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Ab in den Norden

Aus Morjen wird Moin: Wo sich Berlin wie Norddeutschland anfühlt

Moin, ihr vermisst das Meer, die Möwen und den Matjes, wollt „Absolute Giganten“ nachspielen, aber seid 300 Kilometer vom Hamburger Hafen entfernt? Koiin Probleeeem: Auch in Berlin gibt es einige Orte, die mit etwas Fantasie und der richtigen Einstellung an Norddeutschland erinnern. Alte Häfen, weitläufige Rieselfelder oder Kneipen am Kanal: ein bisschen Nordstimmung in der Hauptstadt – grau ist es sowieso und ‘ne steife Brise weht hier ja eh immer.


Der Westhafen erinnert an den Alten Hafen in Wismar

Am Westhafen fühlt man sich ein bisschen wie in einer Hansestadt. Foto: Imago/imageBROKER/Lothar Steiner

Nicht nur die Hansestädte haben Häfen zu bieten. Natürlich fällt in Berlin alles etwas kleiner aus als in Hamburg, riesige internationale Containerschiffe sind breiter als die Spree, da kann man nichts machen. Trotzdem gibt es an den Seen, Kanälen und Flüssen einige Orte, die zumindest an kleinere Hafenstädte erinnern. Am Westhafen fühlt man sich zwischen den Speichern, Lagerhallen, Kähnen und Kränen ein bisschen wie in Wismar. Am Hafen Tempelhof gibt es heute ein Shopping-Center und 40 Liegeplätze für Boote bis zu 20 Metern Länge. Am Treptower Hafen kann man bei einem Matjesbrötchen den Ausflugsdampfern hinterherschauen – und wenn man mit der BVG-Fähre F10 am Kladower Promenadenhafen anlegt, könnte man sich so fühlen wie auf der HVV-Fähre zum Elbstrand. Zumindest ein bisschen.


Rieselfelder Karolinenhöhe könnte auch Dithmarschen sein

Die Rieselfelder Karolinenhöhe bei Gatow gehören zu den 20 Berliner Rieselfeldern. Foto: Imago/F. Anthea Schaap

Wie der Weg zum Strand: Flache Wiesen, so weit das Auge reicht, hinter den wenigen Bäumen am Horizont könnte sich auch ein Deich verstecken, und über die endlose Schotterpiste fährt nur selten ein Auto. Doch schlechte Nachrichten: Die Nordsee liegt leider nicht an den Berliner Rieselfeldern. 20 gibt es von ihnen in der Hauptstadt. Seit Ende des 19. Jahrhunderts wurden die weitläufigen Flächen zur Reinigung der Berliner Abwässer angelegt. Längst haben Klärwerke diese Aufgabe übernommen. Heute kann man sich hier entspannen, picknicken, spazieren gehen und sich ein bisschen so fühlen wie in Norddeutschland.


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Norddeutschland in Berlin: Flanieren in Alt-Tegel oder Grömitz

Grömitz oder Tegel? Alt-Tegel erinnert an norddeutsche Kurorte. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Im Norden von Berlin fühlt man sich an manchen Orten wie im Norden von Deutschland. Besonders Alt-Tegel könnte auch ein Kurort in Ostholstein sein. Das Restaurant Tegeler Seeterrassen sieht aufgrund seiner grauen Nachkriegsarchitektur und dem großen Panoramafenster mit Wasserblick so aus, als würden sich hier norddeutsche Rentner auf ein Flens und eine Ostseescholle treffen. Danach noch ein leckeres Eis und ein Promenadenbummel. In der Hafenbar unter den Seeterrassen spielen an drei Tagen die Woche Tribute Bands Oldies zum Mitsingen und das beste der 80er und 90er. Ein perfekter norddeutscher Tag in Nord-Berlin.

  • Tegeler Seeterrassen Wilkestraße 1, Alt-Tegel, Mo-Sa 12-20 Uhr, So 10-20 Uhr, online
  • Hafenbar Tegel Wilkestraße 1-5, Alt-Tegel, Do-Sa 20-24 Uhr, online

Befindet sich diese Windmühle in Britz oder in der Lüneburger Heide?

Die mehr als 150 Jahre alte Britzer Mühle ist immer noch im Einsatz. Foto: Imago/Jürgen Ritter

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es rund 150 Windmühlen in Berlin und den umliegenden, damals noch selbstständigen Dörfern. Acht davon sind der Stadt bis heute erhalten geblieben. Besonders faszinierend ist die 1865 erbaute Britzer Mühle, in der tatsächlich immer noch Mehl mit Windkraft gemahlen wird. Das historische Bauwerk, die umliegenden Wiesen und Obstbäume fühlen sich doch ein wenig fremd an in einem Ortsteil von Neukölln. Wenn man in die richtige Richtung schaut, könnte man meinen, man befände sich an einer Mühle auf dem Land im Norden. Zum Beispiel in der Lüneburger Heide.

  • Britzer Mühle Buckower Damm 130, Britz, weitere Infos zu Führungen, Brotverkauf und Öffnungszeiten hier

Durch den Kolk oder die Straßen von Ribnitz-Damgarten schlendern

Der Kolk: Alte Pflastersteine und Fachwerkhäuser wie in vielen norddeutschen Kleinstädten. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Der Kolk ist eine der ältesten Nachbarschaften Berlins. Die engen Gassen und liebevoll sanierten Fachwerkhäuser liegen zwischen der historischen Schleuse an der Havel und Resten der mittelalterlichen Stadtmauer auf der Altstadtinsel. Die Marienkirche ist Berlins zweitälteste katholische Kirche. Genug gehört, oder? Von hier aus kann man schöne Spaziergänge durch Spandau starten: Immer am Wasser lang, mit Blick auf die Zitadelle Spandau, vorbei an den Backsteinbauten der ehemaligen Schultheiss-Brauerei, alten Speichern, Inseln und ankernden Booten. Oder rüber in die Altstadt Spandau, deren Fußgängerzone auch in einer norddeutschen Kleinstadt liegen könnte. Am Lindenufer treffen Havel und Spree aufeinander. Die Havel entspringt in Mecklenburg-Vorpommern. Ja, Moin!


Fast wie an der Küste: Der Berliner Fischmarkt in Pankow

Fisch kaufen Berlin Frischen Fisch, vor allem aus heimischen Gewässern, bietet der Fischmarkt in Pankow.
Frischen Fisch, vor allem aus heimischen Gewässern, bietet der Berliner Fischmarkt in Pankow. Foto: Berliner Fischmarkt

Ja, tatsächlich: Berlin hat seinen eigenen Fischmarkt. In einer geräumigen Markthalle in Pankow wird montags bis samstags mit frischem und tiefgekühltem Fisch gehandelt. Der Fokus liegt auf Fangfrischem – die Ware wird vornehmlich aus heimischen Gewässern bezogen, aus Mecklenburg und von der Nord- und Ostsee. Daneben wird auch Fisch aus Norwegen, Irland und Schottland angeboten. Nach dem Einkauf kann man sich vor der Markthalle ein Bismarckbrötchen oder Räucherlachs reinpfeifen, ohne Angst vor hungrigen Möwen haben zu müssen.


Norddeutschland in Berlin: Wiesen und Wasser am Tegeler Fließ

Der Tegeler Fließ ist ein Naturparadies im Norden von Berlin, das an Norddeutschland erinnert. Foto: Imago/Achille Abboud

Denkt man an Norddeutschland, kommt man schnell auf Wasser und Wiesen. Die Mecklenburgische Seenplatte: überall diese herrliche Kombi aus grün und blau, bis auf ein paar Wanderer in Funktionskleidung weit und breit kein Mensch zu sehen, einfach toll. Doch auch Berlin hat für eine Großstadt sehr viel Natur aufzuweisen. Flüsse, Kanäle, Seen – Berlin ist nah am Wasser gebaut. Das Tegeler Fließtal im Norden der Hauptstadt ist das größte zusammenhängende Natura-2000-Gebiet in Berlin. Die Bachauenlandschaft setzt sich aus Bächen, Quellen, Teichen, Seen, Verlandungszonen, Erlen- und Grauweidenbrüchen, Mooren und Wiesen zusammen und bietet Lebensraum für seltene Pflanzen- und Tierarten. Ein wahres Naturparadies im Norden von Berlin, das durchaus an Norddeutschland erinnert.


Tempelhofer Hafen oder Hamburg?

Wer aus Norddeutschland kommt, denkt beim Anblick von Backstein an Heimat. Berlin bietet da aber auch viel: zum Beispiel das Ullsteinhaus in Tempelhof. Foto: Imago/Agefotostock/Ivan Dovin

Wohl kaum etwas ist so prägend für das Erscheinungsbild von Hamburg wie Backstein. Die rötlichen Fassaden prägen die Stadt so sehr, dass wohl alle, die Zeit dort verbracht haben, heimatliche Gefühle spüren, wenn sie andernorts auf ein verklinkertes Bauwerk blicken. Da und dort kann Berlin da sogar mithalten: Wer durch Bruno Tauts Schillerparksiedlung spaziert, die sogar zum Unesco-Welterbe zählt, denkt direkt an hanseatische Arbeitersiedlungen. So einen atemberaubenden Gesamtkomplex wie das Hamburger Kontorhausviertel hat Berlin zwar nicht zu bieten. Aber unsere expressionistische Architektur kann sich trotzdem sehen lassen. Das Tempelhofer Ullsteinhaus muss sich vor Fritz Högers Chilehaus nicht verstecken. Und von Funkhaus bis Haus des Rundfunks haben wir schon das ein oder andere architektonische Kleinod, das sich in Norddeutschland gut machen würde.

  • Ullsteinhaus Ullsteinstraße 114-142, Tempelhof

So könnte ein U-Bahnhof in Norddeutschland aussehen: Dahlem-Dorf

Der U-Bahnhof Dahlem-Dorf könnte künftige norddeutsche U-Bahnprojekte inspirieren. Foto: Imago/Schöning

Wie sähe wohl ein U-Bahnhof in Grönwohldshorst aus? Wahrscheinlich ein bisschen so wie der schöne U-Bahnhof Dahlem-Dorf. Reetdach, Holzfachwerk, Jägerzaun und ein dicker Ast über dem Eingang: Das passt doch wirklich gut in norddeutsche Dörfer. Dass in diesen kleinen Orten jemals eine U-Bahn fährt, ist unwahrscheinlich, dass sie so aussähen würden allerdings nicht.


Ankerklause: Auf dem Kanal nachts um halb 1

Stimmung wie auf St. Pauli, Uferidylle wie in Eppendorf: Die Ankerklause. Foto: Imago/Emmanuele Contini

In der Ankerklause steht die am besten kuratierte Jukebox der Stadt. Ludger Schallenberg, Co-Chef des Kultlokals, bestückt die Schatzkiste seit 1995 mit zeitgenössischen Juwelen und Klassikern. Kein Wunder, dass man in der urigen Hafenkneipe am Landwehrkanal nicht nur wegen Korn und Kümmel schnell ins Schunkeln kommt. Fast wie auf dem Kiez: Die spontanen Tanzpartys funktionieren immer. „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ und auf dem Kottbusser Damm. Den berühmten Shanty von Hans Albers musste Schallenberg übrigens aus der Jukebox schmeißen, weil bei der richtigen Stimmung irgendwann nichts anderes mehr gespielt wurde.

Es gibt viele Kneipen und Restaurants in Berlin, die einen maritimen Geist versprühen. Die legendäre Hafenbar in Mitte beispielsweise oder der Freischwimmer. Ins Schaukeln gekommen? Weitere tolle Orte für Drinks am Wasser stellen wir hier vor.

  • Ankerklause Kottbusser Damm 104, Neukölln, Mo–Di 10-2 Uhr, Mi-So 10-3 Uhr, online

Am Wannsee oder auf Sylt im Strandkorb sitzen

Am Wannsee oder auf Sylt? Könnte beides sein. Foto: Imago/Stefan Zeitz

Das Strandbad Wannsee ist das größte in Europa. Beim riesigen Wannsee denkt man wirklich nicht, dass man sich immer noch in einer Großstadt befindet. Bei dem richtigen Wetter und guter Laune fühlt man sich manchmal wirklich wie am Meer. Verstärkt wird dieser Eindruck durch den rund 1200 Meter langen und 80 Meter breiten Sandstrand. Der Sand stammt tatsächlich vom Timmendorfer Strand. Am Wannsee liegt man also im echten Ostseesand. Die Strandkörbe hingegen haben die nordseetypische eckigere Form – ja, da gibt es große Unterschiede – am Wannsee treffen also Nord- und Ostsee aufeinander. Weitere Infos zum Strandbad Wannsee gibt es hier.

  • Strandbad Wannsee Wannseebadweg 25, Wannsee, weitere Infos zur Saison und Öffnungszeiten hier

Das Schloss Köpenick oder das Schloss Ludwigslust bewundern

Besonders an grauen Tagen erinnert das Schloss Köpenick an einen Ausflug nach Norddeutschland. Foto: Imago/imageBROKER/Fotoatelier Berlin

Es wird prächtig: Berlin hat einige Schlösser zu bieten. Wer nicht genug von den eindrucksvollen Bauten bekommen kann, sollte mal Mecklenburg-Vorpommern besuchen. Hier stehen einige der berühmtesten Schlösser Deutschlands: Das sagenumwobene Schweriner Schloss zum Beispiel, in dem das Petermännchen umher spuken soll. Ganz so pompös waren die Preußen in Berlin dann doch nicht. Während das Schweriner Schloss der Legende nach 365 Türme und Türmchen haben soll, haben viele preußische Schlösser keinen einzigen. Trotzdem fühlt man sich am Schloss Köpenick, wie in der Altstadt des Bezirks insgesamt, ein bisschen wie in Norddeutschland. Das Wasser der Dahme, das Schloss, die Kirchtürme am Horizont und die weitläufigen Parkanlagen – und schon ist man an einem Schloss in Mecklenburg-Vorpommern. Vielleicht nicht Schwerin, aber einem kleineren. Wie Ludwigslust zum Beispiel.

  • Schloss Köpenick Schlossinsel 1, Köpenick, weitere Infos hier

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Viel weiter im Süden: An diesen Orten fühlt sich Berlin wie Italien an. Ganz besonders nah an der Hauptstadt liegt Polen. Wir erzählen, wo in Berlin man Spuren unseres Nachbarlandes Polen findet, von Pierogi über Gotzkowsky bis zu den Versagern. Berge, Seen, Käse: Die Schweiz ist mehr, als nur Hort für Reiche. Hier findet ihr ein Stück Schweiz in Berlin, von Käse und Schokolade bis hin zu Alphörnern. Royals, Rockstars und Rosinenbomber: Britisch in Berlin. Es gibt auch viel Frankreich in Berlin: Hugenotten, Galeries Lafayette, Restaurants und die Alliierten. Auch China hat Spuren in Berlin hinterlassen: Gärten, Restaurants und Pandas. 

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