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Die schönsten Kieze Berlins: Hier wird die Stadt so richtig liebenswert

Berlins Kieze könnten unterschiedlicher nicht sein. Manchmal sind es nur wenige Bahnstationen in eine andere Welt. Wir haben in der Redaktion gesammelt und stellen euch hier die unserer Meinung nach schönsten Kieze Berlins vor. Unterschiedlich, manchmal sehr einfach, manchmal erst nach einer Weile so richtig liebenswert. Aber immer eine Entdeckungstour wert.


Bergmannkiez: Kreuzberg trifft Gentrifizierung

Meist hohe Mieten, dafür mitten im Kreuzberger Leben – zumindest dem 61er: Der Bergmannkiez. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Der Bergmannkiez ist sicherlich einer der beliebtesten Kieze Berlins. Schon immer galt die Gegend, die früher Postbezirk 61 war, als aufgeräumter und bürgerlicher als 36, das Kreuzberg um Kotti, Görli und Schlesi. Die Bergmannstraße gilt aber längst als Inbegriff der Gentrifizierung. Schön bleibt es natürlich, nicht nur die Haupt-, sondern auch die Seitenstraßen sind nett und geprägt von Einzelhandel und Gastronomie. Bei Weilensee zum Beispiel gibt es handgefertigte Bilderrahmen zu kaufen, bei Ararat alles rund ums Papier.

In der Kellerbar Ernst mixen die Barkeeper:innen besonders leckeren Whiskey Sour, und bei Sushi Cube in der Zossener Straße gibt es günstiges und gutes Sushi. Fast noch ein Geheimtipp ist der Friedhof Dreifaltigkeit an der ruhigeren Hälfte der Bergmannstraße, deren Geschichte wir hier erzählen. Auf dem verwunschenen Friedhof stehen pompöse Mausoleen wohlhabender Berliner Familien und viele alte Bäume – beerdigt ist hier auch Felix Mendelssohn Bartholdy. Mehr Gräber von Berühmtheiten findet ihr hier. Xenia Balzereit 

  • Weilensee Bergmannstraße 9; Ararat Bergmannstraße 99A; Ernst Bar Solmsstraße 29; Sushi Cube Zossener Str. 18

Wrangelkiez in Kreuzberg: Berlin-Klischees und Herz

Gerade in den warmen Monaten ist der Wrangelkiez belebt – und belebend. Foto: Imago/F. Anthea Schaap

Hach ja, der Wrangelkiez. Wahrscheinlich die 45 Berliner Hektar, die von Tourist:innen aus aller Welt am meisten fetischisiert werden. Doch neben Multikulti-Romantik, lockerer Drogenpolitik und Altbauten leben und arbeiten im Wrangelkiez auch echte Menschen, die einen Besuch zu allen Tages- und Nachtzeiten wert machen. Das leckerste Menemen (türkische Frühstücksspeise) wird bei Sumak aufgetischt. Der Vintage-Shop Pink Cadillac ist trotz seiner einmaligen Auswahl an Second Hand und Fetish Wear ein echter Geheimtipp. Was man von der Traditionseisdiele Aldemir Eis nicht behaupten kann. Doch wenn man nach langer Wartezeit seine XXL-Cheesecake-Kugel in der warmen, selbst gemachten Waffel in der Hand hält und den Sonnenuntergang im Görli genießt, erträgt man auch die Tourist:innen. Mehr schöne Ecken und Kieze in Kreuzberg findet ihr hier. Lisa Levkic

  • Sumak Oppelner Str. 9; Pink Cadillac Wrangelstraße 55; Aledmir Falckensteinstraße 7

Tolle Märkte im Kollwitzkiez in Prenzlauer Berg

Der Wasserturm wurde 1877 gebaut und ist heute ein Symbol für den Kollwitzkiez. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Der Kollwitzkiez gehört zu den schönsten Ecken in Prenzlauer Berg. Namensgeberin für das Szeneviertel ist die Malerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz, die von 1891 bis 1943 hier lebte. Ein Besuch der Synagoge in der Rykestraße, einer der wichtigsten Orte des Judentums in Berlin, oder ein Picknick am Wasserturm sind vor allem bei gutem Wetter immer eine gute Idee. Sehr zu empfehlen ist auch der wöchentlich stattfindende Ökomarkt, einer der ältesten und vielfältigsten seiner Art, und der Bauernmarkt. Beide sind schon über die Kiezgrenzen hinaus bekannt und ziehen neben den Berliner:innen zunehmend Touris an. Trotzdem: Die regional produzierten Lebensmittel sind lecker, und bei gutem Wetter wird hier auch gerne musiziert und getanzt. Neben den großartigen Märkten hat der Kollwitzkiez auch Kulinarisches und ein entspanntes Nachtleben mit vielen Bars zu bieten. Emilia Lafleur

  • Kollwitzkiez Prenzlauer Berg, U-Bahnhöfe Senefelderplatz und Eberswalder Straße (U2), Tramlinien M2 und M10; Wochenmärkte am Kollwitzplatz Kollwitzstraße, Prenzlauer Berg, Do und Sa

Schillerkiez in Neukölln: Niemals sattsehen

Der Schillerkiez ist einer der schönsten Kieze in Berlin. Foto: Imago/Schöning

Ein tiefdunkles Cheesecake-Eis mit dem treffenden Namen „Darth Vader“ in der schönen Eisdiele Mos Eisley bestellen. Einkaufen in einem der schönsten Second-Hand-Läden Berlins oder im Buchhafen, eine unserer liebsten Buchhandlungen. Auf dem Markt am Herrfurthplatz Spezialitäten aus Portugal oder Afrika snacken. Direkt im wunderbaren Terz den Brunch-Teller vollladen. Sich in einer der vielen Bars die Nächte um die Ohren schlagen. Und dabei womöglich angeben mit den Zauber-Gimmicks, die man im Traditionsgeschäft Zauberkönig gekauft hat. Geht alles im Neuköllner Schillerkiez, ein kleines Idyll zwischen Hermannstraße und Tempelhofer Feld, wo Häuser von Bruno Taut und prächtige wilhelminische Bauten in Pastelltönen die ruhigen Straßen säumen.

Wer hier spaziert, wird sich nicht sattsehen können an einem der schönsten Kieze Berlins – sollte aber auch wissen: Von alternativer Kultur ist kaum etwas übrig, seit die linke Kiezkneipe Syndikat vertrieben wurde. Und wer auf den einschlägigen Portalen nach Wohnungen in der einstigen Einflugschneise des Flughafens Tempelhof sucht, wird richtig wütend über die Erkenntnis, dass am lässigen Leben dort ein fettes Preisschild hängt. Christopher Wasmuth

  • Mos Eisley Herrfurthpl. 6; Buchhafen Okerstraße 1; Schillermarkt auf dem Herrfurthplatz Mi und Sa; Zauberkönig Herrfurthstraße 6a

Helmholtzkiez in Prenzlauer Berg

Im Helmholtzkiez lassen sich viele nette Bars, Restaurants, Cafés und Geschäfte entdecken. Foto: Imago/Pop-Eye/Christian Behring

Der Helmholtzkiez im Prenzlauer Berg, auch liebevoll „Helmi“ genannt, ist tagsüber Anlaufpunkt zum Tischtennis spielen, oder um auf einer der vielen Sonnenbänke zu sitzen und anschließend mit oder ohne Hund eine quadratische Runde um den begrünten Helmholtzplatz zu drehen. Wenn man den Laufradius etwas erweitert, kann man zwischen den hübschen Altbauten aus der Gründerzeit spazieren gehen, sich durch die zahlreichen kleinen Boutiquen shoppen und sich von einer Straßenecke zur nächsten schlemmen. Für ein pochiertes Ei auf selbstgebackenem Sauerteigbrot lohnt sich immer ein Besuch im Café Frieda.

Wenn es warm ist, sollte man sich unbedingt durch die zahlreichen Eissorten der Eispatisserie Hokey Pokey probieren. Zwischen Sizilianischer Pistazie und Weißer Schokolade mit Passionsfrucht wird man hier bestimmt fündig. Abends muss man sich nicht entscheiden, ob man auf einen letzten guten Drink „zu mir oder zu dir geht“: man geht einfach ins „Zu mir oder zu dir“. Mehr schöne Kieze und Ecken in Prenzlauer Berg stellen wir hier vorLuisa-Marie Kauzmann

  • Café Frieda Lychener Str. 37;Eispatisserie Hokey Pokey Boutique Stargarder Str. 73; Zu mir oder zu dir Lychener Str. 15

Reuterkiez: Erleben zwischen Kreuzberg und Neukölln

Kaum zu glauben, dass da noch Stadt drumrum ist: das Maybachufer. Foto: Imago/Hoch Zwei Stock/Angerer

Zwischen Kreuzberg und Neukölln, zwischen der lauten Urbanstraße und dem grünen Maybachufer, steht der Reuterkiez für ein manchmal etwas chaotisches, insgesamt aber gleichzeitig auch entspanntes Miteinander. Die Menschen, die hier leben und Zeit verbringen, verfallen der freundlichen Atmosphäre im Kiez schnell. In den Seitenstraßen der Pannierstraße, die den Reuterkiez wie eine Hauptschlagader durchzieht, wechseln sich Kultur, Gastronomie und Gewerbe ab.

Es gibt viel zu sehen, zu schmecken und zu entdecken: Kleine, improvisiert wirkende Galerien und Urberliner Geschäfte haben sich neben anspruchsvollen Trinklokalen und Szene-Restaurants einquartiert, wo der entspannte Kellner aller gastronomischen Ambition zum Trotz in Jeans und Käppi bedient. An der einen Ecke die türkische Bäckerei, an der anderen die hippe Craft-Beer-Kneipe, in der nur Englisch gesprochen wird.

Die Seele des Reuterkiezes wird am besten spürbar, wenn man den nächsten sonnigen Tag abwartet, und dann an einem Markttag das Maybachufer hinunterschlendert, um sich danach in einem Kiezlokal am Weichselplatz oder in der Friedelstraße niederzulassen, und wie die Kiezbewohner:innen selbst, aus purer Lebenslust, das erste Bier schon vor vier zu bestellen. Schöne Orte am Landwehrkanal: Auf zu grünen Ufern. Rosi Steppat


Am Savignyplatz in Charlottenburg stöbern und genießen

Geschäfte, Restaurants, Bars, am Savignyplatz lässt es sich aushalten. Foto: Imago/Michael Kneffel

Der Savignyplatz ist ein historischer Platz in Charlottenburg, dessen Bebauung und Gestaltung in Teilen noch auf das Jahr 1862 zurückgeht. Prunkvolle Altbauten und uralte Platanen umranden die zentrale Parkanlage, die von der lebendigen Kantstraße durchkreuzt wird. Bereits bei den ersten Sonnenstrahlen trifft sich hier die Nachbarschaft zur gemeinsamen Erholung. Mittendrin, und doch angenehm entschleunigt lässt sich am Savignyplatz das Leben genießen.

Die gemütlichen Bummelstraßen, die am Platz aufeinandertreffen, beheimaten süße Cafés, feine Restaurants und urige Kneipen. Stadtbekannt ist das Traditionslokal Zwiebelfisch, in dem Alt-68er bei Bier und Hausmannskost auf Studierende treffen. Die Kantstraße hingegen ist ein Paradies für Feinschmecker. Besonders Fans der südostasiatischen Küche kommen hier auf ihre Kosten. Die Bücherläden im S-Bahnbogen gehören zu den schönsten der Stadt, und auch überall sonst reihen sich liebevoll geführte Geschäfte aneinander. Lennart Koch

  • Savignyplatz Charlottenburg; Zwiebelfisch Savignyplatz 7

Karl-August-Platz in Charlottenburg: Schöner Gegensatz

Die Verkehrsberuhigung der Krummen Straße macht das ganze Areal für andere Verkehrsteilnehmer:innen angenehmer. Foto: Imago/Stefan Zeitz

Ja klar, in Charlottenburg ist der Savignyplatz deutlich bekannter. Aber manchmal ist die zweite Geige das bessere Instrument. Auf dem Karl-August-Platz finden jede Woche zwei Märkte statt, immer mittwochs und Samstags. Und weil die Krumme Straße verkehrsberuhigt wurde, erobern die Fußgänger sich diesen Teil des Kiezes zurück. Der Bereich hinter der Kirche ist als Fußgängerzone gerade im Sommer Treffpunkt für Berufstätige in der Mittagspause und ein beliebter Weg für Menschen mit Hund. Zwei große Kinderspielplätze liegen nah beieinander. Alles in allem ist der Kiez einfach ein schöner Gegensatz zum Trubel an der Wilmersdorfer Straße. Mehr schöne Ecken und Kieze in Charlottenburg findet ihr hier. Miriam Kehrer


Mehr als nur Müll und Autolärm: Der Soldiner Kiez in Wedding

Ein zweites Leben für Müll – das Müllmuseum im Soldiner Kiez, der entschlossen werden will. Foto: Imago/Tagesspiegel

Bisschen dreckig ist er schon, der Soldiner Kiez. Na ja, auf den ersten Blick. Abschrecken sollte das aber nicht, dafür gibt es zu viel zu sehen. Da wäre etwa das Ballhaus Wedding, eine Kulturinstitution, die bereits 1889 eröffnete. Die beiden (noch) recht frischen Betreiber Djamila Rempel und Robert Bittner arbeiten daran, den Charme des einstigen Edelschuppens in der Wriezener Straße 6 aufrechtzuerhalten.

Sollte euch das Ballhaus zu schick sein, könnt ihr auch ins Müllmuseum in der Prinzenallee 39. Die Müllexponate erzählen die Geschichte des Soldiner Kiez. Naturfreund:innen können hingegen zum ElisaBeet, ein Gemeinschaftsgarten in der Triftstraße 2. Keine zigarettenstummelgepflasterten Straßen, sondern schöne Beete, viel Grün und ein herrlich rustikales Café aus Holz und Strohlehm. Ebenso gemütlich sind die Grünanlagen um die Panke, die durch den Bezirk fließt.

Übrigens: Im Soldiner Kiez finden sich sehr gute Restaurants. Für Gesundheitsfanatiker:innen gibt es etwa die vegetarischen Gerichte bei BAOBAB in der Soldiner Straße 41. Die ghanaische Erdnusssuppe allein ist schon einen Besuch wert. Fettiger und schwerer ist es hingegen im Frühstückshaus Joumaa in der Wollankstraße 27. Teigtaschen mit Gemüse- und Fleischfüllung, Hummus, Halloumi und viele weitere arabische Spezialitäten. Ja, der Bezirk ist vielleicht hier und da schmutzig, dafür aber charmant, abwechslungsreich und frei von der Pseudoästhetik, wie sie gerade in gentrifizierten Bezirken zum Vorschein kommt. Tim Kröplin

  • Ballhaus Wedding Wriezener Straße 6; Müllmuseum Prinzenallee 39; ElisaBeet Triftstraße 2, BAOBAB Soldiner Straße 41; Frühstückshaus Joumaa Wollankstraße 27

Sprengelkiez im Wedding

Die Sprengelstraße, die dem Sprengelkiez seinen Namen gibt. Es gibt viel zu entdecken. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Vom S-Bahnhof Wedding bis hinten ans Nordufer erstreckt sich dieser schöne kleine Kiez. Auf jeden Fall bunt, aber vielleicht nicht ganz so laut wie der Rest des Weddings. Ideal für schöne Spaziergänge im Frühling durch die süßen kleinen Seitenstraßen, die von der Müllerstraße abgehen, mit den bunten Hausfassaden. Ein Getränk in der Sonne schlürfen am versteckten Spreekanal am Nordufer im Sommer – hach, das geht schon gut. Abends dann in die schöne Bar Freya Fuchs oder, besonders gern, wenn der Biergarten geöffnet ist, im Eschenbräu und später dann noch ein kurzer Stopper beim freundlichen Späti in der Burgsdorffstraße Ecke Müllerstraße. Energie getankt wird dann beim leckersten Falafel Berlins in libanesisch-gastfreundlicher Atmosphäre beim „Libanon Falafel“. Mehr Kieze und schöne Ecken im Wedding stellen wir euch hier vor.

  • Frey Fuchs Tegeler Str. 34; Eschenbräu Triftstraße 67; Libanon Falafel Müllerstraße 165

Mehr zum Thema

Ihr sucht schöne Ziele? Wir haben jede Menge Ausflüge für euch. Der Landwehrkanal bietet einige schöne Ecken. Immer ein Thema hier: Gentrifizierung – Diese Kieze verändern sich oder haben es schon. Was uns sonst bewegt? Lest ihr in unserer Rubrik zum Berliner Stadtleben.

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