U-Bahnlinien Berlin

Die U6 – Alt-Tegel bis Alt-Mariendorf: Von Nord nach Süd einmal durch Berlin

Die Berliner U-Bahn-Linie 6 führt vom hohen Norden in Tegel durch die historische Mitte bis in den Süden nach Alt-Mariendorf. Mit 29 Stationen und einer Länge von knapp 20 Kilometern gehört die violette Linie zu den längsten und ältesten U-Bahn-Strecken der Stadt.

Ihre Geschichte geht auf die 1920er-Jahre zurück, damals verkehrte sie in der Innenstadt unter der Bezeichnung „C“. Die Nummer 6 erhielt sie in den 1960ern, in jener Zeit erfolgte auch der umfangreiche Ausbau der Strecke. Wir zeigen euch die komplette U6, Station für Station, und geben Tipps für alle, die die Stadt unterirdisch erkunden wollen.


Alt-Tegel

Im Norden startet die U6 am U-Bahnhof Alt-Tegel. Foto: Imago/Jürgen Ritter
Im Norden startet die U6 am U-Bahnhof Alt-Tegel. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Tegel, eine von Wäldern und Wasser umgebene Idylle im Norden der Stadt. An den Seeterrassen kann man zu einer Dampferfahrt über den Tegeler See mit dem legendären Ausflugsschiff „Moby Dick“ aufbrechen, durch die Altstadt schlendern, das geschlossene Strandbad erforschen, einen Waldspaziergang machen oder mit den Kindern das Feuerwehrmuseum besuchen.

Dann aber los, ab in die U-Bahn! Am U-Bahnhof Alt-Tegel beginnt die Fahrt mit der U6 quer durch die Stadt. Bei der Eröffnung im Jahre 1958 hieß die Station allerdings einfach nur Tegel, der Vorsatz „Alt“ kam erst 1992 dazu.


Borsigwerke

Berliner Industriearchitektur am U-Bahnhof Borsigwerke. Foto: Imago/Jürgen Ritter
Berliner Industriearchitektur am U-Bahnhof Borsigwerke. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Zweiter Halt Borsigwerke. Hier schlug einst das industrielle Herz der Stadt. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts siedelten sich Fabrikanten rund um Berlin an und begannen mit der Massenproduktion. Die Industrialisierung nahm ihren Lauf und einer ihrer Berliner Vorreiter war der Unternehmer August Borsig.

Er ließ unweit von Tegel ein gewaltiges Areal mit Fabriken, Lagerhallen und Werkstätten errichten, von wo aus er ein Imperium startete und zum zweitgrößten Lokomotivhersteller Europas aufstieg. Ganz verschwunden ist die Marke nicht. Noch heute existieren Überbleibsel der legendären Firma in Tegel und die für Architekturfans sehenswerten Industriebauten sowieso. Zudem erinnert auch der Name des U-Bahnhofs an die Geschichte: Borsigwerke.


Holzhauser Straße

U-Bahn unter freiem Himmel – Holzhauser Straße. Foto: Imago/Jürgen Ritter
U-Bahn unter freiem Himmel – Holzhauser Straße. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Auch der U-Bahnhof Holzhauser Straße befindet sich über der Erde. Wer hier aussteigt, hat womöglich in der JVA Tegel etwas zu erledigen, das Gefängnis gehört zu den größten und ältesten Haftanstalten der Stadt. Zudem führt ein kleiner Trampelpfad unweit des Bahnhofs zu einem Waldstück und dem Flughafensee. In West-Berliner Zeiten gehörte die beim Bau des Flughafens entstandene Kiesgrube zu den beliebtesten Badeorten der Stadt. Zugegeben, die Gewässer-Auswahl war aufgrund der Mauer damals etwas geringer als heute. Hier geht es zu unseren liebsten Badeseen in Berlin und Brandenburg.


Otisstraße

Nicht viel los rund um die Otisstraße. Foto: Roehrensee/Wikimedia Commons/CC BY-SA 4.0
Nicht viel los rund um die Otisstraße. Foto: Roehrensee/Wikimedia Commons/CC BY-SA 4.0

Auch die Otisstraße zeugt von der Industriegeschichte im Norden Berlins. Allerdings ist der Namenspate des U-Bahnhofs der US-amerikanische Erfinder Elisha Otis, der nur wenig mit Berlin gemeinsam hatte. Immerhin kamen die Aufzüge seines Unternehmens vielfach auch in Deutschland zum Einsatz.

Bei der Eröffnung 1958 hieß der U-Bahnhof noch Seidelstraße, 2003 erfolgte die Umbenennung. Wer hier aussteigt, findet zahlreiche Kleingartenkolonien unweit eines Autobahnkreuzes vor. Auch von hier kommt man gut zum Flughafensee sowie zum rückwärtigen Bereich des Ende 2020 stillgelegten Flughafens Tegel.


Scharnweberstraße

Autobahnauffahrt am U-Bahnhof Scharnweberstraße. Foto: Imago/Jürgen Ritter
Autobahnauffahrt am U-Bahnhof Scharnweberstraße. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Am U-Bahnhof Scharnweber Straße endet die oberirdische Fahrt. Ab der nächsten Station geht es unterirdisch weiter. Hier beginnt die Stadt dichter zu werden, wer Reinickendorf erkunden will, kann hier aussteigen. Die Autobahn und mehrspurige Straßen dominieren, langsam verliert sich der ländlich-industrielle Charakter der Umgebung und weicht der eher urbanen Stimmung. Wobei der direkt an dem Bahndamm angelegte große Sportplatz, der ursprünglich dem U-Bahnhof mal den Namen „Sportplatz“ geben sollte, noch an die Weitläufigkeit Tegels erinnert.


Kurt-Schumacher-Platz

Wer wegfliegen wollte musste meist zum Kutsche. Heute ist am Kurt-Schumacher-Platz mehr Ruhe. Foto: Imago/Schöning
Wer wegfliegen wollte musste meist zum Kutsche. Heute ist am Kurt-Schumacher-Platz mehr Ruhe. Foto: Imago/Schöning

Der „Kutschi“, wie die Berliner den nach dem legendären SPD-Politiker bekannten Platz nennen, ist das Herz von Reinickendorf. Der „Clou“ ist ein beliebtes Einkaufszentrum im Bezirk, hier halten zahlreiche Busse, und früher stieg man hier um, wenn man zum Flughafen wollte. Auch der Zentrale Festplatz, ein recht absurder Ort, befindet sich in der Gegend.


Afrikanische Straße

Kolonialgeschichte und sozialer Wohnungsbau: Afrikanisches Viertel an der Afrikanischen Straße. Foto: Imago/Jürgen Ritter
Kolonialgeschichte und sozialer Wohnungsbau: Afrikanisches Viertel an der Afrikanischen Straße. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Wir haben Reinickendorf verlassen und sind jetzt mit der U6 in Wedding angelangt, im Prinzip also schon in Mitte, zu der der Wedding offiziell hinzuzählt. Wer am U-Bahnhof Afrikanische Straße aussteigt, findet sich in einer von Siedlungen aus den 1920er- und 1930er-Jahre geprägten Wohngegend wieder. Ein gutes Beispiel für die Berliner Moderne und den sozialen Wohnungsbau aus der Vorkriegszeit.

Allerdings spielt hier auch die deutsche Kolonialpolitik der Kaiserzeit eine Rolle. Bereits der Name „Afrikanisches Viertel“, wo es so einiges zu entdecken gibt, verweist auf dieses düstere Kapitel der deutschen Geschichte und auf die nach afrikanischen Staaten wie Ghana und Togo benannten Straßen.


Rehberge

Entlang der U6: Die grüne Lunge der Stadt zwischen Wedding und Reinickendorf – Volkspark Rehberge. Foto: Imago/Jürgen Ritter
Die grüne Lunge der Stadt zwischen Wedding und Reinickendorf – Volkspark Rehberge. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Unbedingt aussteigen. Am U-Bahnhof Rehberge befindet sich ein Highlight entlang der U6. Im Volkspark Rehberge in Wedding finden alle Platz zum Entspannen, Sporttreiben oder Spazieren. Der 78 Hektar große Park hat gleich drei Seen: Entenpfuhl, Sperlingsee und Möwensee. Diese bieten eine perfekte Landschaft für einen ausgedehnten Spaziergang. Wer sich für Kunst und Kultur interessiert, kann dem Rathenau-Denkmal und Wilhelm Haverkamps „Ringer“-Plastik einen Besuch abstatten. 


Seestraße

Das sehen nur wenige: Die BVG U-Bahn Hauptwerkstatt in der Seestraße. Foto: Imago/Tagesspiegel
Das sehen nur wenige: Die BVG U-Bahn Hauptwerkstatt in der Seestraße. Foto: Imago/Tagesspiegel

Der Wedding kommt, das schreiben, auch wir, die Journalisten dieser Stadt immer wieder. Und teilweise stimmt das auch, neue Bars, zugezogene Hipster und Kunstprojekte vermischen sich mit den alteingesessenen Bewohnern und kleinen Läden, die es hier schon immer gibt.

Das britische Time Out Magazine hat den Wedding 2019 zum viertcoolsten Kiez der Welt gekürt. Hier sind 12 Tipps für den Berliner Szene-Bezirk. Und auch der Schillerpark und das Kombibad Seestraße, eines der beliebtesten Berliner Freibäder, befinden sich in der Nähe des U-Bahnhofs.

Für die BVG ist der U-Bahnhof aus anderem Grund von Bedeutung, die Hauptwerkstatt der U-Bahn hat hier ihren Sitz.


Leopoldplatz

Entlang der U6: Alte Nazarethkirche am Leopoldplatz. Foto: Imago/Schöning
Alte Nazarethkirche am Leopoldplatz. Foto: Imago/Schöning

Der „Leo“ ist eine weitere Weddinger Berühmtheit. Richtig schön ist der Leopoldplatz ja nicht, aber ziemlich geschäftig und wer einkaufen will, findet dazu allerlei Möglichkeiten, nicht nur in dem imposanten Karstadt direkt am Ausgang des U-Bahnhofs. Zudem gibt es hier die erste Umsteigemöglichkeit in eine andere U-Bahn, wer will kann ab hier mit der U9 zum Ku’Damm fahren und weiter nach Steglitz, oder in die andere Richtung bis zur Osloer Straße.

Wer sich für Stadtgeschichte und Kirchenarchitektur interessiert kann am Leopoldplatz aber auch eine Entdeckung machen. Die kleine und auf den ersten Blick wenig spektakuläre Alte Nazarethkirche am Leopoldplatz wurde von keinem Geringerem als dem großen preußischen Baumeister Karl-Friedrich Schinkel entworfen.

Sie gehört damit zu den vier Vorstadtkirchen Schinkels, die weiteren sind die Elisabethkirche in Mitte, die Johanniskirche in Moabit und die Paulskirche am Gesundbrunnen. Eingeweiht wurde der von der italienischen Romantik inspirierte Ziegelbau im Jahre 1835.


Wedding

Einst war der Wedding rot, am U-Bahnhof Wedding dominiert Orange. Foto: A. Savin/Wikimedia Commons/CC BY-SA 3.0
Einst war der Wedding rot, am U-Bahnhof Wedding dominiert Orange. Foto: A. Savin/Wikimedia Commons/CC BY-SA 3.0

Die Geschichte Weddings ist ebenso von schummrigen Arbeiterkneipen geprägt, wie von politischen Unruhen und revolutionären Ideen. So hält sich der Beiname des Bezirks „Roter Wedding“ immer noch in den Köpfen der alten Berliner. Auch wenn man heute vermutlich lange nach waschechten Kommunisten in der Gegend suchen müsste. Dennoch ist die Geschichte des Bezirks und seiner Hauptschlagader, der Müllerstraße, ziemlich spannend und lädt zu Stadterkundungen ein.


Reinickendorfer Straße

Der U-Bahnhof Reinickendorfer liegt direkt am Gebäude der Bayer Pharma AG. Foto: Imago/Doris Spiekermann-Klaas/Tagesspiegel
Der U-Bahnhof Reinickendorfer liegt direkt am Gebäude der Bayer Pharma AG. Foto: Imago/Doris Spiekermann-Klaas/Tagesspiegel

Unweit des Nordhafens, gleich an der einstigen Grenze zwischen West- und Ost-Berlin, steht die Bayer-Schering-Zentrale. Der Chemieriese gehört zu den großen internationalen Playern der Branche. Ansonsten ist der U-Bahnhof Reinickendorfer Straße von Wohnblöcken aus den 1970er- und 1980er-Jahren umgeben, wer Richtung Gerichtstraße abbiegt, kommt recht bald zum Silent-Green-Kulturquartier, einem der schönsten Veranstaltungsorte der Gegend, wenn nicht der ganzen Stadt.


Schwartzkopffstraße

Die BND-Zentrale am U-Bahnhof Schwarzkopffstraße. Foto: Imago/PEMAX
Die BND-Zentrale am U-Bahnhof Schwarzkopffstraße. Foto: Imago/PEMAX

Der U-Bahnhof Reinickendorfer Straße war der letzte Halt in West-Berliner Zeiten, anschließend ging es einst im Schneckentempo unter Ost-Berlin hindurch. Wir sind jetzt in Mitte. Die Strecke der U6 verläuft hier unter der Chausseestraße, einer Verlängerung der Weddinger Müllerstraße.

Bis 1990 gehörte „Stadion der Weltjugend“, wie der Bahnhof zu DDR-Zeiten offiziell hieß, zu den „Geisterbahnhöfen“. Entlang der U6 gab es insgesamt fünf davon und auch die U8 hatte mehrere. Dabei handelte sich um alte U-Bahnhöfe, die zwar zum Streckenverlauf der von der West-Berliner BVG betrieben U-Bahnlinien gehörten, sich jedoch auf Ost-Berliner Gebiet befanden. In der Mauerzeit wurden sie stillgelegt und streng bewacht. In schummriges Licht getaucht, waren die baufälligen Bahnsteige, über die einsame Soldaten streiften, eine gespenstische Erscheinung.

Nach der Wiedervereinigung wurde der Bahnhof in Schwarzkopffstraße umbenannt, auf dem Gelände des nicht mehr existierenden Stadions der Weltjugend entstand die gewaltige BND-Zentrale. Allein um dieses Architektur-Monstrum zu sehen, lohnt es sich, hier kurz auszusteigen.


Naturkundemuseum

Entlang der U6: Auch das berühmte Naturkundemuseum liegt an der U6. Foto: Imago/Raimund Müller
Auch das berühmte Naturkundemuseum liegt an der U6. Foto: Imago/Raimund Müller

Der U-Bahnhof Naturkundemuseum erzählt ein gutes Stück Berliner Stadtgeschichte. Schließlich nähert sich die U6 hier immer mehr dem historischen Zentrum der Stadt. Anfangs hieß er Stettiner Bahnhof, passend zu dem längst verschwundenem Fernbahnhof gleichen Namens.

In DDR-Zeiten wurde er in Nordbahnhof umbenannt, dann hieß er von 2001 bis 2009 Zinnowitzer Straße und nun trägt er den Namen des unweit gelegenen Naturkundemuseums, in dem man eine der besten naturwissenschaftlichen Sammlungen des Landes bewundern kann.


Oranienburger Tor

Blick vom U-Bahnhof Oranienburger Tor in Richtung Friedrichstraße. Foto: Imago/Christian Spicker
Blick vom U-Bahnhof Oranienburger Tor in Richtung Friedrichstraße. Foto: Imago/Christian Spicker

Vom Oranienburger Tor ist es nicht weit zu einem der schönsten Berliner Friedhöfe, dem Dorotheenstädtischen Friedhof wo unter anderem Bertolt Brecht, Heiner Müller und Heinrich Mann ihre letzte Ruhestätte fanden. Direkt daneben findet man Brechts Wohnhaus, in dem heute regelmäßig Literaturveranstaltungen stattfinden. Auch die Neue Synagoge in der Oranienburger Straße ist sehenswert sowie die vielen Cafes und Läden auf dem Weg zum Hackeschen Markt.

Besonders spannend ist natürlich das Grundstück gleich an der Ecke Oranien- und Friedrichstraße. Um 1910 befand sich hier die Friedrichstraßenpassage, die zu den aus dem Stadtbild längst verschwundenen Berliner Kaufhäusern und Konsumtempeln gehört.

Nach der Wende besetzte eine Künstlerinitiative die halb abgerissene Ruine und das dazugehörige Areal und gründete darin das Künstlerhaus Tacheles mit Kino, Theater, Konzertsaal und Ateliers. Heute gehört der Ort zu den größten Bauprojekten der Stadt. Finanzkräftige Investoren errichten dort einen Stadtblock mit Büro- und Geschäftsräumen sowie zahlreichen Kulturinstitutionen.


Friedrichstraße

Das Herz der Stadt – Die Friedrichstraße. Foto: Imago/Andreas Gora
Das Herz der Stadt – die Friedrichstraße. Foto: Imago/Andreas Gora

Kaum eine Straße symbolisiert Berlin so gut wie die Friedrichstraße. Der Bahnhof Friedrichstraße gehört zu den berühmtesten Verkehrsknotenpunkten der Stadt. Die Hauptader der historischen Mitte hat eine bewegte Vergangenheit. Sie beginnt Ende des 17. Jahrhunderts, als ihr Namensgeber, Friedrich I., der König von Preußen, den Ausbau des Berliner Zentrums vorantrieb. Hier erzählen wir die Geschichte der Friedrichstraße entlang von 12 Fotos

Neben der U6 halten hier auch die S-Bahn sowie Regional- und Fernbahnen sowie die Straßenbahn. Eine Besonderheit: Zur Mauerzeiten lag der U-Bahnhof zwar auf Ost-Berliner Gebiet, dennoch hielt die U6 hier und die West-Berliner durften in die S-Bahn umsteigen.


Unter den Linden

Der neue U-Bahnhof Unter den Linden. Foto: Imago/Future Image
Der neue U-Bahnhof Unter den Linden. Foto: Imago/Future Image

Um den neuen U5-Bahnhof barrierefrei zu gestalten, fielen 2012 genau 54 Linden der Säge zum Opfer. Berlins beliebtester Boulevard ist seither allerdings wieder aufgeforstet und seit Ende 2020 direkt mit der U-Bahn zu erreichen.

Hier kann man in die verlängerte U5 umsteigen oder die feinsten Adressen Berlins auskundschaften. Die Staatsoper liegt in unmittelbarer Nähe, ebenso die Komische Oper, die Humboldt-Universität und die Friedrichstraße mit ihren vielfältigen Geschäften. 


Französische Straße

Entlang der U6: Im Dezember 2020 wurde der Betrieb vom U-Bahnhof Französische Straße eingestellt. Foto: Imago/Stefan Zeitz
Im Dezember 2020 wurde der Betrieb vom U-Bahnhof Französische Straße eingestellt. Foto: Imago/Stefan Zeitz

Der 1923 in Betrieb genommene U-Bahnhof Französische Straße befindet sich im geschäftigen Zentrum Berlins, direkt an der Kreuzung Friedrichstraße und Französische Straße. Damit liegt er einfach zu nah an dem neuen Bahnhof der U5, Unter den Linden. 

Die Lösung der Verkehrsplaner lautete: Schließung. Keine neue Situation für den U-Bahnhof. Schon zu Mauerzeiten hat man den U-Bahnhof Französische Straße, ebenso wie weitere Stationen der U6 und auch der U8, die unter Ost-Berlin verliefen, vom Netz genommen. Damals aus politischen Gründen. Hier erzählen wir die Geschichte von diesem und elf anderen verschwundenen Berliner Bahnhöfen.


Stadtmitte

Immer viel los rund um den U-Bahnhof Stadtmitte. Foto: Imago/Jürgen Ritter
Immer viel los rund um den U-Bahnhof Stadtmitte. Foto: Imago/Jürgen Ritter

Büros und Geschäftshäuser, dazwischen schlendernde Touristen und hastige Menschen, die zum nächsten Termin eilen. Wer am Umsteigebahnhof Stadtmitte, hier kreuzt die U6 die U2, hinausgeht, steht inmitten des Trubels. Doch nicht weit entfernt befindet sich einer der schönsten und historisch bedeutendsten Plätze der Stadt, der Gendarmenmarkt.

Zwischen Französischem Dom und Deutschem Dom thront das Konzerthaus. Die drei eindrucksvollen Gebäude prägen den Gendarmenmarkt, der vielen als schönster Platz Berlins gilt, als edle Wohnanschrift ebenso wie als Aushängeschild wichtiger öffentlicher und privater Institutionen.


Kochstraße

Entlang der U6: Kreuzung Kochstraße und Friedrichstraße. Foto: Imago/Doris Spiekermann-Klaas/Tagesspiegel
Kreuzung Kochstraße und Friedrichstraße. Foto: Imago/Doris Spiekermann-Klaas/Tagesspiegel

Der U-Bahnhof Kochstraße war bis zum Mauerfall wieder der erste Halt in West-Berlin. Nach Tegel, Reinickendorf, Wedding und Mitte sind wir nun im nächsten Bezirk angekommen: Kreuzberg. Wer hier aussteigt, befindet sich im Herzen des historischen Zeitungsviertels, noch heute haben die Springer-Zeitungen „Welt“ und „Bild“ ihre Redaktionen um die Ecke und auch die „taz“ sitzt unweit des U-Bahnhofs.

Für Berlinbesucher gibt es aber meist einen ganz anderen Grund, hier auszusteigen. Der Checkpoint Charlie verband im geteilten Berlin den sowjetischen mit dem US-amerikanischen Sektor. Nur hier konnten Militärangehörige, Diplomaten und sonstige Funktionäre der BRD die Grenze passieren, ohne einer Kontrolle durch NVA-Soldaten ausgesetzt zu sein. Für West-Berliner, die die Hauptstadt der DDR besuchen wollten, war der Grenzübergang dagegen nicht zuständig.


Hallesches Tor

Die AGB ist nicht weit oder man steigt um in die U1, am U-Bahnhof Hallesches Tor. Foto: Imago/Steinach
Die AGB ist nicht weit oder man steigt um in die U1, am U-Bahnhof Hallesches Tor. Foto: Imago/Steinach

Von den vielen Bibliotheken, die Berlin zu bieten hat, ist die Amerikanische Gedenkbibliothek, kurz AGB, vielleicht die berühmteste. Natürlich neben der Stabi, der Staatsbibliothek. Wer in alten Zeitschriften stöbern will, Fachbücher, Bestseller und Klassiker ausleihen möchte oder an Tonträgern und Filmen interessiert ist, die es nicht einmal im Internet gibt, steigt am U-Bahnhof Hallesches Tor aus. In die U1 bzw. U3 kann man hier auch umsteigen.


Mehringdamm

Entlang der U6: Der Kultimbiss Curry 36 am Mehringdamm. Foto: Imago/Joko
Der Kultimbiss Curry 36 am Mehringdamm. Foto: Imago/Joko

Am Mehringdamm aussteigen, heißt in ein Gewimmel aus Restaurants, Bars, Second-Handläden und Buchgeschäfte abzutauchen. Der Bergmannkiez lockt mit ungezählten Einkaufsmöglichkeiten und kulinarischen Angeboten aus aller Welt. Hier schlägt das Herz von Kreuzberg 61, dem etwas bürgerlicheren Teil des mythenumworbenen Bezirks.

Direkt am Ausgang stößt man gleich auf die erste Kiez-Legende, die Currywurst-Bude Curry 36. Hier stehen bis tief in die Nacht die Leute und mischen sich mit der Meute, die gleich nebenan bei Mustafa für den Gemüsekebap ansteht. Eine Currywurst bei Curry 36 ist nicht nur lecker, sondern auch ein soziales Erlebnis!


Platz der Luftbrücke

Eingang zum U-Bahnhof vom Tempelhofer Damm aus, rechts der Columbiadamm. Foto: Imago/Klaus Martin Höfer
Eingang zum U-Bahnhof vom Tempelhofer Damm aus, rechts der Columbiadamm. Foto: Imago/Klaus Martin Höfer

Der Flughafen Tempelhof, den die Nazis als Teil der „Welthauptstadt Germania“ planten, ist schon seit Jahren stillgelegt, die gewaltigen Gebäude am U-Bahnhof Platz der Luftbrücke sind aber natürlich noch erhalten. Heute dienen sie als Büroflächen, vor allem der Berliner Polizei, aber auch Startups und Privatunternehmen.

Der heutige Name des U-Bahnhofs, der einst „Kreuzberg“ hieß, stammt von dem Platz vor dem Flughafen und dem berühmten Luftbrückendenkmal, das die Berliner auch gerne „Hungerharke“ nennen. Es erinnert an die Zeit der Berliner Blockade in den späten 1940er-Jahren, als alliierte Flugzeuge West-Berlin monatelang aus der Luft versorgen mussten. Viele Piloten der „Rosinenbomber“ kamen damals bei tödlichen Unfällen ums Leben. Das Denkmal würdigt ihren Einsatz für die Stadt.


Paradestraße

Auf zum Tempelhofer Feld. Foto: Imago/Stefan Zeitz
Auf zum Tempelhofer Feld. Foto: Imago/Stefan Zeitz

Willkommen in Tempelhof, dem letzten Bezirk auf der langen Reise der U6. Am U-Bahnhof Paradestraße kann man zum einen die so genannte Fliegersiedlung besichtigen, ein Ensemble von zauberhaften Reihenhäusern, die in den 1920er-Jahren für Mitarbeiter des Flughafens gebaut wurden, oder man quert den Tempelhofer Damm und geht auf das Tempelhofer Feld.

Das Tempelhofer Feld ist weltweit bekannt. Als das ehemalige Flughafengelände teils bebaut werden sollte, scheiterte das Vorhaben nach einem Volksentscheid 2014 grandios. Die Freizügigkeit erlaubt in einer zusehends zugebauten Stadt den Blick in die Ferne. Jeder findet hier seine Ecke, von Biker über Jogger bis hin zum Kitesurfer. Der Platz ist zwar geschichtsträchtig, aber auch Ausdruck des urbanen Lebensgefühls, etwa in den kleinen Gärten an der Neukölln-Seite des Feldes.


Tempelhof

Die U6 fährt in den U-Bahnhof Tempelhof ein. Foto: Imago/Frank Sorge
Die U-Bahn fährt in den U-Bahnhof Tempelhof ein. Foto: Imago/Frank Sorge

Nach Alt-Tegel, Wedding und Friedrichstraße kann man auch am U-Bahnhof Tempelhof in die S-Bahn umsteigen. Hier kreuzt die U6 den Südring, zudem befindet sich direkt am Ausgang die Autobahnauffahrt Tempelhof. Ansonsten bietet die Gegend relativ wenig, der Tempelhofer Damm ist auf dieser Seite eine reine Wohngegend, allerdings kommt man auch von hier auf das Tempelhofer Feld.


Alt-Tempelhof

Entlang der U6: Dorfkirche in Alt Tempelhof. Foto: Imago/Schöning
Dorfkirche in Alt Tempelhof. Foto: Imago/Schöning

Unter den vielen schönen Berliner Parks ist der Alte Park in Tempelhof eine Besonderheit. Er ist weniger bekannt als die Parks in Kreuzberg, Friedrichshain oder Tiergarten, ist aber eine kleine Oase der Ruhe und gehört zu den schönsten Orten im Bezirk.

Die Geschichte des Parks reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück, inmitten der Anlage befindet sich der Klarensee, gleich daneben steht die Alte Dorfkirche, die der Situation eine dörfliche Atmosphäre inmitten der Stadt verleiht. Besonders bei Joggern ist der Park beliebt.


Kaiserin-Augusta-Straße

Entlang der U6: Karstadt am Tempelhofer Damm. Foto: Imago/Raimund Müller
Karstadt am Tempelhofer Damm. Foto: Imago/Raimund Müller

Noch vor dem Ersten Weltkrieg ließ der jüdische Kaufmann Edmund Elend an der Berliner Straße/Ecke Friedrich-Wilhelmstraße ein großes Kaufhaus bauen. Beeindruckt von den Konsumtempeln in Mitte und Charlottenburg, investierte Elend in weitere Kaufhausprojekte jenseits des Stadtzentrums und wurde so etwas wie der Hermann Tietz von Tempelhof.

1913 baute der Unternehmer an der Ecke Tempelhofer Damm und Kaiserin-Augusta-Straße, direkt dort wo heute die U6 hält, ein neues Warenhaus, das vielen Berlinern heute als Karstadt Tempelhof gut bekannt sein dürfte. Das Kaufhaus wurde von den Nazis „arisiert“ und unter dem Namen „Sera“ weitergeführt. 1967 übernahm Karstadt den Standort.


Ullsteinstraße

Eingang zum U-Bahnhof Ullsteinstraße, dahinter das Ullsteinhaus. Foto: Imago/Michael Schulz
Eingang zum U-Bahnhof Ullsteinstraße, dahinter das Ullsteinhaus. Foto: Imago/Michael Schulz

Das Ullsteinhaus ist ein Architekturdenkmal, einst residierte dort der gleichnamige Verlag, jetzt dient es als Bürofläche für Startup-Unternehmen. Meist aber steigt man am U-Bahnhof Ullsteinstraße aus, um in die Viktoriastraße einzubiegen, dort befindet sich die ufaFabrik.

Sie ist vielleicht das beste Beispiel für eine friedliche und bis heute erfolgreiche Besetzung in Berlin. 1979 besetzte eine Kommune, die bis dahin eine Fabriketage in Schöneberg bewohnte, das Gelände, auf dem sich ein stillgelegtes Filmkopierwerk befand, das einst der UFA gehörte.

Die Besatzer richteten über die Jahre die Gebäude und Grünflächen her und wandelten das heruntergekommene Areal in ein alternatives Wohn- und Kulturzentrum um. Heute befinden sich dort Veranstaltungsräume, ein Café, ein Kinderbauernhof, die berühmte Bäckerei und eine Kinderzirkusschule. Hier schlägt das kulturelle Herz des Bezirks.


Westphalweg

Der U-Bahnhof Westphalweg in Tempelhof. Foto: Imago/Michael Schulz
Der U-Bahnhof Westphalweg in Tempelhof. Foto: Imago/Michael Schulz

Mittlerweile fährt die U6 hier nicht mehr unter dem Tempelhofer sondern unter dem Mariendorfer Damm, auf der Höhe des U-Bahnhofs Westphalweg befindet sich der Volkspark Mariendorf, der immer einen Besuch wert ist und auch von Berliner Parkfans aus anderen Bezirken geschätzt wird. Etwas nördlich des Parks stößt man außerdem auf den recht großen Dreifaltigkeitsfriedhof III, dessen Beschaulichkeit und Ruhe inspirierend wirken. Ein guter Ort, um Ruhe zu finden.


Alt-Mariendorf

Rennen auf der Trabrennbahn Mariendorf. Foto: Imago/Marius Schwarz
Rennen auf der Trabrennbahn Mariendorf. Foto: Imago/Marius Schwarz

Endstation Alt-Mariendorf. Die U6 hat ihr Ziel im Süden Berlins erreicht. Hier endet das urbane Tempelhof und geht über in die weitläufigen und von Einfamillienhäusern, Grünflächen und Wohnsiedlungen geprägten Ortsteile Marienfelde, Britz und Lankwitz.

Vom U-Bahnhof Alt-Mariendorf erreicht man relativ schnell den Britzer Garten, in den 1980er-Jahren Schauplatz der Bundesgartenschau und heute immer noch einer der schönsten Parks der Stadt sowie die Trabrennbahn Mariendorf (Foto). Ein Muss für jeden Berliner und Berlinbesucher!

Bei Wurst und Bier kann man hier den Pferden bei den Rennen zusehen und sich dem Glücksspiel widmen. Denn nur wer auf Sieg oder Platz setzt, kann die Stimmung richtig nachvollziehen. Da reichen auch schon 50 Cent oder ein Euro – und wer weiß, mit etwas Glück ist das Geld für die Wurst wieder drin!


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