

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Spandauer Juliusturm oder Köpenicker Müggelturm

Der Juliusturm ist Berlins ältestes Gebäude und ein toller Aussichtspunkt. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Funkturm oder Fernsehturm? Wohl eher Juliusturm oder Müggelturm. Der 34,6 Meter hohe, im 13. Jahrhundert errichtete Juliusturm gehört zur Zitadelle Spandau und ist das älteste Gebäude Berlins. Wenn man die 153 Stufen zur Aussichtsplattform erklommen hat, bietet sich ein einmaliger Blick über Spandau und die Havel, Grunewald, nach Tegel und bis in die Berliner Innenstadt. Mehr Infos zur Zitadelle Spandau gibt es hier.

Auch die Aussicht vom Müggelturm in Köpenick ist berühmt. Denn der 1961 nach einem Brand wiederaufgebaute Müggelturm steht auf Berlins höchstem natürlichen Punkt: den 115 Meter hohen Müggelbergen. Von hier sieht man Wald und Wasser, soweit das Auge reicht. Kein Wunder, dass die Aussichtsplattform ein beliebtes Ausflugsziel ist. Da lohnen sich die 126 Stufen. Die wichtigsten Türme von Berlin stellen wir hier vor.

Der Müggelturm steht auf Berlins höchstem natürlichen Punkt: den 115 Meter hohen Müggelbergen. Foto: Imago/Bernd Friedel

Stadtrandrapper: Icke & Er oder Romano?

Icke & Er in der Zitadelle Spandau. Foto: Imago/BriganiArt/Bartill 

Spandau und Köpenick sind nicht gerade die Stadtteile, die man mit Hauptstadt-Hip-Hop verbindet. Trotzdem, oder gerade deswegen, haben beide Randbezirke eigene Rap-Repräsentanten hervorgebracht. „S.P.A.N.D.A.U. – da komm ick her, alter, woher kommst du?“ heißt es bei Icke & Er. 2009 präsentierte das Duo gemeinsam mit Bela B. „Die große Spendengala – Ein Hartz für Berlin“ in der Zitadelle Spandau. Dabei traten sie neben Clueso, K.I.Z und Michael Hirte auf und spendeten die eingenommenen Gelder der Berliner Tafel.

„Komm mit mir nach Köpenick, es ist nur ’n kleiner Schritt zum großen Glück“, rappt der Stadtrandbotschafter Romano. In den Texten des Doppelzopfträgers ist Köpenick ein echtes „Schlaraffenland“. Kein Wunder, dass er immer wieder für besondere Konzerte in seine Heimat zurückkehrt. So spielte er schon Auftritte im Forum Köpenick und beim Kultursommerfestival 2023 live vom Boot am Luisenhain. Heimspiel halt. Die Berliner Hip-Hop-Geschichte erzählen wir hier.

Romano im Forum Köpenick. Foto: Imago/Dirk Sattler

Altstädte in Spandau und Köpenick: Kolk oder Kietz?

Der Kolk ist die älteste Siedlung Spandaus. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Eine der wichtigsten Gemeinsamkeiten der Bezirke: Beide sind älter als Berlin. Haha, da soll nochmal jemand ein Witz über den Stadtrand machen. Sowohl Spandau als auch Köpenick besitzen eine eigenständige mittelalterliche Stadttradition. So gingen sie aus slawischen Burgwällen hervor, erhielten bereits im Mittelalter das Stadtrecht und verfügen bis heute über gut erhaltene Altstadtkerne und eigene Vororte. Seit der Gründung Groß-Berlins im Jahr 1920 gehören sie zu den Bezirken der Stadt. Diese historischen Karten erzählen die Geschichte Berlins.

Trotzdem lassen sich die Spuren der eigenständigen Geschichte weiterhin an vielen Ecken erkennen: Der Kolk in Spandau ist eine der ältesten Nachbarschaften der Hauptstadt. Die niedlichen Häuser sind liebevoll restauriert und zwischen der historischen Schleuse an der Havel und Resten der mittelalterlichen Stadtmauer angesiedelt. Die Alte Kolkschenke wurde um 1750 erbaut. Ausgeschenkt wird hier aber leider nicht mehr. Zum Glück gibt es noch diese tollen Kneipen in Spandau.

Der Kietz in Köpenick ist dem Kolk in Spandau sehr ähnlich, nur liegt er auf der anderen Seite der Stadt. Hier stehen die ältesten Häuser von Köpenick. Einige von ihnen sind mehr als 200 Jahre alt. Zum ersten Mal erwähnt wurde der Fischerkietz 1355, bis 1898 war er eigenständig. Die eingeschossigen Gründerzeithäuser versprühen den Charme vergangener Zeiten. Sowohl der Kolk als auch der Kietz sind immer einen Ausflug wert. Tolle Orte in Köpenick findet ihr hier.

Die ältesten Häuser von Köpenick stehen im Fischerkietz. Foto: Imago/imagebroker

Spandauer Forst oder Müggelberge?

Der Spandauer Forst gehört zu den größten Waldgebieten Berlins. Foto: Imago/Metodi Popow

Berlin gehört zu den grünsten Hauptstädten der Welt. Einen nicht unwesentlichen Anteil an diesem Qualitätsmerkmal tragen die naturreichen Randbezirke bei. Denn Spandau und Köpenick haben nicht nur reichlich Wasser zu bieten, sondern auch weitläufige Waldgebiete. Der Spandauer Forst gehört mit 1347 Hektar Gesamtfläche zu den größten Waldgebieten Berlins. Hier gibt es alte Bäume, seltene Tiere, idyllische Lichtungen, verschiedene Naturschutzgebiete, Wildgehege – und sogar den mystischen Teufelsbruch, ein Moor unter dem ein ganzes Dorf versunken sein soll. Eine Mauerweg-Tour führt vom Spandauer Forst bis zum Waldkrankenhaus Spandau.

Auf der anderen Seite der Karte, an den Müggelbergen am Müggelsee, liegt das größte zusammenhängende Waldgebiet Berlins. Außerdem handelt es sich bei der grünen Hügellandschaft um die höchste natürliche Erhebung der Stadt. Und das Verrückteste: Auch hier gibt es ein Moor, das – wie sollte es anders sein – fast so heißt wie das Moor in Spandau. Teufelsbruch und Teufelsseemoor… Spandau, Köpenick, ihr habt so viel gemeinsam. Am besten erkundet man all das auf einem Waldspaziergang.

Das größte zusammenhängende Waldgebiet Berlins liegt an den Müggelbergen in Köpenick. Foto: Imago/Schöning

Havel oder Spree?

Die Spree fließt zwar auch durch Spandau: Auf die Havel ist Spandau aber besonders stolz. Foto: Imago/Schöning

Sowohl in Spandau als auch in Köpenick hat man seine ganz eigene Bindung zum Wasser. Wusstet ihr das der Name Spandau auf das slawische „Spandowe“ zurückgeht und „Zusammenfluss“ bedeutet? Passt gut, denn am schönen Lindenufer an der Altstadt fließen Spree und Havel ineinander. Spandau kann also auf beides stolz sein, vor allem aber ist es die prächtige Havel mit ihren idyllischen Inseln und gemütlich treibenden Booten, an der sich die Spandauer:innen zuhause fühlen. Weitere Lieblingsorte in Spandau stellen wir hier vor.

Der Name Köpenick hat natürlich auch was mit Wasser und Slawen zu tun. „Copnic“ bedeutet „Inselort“. Verdienter Titel, immerhin fließen hier am südöstlichen Stadtrand Dahme und Spree zusammen. Auch ein „Spandowe“ also. Die Spree verbindet Köpenick mit dem Müggelsee, Berlins größtem See. Wie es sich für den Bezirksnamen gehört, vereinte die mittelalterliche Stadt die Köpenicker Insel, die Schlossinsel und den Kietz. Überall Wasser. Kein Wunder, das Köpenick mit seiner wunderschönen Müggelspree, die auch liebevoll als Alte Spree bezeichnet wird, zu den schönsten Ausflugszielen der Stadt gehört. Die wichtigsten Berliner Gewässer stellen wir hier vor.

In Köpenick ist man stolz auf die hübsche Müggelspree. Foto: Imago/Zoonar.com/Maurice Tricatelle

Bier trinken in Spandau und Köpenick: Brauhaus Spandau oder Brauhaus Köpenick

Im Brauhaus Spandau gibt es das beliebte Spandauer Havelbräu. Foto: Imago/Sergej Glanze/Funke Foto Services

Das ganze Spazieren durch die Wälder, Ufergebiete und Altstadtgassen macht durstig. Ist doch klar. Und weil man in Spandau und Köpenick sehr viel Durst hat, haben beide Bezirke eine lange Biergeschichte zu erzählen. In der Schultheiss-Patzenhofer-Brauerei am Havelufer braute man bis 1992 das Lieblingsbier der Spandauer:innen: Schultheiss gibt es immer noch, allerdings wird das Pils heute genau wie das Köpenicker Pendant Berliner Bürgerbräu in einer Großbrauerei in Hohenschönhausen hergestellt. Berliner Bürgerbräu war bis zur Schließung 2010 die älteste Brauerei der Stadt. Das ikonische Gebäude am Müggelsee trägt noch immer den goldenen Schriftzug des Bieres. Auf dem Areal sollen bald Wohnungen entstehen, die Brauereigebäude aus den 1920er-Jahren stehen jedoch unter Denkmalschutz. Historische Brauereien und wie sie heute genutzt werden, stellen wir hier vor.

Über all die historischen Brauereien in Spandau und Köpenick könnte man ein Buch schreiben. Aber auch heute wird in den Bezirken noch gebraut – wenn auch in etwas kleineren Kesseln als damals. Nicht weit entfernt von der ehemaligen Schultheiss-Brauerei in Spandau, in der heute unter anderem Wellness betrieben und gewohnt wird, bietet das schön gelegene Brauhaus Spandau sein beliebtes Havelbräu an. Im Biergarten zwischen Kolk und Wröhmännerpark schmeckt das naturtrübe Bier besonders gut.

Auch herrlich gelegen ist die Schlossplatzbrauerei Coepenick. Der Name ist Programm. Doch nicht nur die Nähe zur prunkvollen Sehenswürdigkeit stellt ein Alleinstellungsmerkmal dar: Der Glaskasten ist die kleinste Brauerei Deutschlands. Hier wird auf gerade mal 35 Quadratmetern gebraut, gezapft und gepichelt. Das Köpenicker Moll ist eine Hommage an die Biertradition des Bezirks. Prost!

Die Schlossplatzbrauerei Köpenick ist Deutschlands kleinste Brauerei. Foto: Imago/Bernd Friedel

F10 oder F24?

Gerade im Sommer die beliebteste der BVG-Fähren: Die F10, die Wannsee und Alt-Kladow verbindet. Viel zu sehen gibt es auf beiden Seiten. Foto: Imago Images/Schöning.
Gerade im Sommer beliebt: Die F10, die Wannsee und Alt-Kladow verbindet. Viel zu sehen gibt es auf beiden Seiten. Foto: Imago/Schöning.

BVG-Fähren sind eine günstige und entspannte Alternative zu den Touri-Dampfern, die durch die Stadt fahren. Nicht, dass die großen Ausflugsschiffe schlecht wären, dass man die BVG-Flotte aber mit dem 49-Euro-Ticket oder einem Tagesticket von der BVG ohne Aufpreis nutzen kann, ist natürlich ein unschlagbares Angebot. Ja, der Berliner ÖPNV traut sich auch aufs Wasser. Davon gibt es ja zum Glück reichlich in dieser Stadt. Natürlich vor allem in Spandau und Köpenick. Mit der beliebten F10 tuckert man gemütlich über den Wannsee rüber nach Kladow. Hier im südlichsten Ortsteil Spandaus gibt es einiges zu sehen. Etwa die unbewohnte Insel Imchen, die für ihren Reichtum an seltenen Vögeln bekannt ist, oder die Promenade in Alt-Kladow, wo man einen der schönsten Spaziergänge in Spandau machen kann. Auf die F10 passen 300 Leute plus Fahrräder.

In Köpenick gibt es gleich mehrere Fähren. Die mit Abstand außergewöhnlichste von ihnen ist die F24. Das rote Boot hat keinen Benzin-, keinen Strommotor. Stattdessen: Armantrieb. Die F24 ist eine Ruderfähre! Richtig, hier wird nur mit Körperkraft übergesetzt, von den Spreewiesen nach Müggelheim, und das in wenigen Minuten. Auf das fünf Meter lange Boot passen acht Leute und sogar ihre Fahrräder. Nach der Überfahrt kann man auf die F23 umsteigen. Die hat sogar einen Motor. Auch eine Fahrt mit der F12 über die Dahme von Grünau in die Villenkolonie Wendenschloß ist immer ein schönes Erlebnis. Die gesamte BVG-Flotte stellen wir hier vor.

Das ist die F24 – nicht das Boot links, sondern wirklich das Ruderboot. In Köpenick gibt es einige Fähren – in ganz verschiedenen Größen. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Bauprojekte in Spandau und Köpenick: Waterkant oder BUWOG-Quartier?

Wohnen in Wassernähe. Ein Traum? Über das Großbauprojekt Waterkant in Spandau lässt sich streiten. Foto: Imago/Schöning

Köpenick und Spandau haben viel zu bieten. Die Stärken des Lebens am Berliner Stadtrand sind inzwischen den meisten bekannt. Nicht zuletzt treiben auch die hohen Mieten die Menschen aus dem Stadtzentrum. Und wer wohnt nicht gerne am Wasser? Es müssen also Wohnungen her. In beiden Bezirken wird ordentlich gebaut: An der Spandauer Havel entsteht das Waterkant mit 2.500 neuen Wohnungen. Über die grauen Klötze lässt sich jedoch streiten, denn viel Havelblick bleibt bei der dichten Bebauung nicht mehr. In Köpenick errichtet die BUWOG ganze Quartiere. Das klimaangepasste Quartier 52° Nord liegt direkt am Ufer der Dahme und orientiert sich am Konzept der Schwammstadt. Nachhaltiger als die Waterkant ist das allemal. Kritikpunkt: Es handelt sich größtenteils um hochpreisige Eigentumswohnungen. Sicher ist, dass beide Bezirke vor vielen Veränderungen stehen. Viele davon ähneln sich sicherlich. So wie immer irgendwie bei Spandau und Köpenick.

Auch das neue BUWOG-Quartier in Köpenick zeichnet sich durch Wassernähe aus. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Mehr zum Thema

Man muss ja nicht gleich an den Stadtrand ziehen, aber ein Ausflug lohnt sich allemal: Wer Berlin auf Spaziergängen erkunden will, findet hier tolle Routen. Ihr wollt die Stadt zu Fuß im Dunkeln entdecken? Späte Spaziergänge durch Berlin. Auf den Spuren der Geschichte seid ihr hier unterwegs bei den historischen Spaziergängen in und um Berlin. Wenn ihr den weiten Blick und viel Wasser genießen möchtet, haben wir besondere Tipps für Spaziergänge im Osten Berlins für euch. Was uns bewegt, erfahrt ihr in unserer Rubrik zum Berliner Stadtleben. Alles zu Berlins Vergangenheit lest ihr in unserer Geschichts-Rubrik. Ach, und die Bezirke behandeln wir eh immer wieder. Hier lest ihr all unsere Texte über Spandau. Und was wir über Köpenick berichten, erfahrt ihr übersichtlich hier.

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